Bauwerk

Penfold's Magill Estate
Allen Jack & Cottier - Adelaide (AUS) - 1996
Penfold's Magill Estate, Foto: Farshid Assisi
Penfold's Magill Estate, Foto: Farshid Assisi
Penfold's Magill Estate, Foto: Roman Hollenstein
Penfold's Magill Estate, Foto: Farshid Assisi

Ein Glaspavillon im Weinberg

1. Dezember 1997 - Roman Hollenstein
Als Gartenstadt mit Bauten der Jahrhundertwende lockt Adelaide, die Metropole Südaustraliens, Touristen an. Von hier aus pilgern sie dann zu den Rebgütern im Barossa Valley. Dabei wartet schon viel näher ein erster Höhepunkt auf historisch und architektonisch interessierte Weinliebhaber: das Magill Estate am Fuss der Mount Lofty Ranges am Ostrand der Stadt. Hier wurde 1844 von Christopher Rawson Penfold der Grundstein zu einer der berühmtesten Kellereien des Landes gelegt. Allmählich wuchs das Gut zu einem verwinkelten Dorf mit malerischen Produktions-, Verwaltungs- und Wohngebäuden.

Wirtschaftliche Probleme brachten dann diesen geschichtsträchtigen Ort, der heute als nationales Kulturerbe gilt, in Gefahr. Der Komplex dämmerte dem Verfall entgegen. Durch den Bau von Villen waren die Rebberge auf fünf Hektaren geschrumpft. 1990 wurden die Penfolds-Kellereien von Southcorp übernommen; und die neue Besitzerin bestimmte den Magill Estate zum Aushängeschild von Penfolds. Sie beauftragte das Architekturbüro Allen, Jack und Cottier aus Sydney mit der Renovation des Gutes und mit dem Bau eines Restaurants.

Bekannt geworden waren die drei Architekten als Protagonisten der Sydney School. Diese Bewegung wandte sich Ende der fünfziger Jahre von der funktionalistisch unterkühlten Nachkriegsmoderne ab und plädierte für eine malerische Baukunst, bei der die lokale Bautradition und der Bezug zur Landschaft eine zentrale Rolle spielen sollten. Allen, Jack und Cottier realisierten vielbeachtete Wohn- und Schulbauten; von ihnen stammen aber auch die bedeutendsten neuen Weinkellereien Australiens: der Rothbury Estate im Hunter Valley und die von einem scheunenartigen Hauptgebäude beherrschte Domaine Chandon Winery in Coldstream.

Für Keith Cottier, den kreativen Kopf des Büros, ist das Shed - der einfache Schuppen - Inbegriff der ländlichen Baukunst Australiens. In den siebziger Jahren hatte er fast gleichzeitig mit Glenn Murcutt das Shed und die Veranda, das andere Charakteristikum der australischen Architektur, für sich neu entdeckt. Er errichtete weit offene, dem Klima angepasste Wohnhäuser aus Stahl, Glas und Holz, in einem Mies van der Rohe verpflichteten «Ethno-High-Tech», die sich durch grosse Detailsorgfalt ausweisen. Diese Liebe zum Detail führte beim Magill Estate zu einer vorbildlichen Restaurierung der altehrwürdigen Bauten, und die Auseinandersetzung mit Klima, ruraler Architektur und neuster Technik machte das Herzstück der Anlage, das neue Restaurant, zu einem kleinen Juwel.

Obwohl prominent über dem Rebberg gelegen und eng mit dem historischen Komplex verflochten, ordnet sich der rechtwinklig zum Küchengebäude entlang der Nordsüdachse errichtete Restauranttrakt harmonisch ins Gesamtbild ein. Dieser als «verglaster Aussenraum unter einer schwebenden Dachplatte» konzipierte japanisch elegante Pavillon, der an milden Tagen fast ganz geöffnet werden kann, ist gleichsam die Neuinterpretation des australischen Verandahauses. Über eine Treppe erreicht man vom Rebberg her den Eingang. Ein Bassin, geteilt von einer Betonwand, bildet hier den neuen, an Mies van der Rohes Barcelona-Pavillon erinnernden Mittelpunkt der Gesamtanlage. Mit seiner Transparenz erzeugt das Restaurant einen reizvollen Kontrast zu den alten Bruchsteinbauten; und der mit eleganten Designermöbeln eingerichtete Speisesaal gewährt einen Panoramablick auf Stadt und Meer. Zwölf verchromte Stahlträger, auf denen das Metalldach ruht, und ein hölzerner, den Abgang zum Weinkeller markierender Buffeteinbau setzen hier die einzigen Akzente in einer Architektur, die ihre Qualität aus der Reduktion zu schöpfen weiss.

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