Bauwerk

Medienturm Graz
Architekturbüro Plottegg - Graz (A) - 1999
Medienturm Graz, Foto: Architekturbüro Plottegg
Medienturm Graz, Foto: Architekturbüro Plottegg
Medienturm Graz, Foto: Architekturbüro Plottegg
19. Oktober 2005 - HDA
Plotteggs gebaute „Striche“ haben eine Ästhetik der Poesie, obwohl sie der Funktion gehorchen. Sie stellen nichts dar, sie sind, was sie sind und sind deswegen ent-sprechend. So gesehen ist das Stiegenhaus des Medienturms der Inbegriff von Stiegenhaus, obwohl es singulär ist.

Fast könnte man versucht sein, die Stahlkonstruktion, die mittels Lift und Treppen den Wasserturm nun als Medienturm für die Öffentlichkeit zugänglich macht, für sich alleine zu betrachten; so sind die Räume, die das offene Stiegenhaus nun erschließen, nicht nur die Räume des alten Turmes, vielmehr sind es eben auch jene Räume, die für Medienunternehmen, in Ausstellungen und Diskussionen in den diversen Veranstaltungen des Medienturms umrissen werden, die in konkreter Form umschrieben werden.

Der 36,5 Meter hohe Wasserturm selbst wurde im Zuge der Erweiterung des seit 1876 bestehenden Schlachthofs im Süden von Graz zwischen 1914 und 1917 errichtet. Mittels Pumpwerk wurde das Wasser aus der darunter liegenden, über neun Meter tiefen Brunnenanlage in den Wasserbehälter mit einem Fassungsvermögen von 50.000 Litern gepumpt und von dort mit dem notwendigen Druck in die Schlachthofhallen zur Reinigung geleitet. Mit dem Ausbau der öffentlichen Wasserleitungen verlor der Turm seine Bestimmung; damit aber war auch der Erhalt des im Stil eines mittelalterlichen Wehrturms mit Heimatstil- und sezessionistischen Details errichteten Turms in Frage gestellt.

Nach Ende der Nutzung des alten Schlachthofes im Besitze der Stadt Graz sind mehrere Versuche, dem Turm eine neue Bestimmung zu geben, gescheitert, nicht zuletzt an den äußerst schwierigen Rahmenbedingungen, fehlende Infrastruktur und eine knifflige baurechtliche Situation: Es gab so gut wie keinen Spielraum, der Turm ist laut Bauordnung ein Hochhaus, Stiegenhaus war keines vorhanden, im Keller der Brunnen, im Erdgeschoß eine Trafostation - beide in Betrieb - nicht zu vergessen, die Anforderungen des Denkmalschutzes.

Schließlich wurde der Turm 1997 vom jetzigen Besitzer erworben und steht seit 2000 als sogenannter „Medienturm“ mit entsprechend moderner Infrastruktur und als ungewöhnlicher Veranstaltungsort zur Verfügung. „Das Ergebnis ist in jeder Beziehung eine auslizitierte Lösung“, wie Architekt Manfred Wolff-Plottegg schildert.

Mit der nordseitig vorgebauten Stahlkonstruktion ist das Gebäude nun über Lift und Treppe wieder für die Öffentlichkeit zugänglich. „Die ursprünglich geplante Medienfassade kann ja nach wie vor gemacht werden; aber vorerst wird nun daneben ein Neubau mit denselben Stahlkonstruktions-Strichen, und Lift-/Treppen Funktionen für die Galerie Edition Artelier (mit einer Peter-Kogler-Print-Fassade) errichtet“, so Wolff-Plottegg.
(Text: Jörg Kindermann)

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Ansprechpartner:in für diese Seite: Karin Wallmüllerbaudatenbank[at]hda-graz.at

Akteure

Architektur

Bauherrschaft
Rudolf Schilcher

Tragwerksplanung