Bauwerk

Alte Universität Graz - Umbau und Restaurierung
Alfred Bramberger - Graz (A) - 2005
Alte Universität Graz - Umbau und Restaurierung, Foto: Paul Ott
Alte Universität Graz - Umbau und Restaurierung, Foto: Paul Ott
Alte Universität Graz - Umbau und Restaurierung, Foto: Paul Ott
Alte Universität Graz - Umbau und Restaurierung, Foto: Paul Ott
6. Juli 2005 - HDA
Im Gebäude der ehemaligen Jesuitenuniversität sollte ein flexibel zu gestaltender und für alle zeitgemäßen Anforderungen an Logistik und Service adaptierbarer Repräsentationsbereich geschaffen werden, der in Formgebung und Materialwahl sowohl diesen Funktionsanforderungen als auch dem historischen Ambiente des Gebäudes sowie dem Wunsch, einen „Herzeigebereich“ zu schaffen, gerecht wird.

Seit der Entscheidung im Wettbewerbsverfahren Ende 1999, ist nach einer intensiven Phase der Erforschung, Analyse und denkmalpflegerischen Befundung, sensiblen Planung und EU-weiter Ausschreibung ein Musterbeispiel für die Revitalisierung einer historisch wertvollen Bausubstanz realisiert worden, das gerade durch seine Situierung im Ensemble der Stadtkrone von Graz von herausragender Bedeutung ist. Der Gebäudekomplex aus dem 17 Jh. hat in seiner 400-jährigen Geschichte – von 1607 bis 1773 als Aula, von 1781 bis 1905 als Universitäts-Bibliothek und von 1905 bis 2000 als Landesarchiv – jeweils als Hort des Wissens und der Wissensvermittlung gedient.

Nun beginnt eine neue Periode mit einer neuen Nutzung für dieses altehrwürdige Gebäude, wobei der Geist dieses Hauses weiter wirken und die Benutzer in seinen Bann ziehen wird. Der vollkommen restaurierte spätbarocke Saal der Aula bietet Platz für die Repräsentationsveranstaltungen des Landes, die nun in unmittelbarer Nachbarschaft zur Burg stattfinden werden. Als Veranstaltungszentrum für bis zu 800 Gästen in zentralster Lage bietet sich das Haus für alle Arten von Empfängen, Präsentationen, Díner, Kammerkonzerten und sogar Ausstellungen an. Sowohl die technische Infrastruktur einschließlich Klimatisierung und neuester Lichttechnik als auch die aufwändige Medienausstattung sind auf dem letzten Stand der Technik und dennoch für den Besucher fast unsichtbar im wertvollen mit üppiger Freskomalerei dekorierten Ambiente eingebaut.

In drei von sechs im Erdgeschoss gelegenen ehemaligen Hörsälen ist nun das neue Medienzentrum Steiermark untergebracht. Die anderen Hörsäle sind in ihrer Funktion als Cafè und Garderobe der Öffentlichkeit zugänglich. Durch die Medienausstattung können diese Räume im Erdgeschoss mit dem Saal im Obergeschoss für Großereignisse vernetzt werden.

Der erforderliche Raum für die dienenden Funktionen wie Catering-Küche, Tisch- und Stuhllager sowie Technikräume, wurde durch die Unterkellerung des gesamten Gebäudes geschaffen.

Für die Unterbringung der notwendigen Fluchttreppen und Lüftungsanlagen wurde an die Hoffassade ein Stahlgerüst mit all diesen Funktionen angedockt, das die Forderungen des Denkmalschutzes ideal erfüllt, da es als vollkommen reversible Intervention konzipiert ist. Ein Gewebe aus Edelstahldraht verhüllt die technische Infrastruktur ohne sie zu verstecken – sie ist als weitere Schichtung dieser Fassade erkennbar. Bei einer künftigen Nutzungsänderung – in unserer schnelllebigen Zeit kann das schon in einigen Jahrzehnten möglich sein – lässt sich die gesamte Konstruktion restlos demontieren. Übrig bleiben acht Bohrungen in der Außenmauer, die nur vermauert und verputzt werden müssen, um den ursprünglichen Zustand des 20 Jh. wieder herzustellen.

Nach außen manifestiert sich der Umbau lediglich durch zwei subtile Eingriffe in die Fassade, die der Haupterschließung des Gebäudes dienen. Axial vom Freiheitsplatz liegt der neue Haupteingang; eine ehemalige Durchfahrt wird zum Foyer, die neue Hauptstiege liegt bereits im Nachbargebäude. Ein halbes Gewölbejoch wurde dafür entfernt, der Rest des Gewölbes mit einer gekrümmten Betonwand gestützt.

Das neue Stiegenhaus wird durch ein Kunstwerk des steirischen Künstlers Fritz Panzer zum Prunkstiegenhaus aufgewertet. Die Drahtskulptur eines barocken Lusters wirft ihren Schatten als Schattenriss gleich einer Zeichnung auf eine mit weißem Stukko überzogene Wand. Der Besucher geht durch diese Installation gleichsam unter der Geschichte des Hauses in das neu adaptierte Gebäude. Er erreicht einen mit geräucherter und gebeizter Eiche dunkel gestalteten Empfangsraum, bevor er die hell erstrahlende Aula in ihrem barocken Glanz betritt.
(Text: Architekt)

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Für den Beitrag verantwortlich: HDA

Ansprechpartner:in für diese Seite: Karin Wallmüllerbaudatenbank[at]hda-graz.at