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Details

Adresse
Gedenkstätte, 54421 Hinzert, Deutschland
Fotografie
Norbert Miguletz
Wettbewerb
2003
Ausführung
2004 - 2005

Preise und Auszeichnungen

Balthasar-Neumann-Preis 2008, Anerkennung
2008 DAM Preises für Architektur in Deutschland 2007
2008 AAA Austrian Architecture Award, Anerkennung

Publikationen

db deutsche bauzeitung, Balthasar-Neumann-Preis 2008, Konradin Medien GmbH, Leinfelden-Echterdingen 2008.
Steeldoc, Kultur- und Gedenkstätten, Hrsg. Stahlbau Zentrum Schweiz, Stahlbau Zentrum Schweiz, Zürich 2007.
werk, bauen + wohnen, Stoff und Zeit, Verlag Werk AG, Zürich 2006.
A10, new European architecture #8, A10 Media BV, Amsterdam 2006.

Presseschau

11. Januar 2006 Hubertus Adam
Neue Zürcher Zeitung

Irritierender Körper

Die KZ-Gedenkstätte Hinzert im Hunsrück

Nahe der Ortschaft Hinzert im Hunsrück wurde in den Jahren 1938 und 1939 ein «Polizeihaft- und Erziehungslager» für die am Bau des Westwalls eingesetzten Arbeiter eingerichtet. Es wurde 1940 als Konzentrationslager der SS unterstellt und in die Vernichtungsmaschinerie des NS- Staats integriert. Mehr als 13 000 Männer, viele von ihnen Widerstandskämpfer aus dem besetzten Luxemburg, waren in Hinzert interniert und wurden als Zwangsarbeiter ausgebeutet.

Nach Kriegsende liess die französische Militärregierung einen Ehrenfriedhof anlegen; 2002 beschloss der Landtag von Rheinland-Pfalz die Errichtung eines Dokumentations- und Begegnungszentrums. Den Architektenwettbewerb im Jahr darauf gewann das in Frankfurt und Saarbrücken ansässige Team Wandel, Hoefer, Lorch und Hirsch, bekannt geworden durch das Mahnmal Börneplatz in Frankfurt, das Mahnmal Deportationsbahnhof Grunewald in Berlin und durch die neue Dresdner Synagoge. Das im vergangenen Dezember eröffnete Gebäude beschränkt sich nicht auf eine dienende Rolle. Mit gedenkstättenspezifischen Pathosformeln aber operiert das Bauwerk ebenfalls nicht. Gleichwohl ist das Dokumentationszentrum in höchstem Masse irritierend - es entzieht sich den üblichen Kategorisierungen. Die Architekten entwarfen eine Hülle aus rostigem, 12 Millimeter starkem Cortenstahl, die aus winklig zueinander versetzten Dreiecken besteht. Dadurch steift sich die Struktur aus, wird tragfähig; sie ist Tragwerk und Fassade zugleich. Die Formgebung des Äusseren zeichnet sich auch im Inneren des Gebäudes ab: Wände und Decken bestehen aus dreieckigen Birkensperrholzplatten, auf welche die Texte und Fotos der Ausstellung unmittelbar aufgedruckt sind.

Mit Hilfe computergesteuerter Fertigungsverfahren ist ein ebenso expressiver wie verstörender Bau entstanden, der wie ein Fremdkörper in der Landschaft liegt und sich doch in diese einfügt; der spröde und starr wirkt, doch zugleich auch geschmeidig, fast organisch.

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