Bauwerk

Zweifamilienhaus Glanegg
maxRIEDER - Grödig (A) - 1992
Zweifamilienhaus Glanegg, Foto: Margherita Spiluttini
Zweifamilienhaus Glanegg, Foto: Margherita Spiluttini
14. September 2003 - Az W
Die Landschaft im Salzburger Moos ist nicht mehr unberührt: Hundert Meter östlich neben dem Baugrund stakt eine Hochspannungsleitung auf mächtigen Masten quer durchs Tal; und dreihundert Meter westlich verläuft die Autobahn. Einige hohe Bäume stehen nahe dem Zweifamilienhaus in der fast kahlen Ebene.
Die einfache Struktur des Entwurfs zeigt sich im Schnitt. Elf hölzerne Rahmen definieren einen, in drei Geschoße unterteilten Großraum. Davon sind mehrere Nebenräume abgetrennt. Im Grunde handelt es sich um eine Art „Loft“, die spätere Unterteilungen zuläßt. Interessant ist die formale und funktionale Durchdringung von Tragwerk, Konstruktion und äußerer wie innerer Form.

Die Rahmenbinder werden durch die V-förmige Aufteilung der Stützen ausgesteift; mit dem Balken des obersten Fußbodens und einer außen ansetzenden Strebe wird das System stabil. In der anderen Richtung steifen die Außenwände aus. Die Konstruktion leitet sich her vom Zimmermannswerk landwirtschaftlicher Nutzbauten. Das intelligent konzipierte Gerippe einer zeitgenössischen Scheune wird im Entwurf umgedacht zu einem Wohnhaus. Die leichte Schrägstellung der Längswände entspringt einem mehrdeutigen Spiel.

Zum einen interpretiert sie die statische Primärstruktur, aber zugleich auch die Südexposition und bildet einen Dachüberstand an der Nordseite. Das Verkippen der Großform mag auch ein Hinweis auf Vergänglichkeit sein, jener von Holzbauten, die im „Moos“ langsam einsinken, oder jener beim Zerfall von Pflanzen zu Torf, aber auch auf Vergänglichkeit schlechthin - als eine kritische Stellungsnahme zum Zeitgeschehen. Zu diesen konstruktiv-architektonischen Überlegungen fügen sich innovative wärmetechnisch-ökologische Maßnahmen auf einfache und einleuchtende Weise.

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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzigwelzig[at]azw.at

Akteure

Architektur

Bauherrschaft
Max Rieder

Fotografie