Bauwerk

Studentenwohnheim Panzerwiese
bogevischs buero - München (D) - 2005
Studentenwohnheim Panzerwiese, Foto: bogevischs buero architekten & stadtplaner gmbh
Studentenwohnheim Panzerwiese, Foto: Florian Holzherr
Studentenwohnheim Panzerwiese, Foto: Florian Holzherr

Studentenwohnanlage in München

7. Juli 2006
Die öffentlich geförderte Wohnanlage auf der Nordheide in München hat dazu beigetragen, die schwierige Wohnsituation für Studierende in München spürbar zu entspannen. Mit ihren knallroten Akzenten ist sie eine deutliche visuelle Bereicherung des neuen Wohnquartiers. Das Projekt beruht auf einem beschränkt offenen Wettbewerb aus dem Jahr 2003, bei dem die Arbeit von bogevischs buero sowie der Landschaftsarchitektin Regine Keller mit dem 1. Preis ausgezeichnet wurde.

Das Neubaugebiet Nordheide wird durch fünf in Nord-Süd-Richtung verlaufende Straßen erschlossen, die nach geschützten Pflanzen benannt sind. Das Wohnheim befindet sich am Felsennelkenanger. Die Felsennelke ist eine Pflanze, die in rosa bis lila Tönen blüht und in Gruppen stehend auf Wiesen – auch hier auf der Nordheide – heimisch ist. Die Pflanze ist eine der wenigen, die schon im frühen Mittelalter zur Bildung intensiver Rottöne benutzt wurde. Auch das Gebäude besticht durch seine rote Farbe – als vorgelagerter Sonnenschutz ziehen sich sieben Rottöne in Form abstrakter Metalltafeln wie ein modernes Ornament um die unteren drei Geschosse.

Das Gebäude besteht aus drei, entlang des Felsennelkenangers aufgereihten Sockelbaukörper mit jeweils drei Geschossen über eine Gesamtlänge von 250 Metern. Darüber erheben sich insgesamt fünf Turmbauten mit zusätzlichen vier Geschossen. Im Innern wurde die Einteilung in Sockel und Turm funktional aufgenommen. Die Sockelbaukörper nutzen die Tiefe des Baufelds von 18 Metern voll aus. Die Zimmer auf der Ost- und Westseite sind jeweils ganz auf die Baugrenze geschoben, so dass im Innern des Sockelgebäudes dreigeschossige offene Hallen mit Laubengängen entstehen. Diese erschließen jeweils Zimmer mit eigenen Badzellen und dienen als »sozialer Pufferraum«. Sie erlauben Kommunikation über alle drei Geschosse. Über ein Oberlicht erhalten sie zudem Zenitlicht und öffnen den Blick auf die Türme. Die Hallen dienen aber auch als thermischer Pufferraum. Sie werden nicht auf die normale Zimmertemperatur beheizt, sondern haben eine Temperatur von minimal etwa 16 Grad. Die Zufuhr von Wärmeenergie erfolgt über die Luft, die über einen 100 Meter langen, unter der Längsachse der Tiefgarage laufenden Erdkanal natürlich durch die Erde vorgewärmt beziehungsweise vorgekühlt wird. Ähnlich einer römischen Hypokaustenheizung ist der komplette Erdgeschossgang um etwa 30 Zentimeter angehoben. Auf einfachste Weise können so Ressourcen gespart werden. Zusammen mit der Brauchwassererwärmung mittels Solarkollektoren auf zwei Turmdächern entstand ein Gebäude, das verantwortlich mit der Nutzung von Primärenergie umgeht.

Der Sockel ist mit schwarzen Faserzementtafeln verkleidet. Den Türmen verleiht die »elfenbeinfarbige« Verkleidung eine gewisse Leichtigkeit. In den Türmen werden Faltschiebeläden als Sonnenschutz eingesetzt, die im offenen Zustand im rechten Winkel zur Fassade im Norden der Zimmer stehen und Licht in die Räume reflektieren. Die Turmzimmer sind wie eine Wohngemeinschaft organisiert. Um einen zentralen Kern mit Küche, Duschbädern und Toiletten befinden sich jeweils fünf Zimmer. Die Küche öffnet den Blick nach Osten durch die große Fenstertüre und nach Süden oder nach Norden durch ihr langes Panoramafenster.

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Für den Beitrag verantwortlich: Architektur + Wettbewerbe

Ansprechpartner:in für diese Seite: Arne Barthaw[at]kraemerverlag.com

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