Bauwerk

Hotel Tulbingerkogel
Archisphere, Superreal - Mauerbach (A) - 2001
Hotel Tulbingerkogel, Foto: Bill Lorenz
Hotel Tulbingerkogel, Foto: Bill Lorenz
27. März 2003 - Az W
Den einzigartigen Fernblick von einer hölzernen Aussichtswarte am Tulbingerkobel habe vor 100 Jahren schon Adalbert Stifter genossen. In den 1930er Jahren enstand hier ein Berghotel, das 1951 in den Besitz der Familie Bläuel überging, die das Haus auch heute noch führt. archisphere, die 1999 zunächst mit dem Umbau bestehender Seminarräume beauftragt wurden, verweisen auf die wechselvolle architektonische Vorgeschichte des Hotels: Begonnen wurde es von einem lokalen Baumeister, weitergebaut von den damals noch unbekannten Architekten Fellerer/Wörle, für die Erweiterung aus den 1970er Jahren liegt sogar ein Plan von Clemens Holzmeister vor, der dann nicht zur Ausführung kam. Allerdings konnte Clemens Holzmeister 1966 am Tulbingerkogel einen Aussichtsturm (Stahlbeton) mit Treppenspirale errichten, der entfernt an den Uhrturm im Strandbad Gänsehäufel von Feller/Wörle erinnert.

Wie sieht nun ein Hotel heute aus, das sich als „Bewahrer der Kunst behaglichen Landlebens“ versteht? Archisphere hat nicht nur in den Seminarräumen, sondern auch im Wellnessbereich und an der Fassade Hand angelegt, weiters galt es, sechs aussichtsreiche Zimmer zu entwerfen. Bei heruntergelassenen Außenjalousien wird das Hotel zum Abbild des Waldes, der hier einmal stand. Durch die mit einer „Baumtapete“ bedruckten Rollos verfremdet die Fassade des Gebäudes in einem ironischen Mimikry-Spiel den „natürlichen“ Waldhintergund, während die Balkonbrüstungen aus unbehandelten Akazienholz mit der Zeit den Grauton der umgebenden Buchenstämme angenommen haben.

Für die Gestaltung der Zimmer war die Fernsicht auf den Schneeberg bestimmendes Thema. Eine sechs Meter breite Glasfront öffnet die schlicht möblierten Räume nach Süden, das Bad ist nicht durch eine Trennwand separiert, sondern durch eine Glasscheibe als Teil des Raumes deklariert.

Die landschaftliche Besonderheit des Bauplatzes mitten im Wald war auch für die Gestaltung des Wellnessbereichs inspirierend. Ein sehr langes, schmales Außenschwimmbecken (das im Wasser- und Energieverbrauch herkömmlichen Poolvarianten entspricht) geht an seiner Südkante nahtlos in den Himmel über. Sauna, Dampfbad, Kneippbecken und Duschen sind in einem skulpturalen orangen Baukörper zusammengefasst, der solitär und raumtrennend im offenen und farblich zurückhaltenden Wellnessbereich liegt. (Text: Gabriele Kaiser)

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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzigwelzig[at]azw.at

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