Bauwerk

Österreichische Botschaft
Hans Hollein - Berlin (D) - 2000
Österreichische Botschaft, Foto: Reinhard Görner / ARTUR IMAGES
Österreichische Botschaft, Foto: Reinhard Görner / ARTUR IMAGES

Die österreichische Note

Der Neubau der österreichischen Botschaft in Berlin ist der erste Auftrag, den Österreichs Stararchitekt Hans Hollein im Auftrag der Republik erfüllt.

5. Juli 2001
Hans Hollein ist Österreichs architektonischer Botschafter in Berlin. Der Pritzker-Preisträger, der in letzter Zeit durch seine Albertina-Pläne und die erneute Diskussion um das Museum im Salzburger Mönchsberg in aller Munde ist, konnte 1997 einen EU-weiten Wettbewerb, an dem sich 201 Architekten beteiligt hatten, für sich entscheiden.


Zeichen setzen

Die besondere Herausforderung bestand darin, quasi das Entree zum neuen Botschaftsviertel zu gestalten. Der Standort befindet sich im Spannungsfeld des Kulturforums mit der Philharmonie und seinen Galerien, dem Tiergarten und den neuen politischen Bauten der deutschen Hauptstadt.

Hollein realisierte diese Aufgabe auf einem Grundstück an der Ecke Tiergartenstrasse/Stauffenberggstraße, nur wenige Meter vom einstigen Standort der österreichischen Gesandtschaft während der Zwischenkriegszeit entfernt. In etwas mehr als zweijähriger Bauzeit wurde ein dreiteiliger Komplex errichtet, der in seiner Formensprache an das gerade eröffnete Museumsquartier von Ortner & Ortner erinnert. Markantestes Signal: ein ellipsoider, flossenartig geschwungenen und mit Kupfer verkleideten Baukörper.


Wirtschaft vor Kultur

Im Neubau waren Verwaltungs- und Büroräume von Botschaft und Konsulat sowie Repräsentationsräumlichkeiten ebenso unterzubringen wie die Residenz des Botschafters. Später kam die Forderung nach einem eigenen Bereich für die (bisher getrennt von der Botschaft untergebrachte) Wirtschaftskammer hinzu. Auf eigene Räume für ein österreichischen Kulturinstitut (oder „Kulturforum“) wurde dagegen verzichtet, doch steht mit einem Ausstellungsbereich sowie einem Saal für rund 150 Besucher auch Platz für diverse kulturelle Aktivitäten zur Verfügung.


Zentrale Halle

Die mehrteilige Aufgabe löste der Architekt durch drei Bauteile, die sich, ineinander verschoben, um eine hohe, von oben mit Tageslicht versorgte Eingangshalle gruppieren. „Es erschien psychologisch wichtig, in einer Botschaft im Inneren einen großen, hohen, zentralen lichtdurchfluteten Raum zu haben, der nicht von der Außenwelt einsehbar ist“, hielt Hollein anlässlich einer Ausstellung seines Projektes fest.

Die beiden fast parallel geführten, rechtwinkeligen Baukörper für Residenz und Arbeitsräume werden so von der geschwungenen Form des Repräsentationsbaus zusammengehalten. „In der Dialektik der Außen- und Innenbereiche und der melodiösen Kurven im Kontrast zu den strengen Kuben kann wohl auch eine österreichische Note entdeckt werden“, so Hollein.


Eröffnung in der Mercedes-Botschaft

Rund 205 Millionen Schilling hat der Bau, der über eine Nettogrundrissfläche von 6400 qm verfügt und von der Bundesimmobiliengesellschaft langfristig an die Republik Österreich vermietet wird, gekostet. So selbstbewusst und repräsentativ er angelegt ist - für seine prunkvolle Einweihung hat er sich dennoch als zu klein erwiesen. Der festliche Österreich-Abend am 5. Juli mit 600 geladenen Gästen findet in der Niederlassung von Mercedes-Benz statt.

Das Wiener Staatsopernballett unter der Leitung von Renato Zanella hat dafür eigens eine Choreografie „Wien grüßt Berlin“ zusammengestellt, die an diesem Abend zum ersten Mal zur Aufführung kommen wird. Ferner werden die Sopranistin der Wiener Staatsoper Ildiko Raimondi Arien österreichischer Komponisten und das Ensemble des Berliner Theaters des Westens Auszüge aus dem Musical „Falco Meets Amadeus“ darbieten.


Historische Bezüge

Botschafter Markus Lutterotti ist auf Grund der historischen Entwicklung nach dem Fall der Mauer der erste für ganz Deutschland zuständige österreichische Botschafter in Berlin seit dem Ersten Weltkrieg. Bis dahin hatte Fürst Hohenlohe die Monarchie im deutschen Reich vertreten. In der Zwischenkriegszeit residierten in Berlin lediglich österreichische Gesandte.

Die k.u.k-Botschaft war verkauft, ein Objekt in der unmittelbaren Nachbarschaft des Grundstücks der heutigen Hollein-Botschaft erworben worden. 1938 wurde das Haus von den Nationalsozialisten eingezogen, im Krieg bombardiert. Nach dem Krieg verkaufte Österreich die Ruine. Der Botschafter in der Bundesrepublik Deutschland amtierte ab da in Bonn, jener in der DDR in Ostberlin.

teilen auf

Für den Beitrag verantwortlich: ORF.at

Ansprechpartner:in für diese Seite: nextroomoffice[at]nextroom.at

Akteure

Architektur

Bauherrschaft

Tragwerksplanung

Fotografie

Bildagentur

ARTUR IMAGES