Bauwerk

EM Stadion Klagenfurt
Albert Wimmer ZT GmbH - Klagenfurt (A) - 2007

„Zwei Stadien in einem“

Der Architekt Albert Wimmer erläutert seinen Entwurf für das Klagenfurter Stadion

9. März 2005 - Oliver Elser
Es wird langsam Zeit, ihn den österreichischen Stadion-Experten zu nennen. Für Architekt Albert Wimmer ist der Bau des Klagenfurter Stadions bereits die dritte Arena, die in seinem Wiener Büro geplant wird. Er war bereits in Salzburg und Innsbruck tätig, bezeichnet die drei Stadien aber im Gespräch mit dem STANDARD als jeweils „einzigartige Aufgabenstellungen“.

Während in Innsbruck und Salzburg zunächst Bauten für eine Besucherzahl von jeweils rund 18.000 Fans entstanden, die bis zur Europameisterschaft noch aufgestockt werden müssen, wird das Klagenfurter Stadion gleich von Beginn an 30.000 Zuschauer aufnehmen können. Diese Größe wird für die drei Klagenfurter EM-Vorrundenspiele benötigt. Danach aber wäre es viel zu groß und wird daher auf 12.000 Plätze zurückgebaut.

Diesen Prozess der kontrollierten Schrumpfung zu bewältigen ist nicht nur eine gestalterische, sondern auch eine logistische Aufgabe. Denn es wäre, so Wimmer, nicht nur „enttäuschend, wenn das Stadium nach der EM nur noch halb so groß ist“, sondern auch, wenn für die demontierten Teile keine weitere Verwendung gefunden werden könnte.

Das Stadion ist daher so angelegt, dass sich aus den Bauteilen, die nur für die EM-Spiele benötigt werden, ein zweites Stadion bauen lässt. Über einen möglichen Standort weiß Wimmer noch nichts zu sagen, für ihn zählt zunächst nur, dass es überhaupt möglich ist, diese Form von „Nachhaltigkeit“ zu realisieren. Die Wiederverwertbarkeit betrifft vor allem die Tribünen. Da sie aus Stahl konstruiert sind, können sie anderorts wieder aufgestellt werden.

Ob zur Europameisterschaft, oder danach - das Stadion steht unter einem hohen Verwertungsdruck. In der langen Rampe, die sich durch einen Park in die Zuschauerbereiche hineinzieht, sieht der Architekt nicht nur einen Naherholungsraum. Hier soll bei Veranstaltungen „Geld eingespielt werden“, etwa durch Verkaufs- oder Verpflegungsstände.

Eine Entwicklung wie in Deutschland oder der Schweiz, wo Sportstadien mit Shoppingmalls kombiniert werden um ihre wirtschaftliche Basis zu verbreitern, hält Wimmer zwar für interessant, „aber dafür hat Klagenfurt nicht das Potenzial“. Stattdessen wird dem Fußball-Kessel ein Ballsportzentrum und eine Fußballakademie zugeordnet. Diese sollen für zusätzliche Auslastung sorgen.

Finden Konzerte oder andere Veranstaltungen statt, wird der Rasen einfach abgedeckt. „Die Lösung, den Rasen wie auf einem Tablett herauszufahren um dadurch angeblich flexibel zu sein hat sich nicht bewährt“, so der Architekt.

Er träumt davon, dass sich das Stadion zu einem öffentlichen Ort entwickelt, „ähnlich einem Marktplatz“. Wenigstens zur EM dürfte dieser Wunsch in Erfüllung gehen.

teilen auf

Für den Beitrag verantwortlich: Der Standard

Ansprechpartner:in für diese Seite: nextroomoffice[at]nextroom.at

Akteure

Architektur

Bauherrschaft

Tragwerksplanung