Bauwerk

Wohnbau Makartstraße Linz
ARCH MORE ZT GmbH - Linz (A) - 2006
Wohnbau Makartstraße Linz © Bernd Vogl

Jurytext Österreichischer Staatspreis für Architektur und Nachhaltigkeit 2006

10. Oktober 2006 - newroom
In unseren Städten sind zig-tausende Wohnungen durch die enorm gestiegenen Immissionen – Lärm, Erschütterungen, Abgase – des Autoverkehrs beeinträchtigt und vielfach entwertet. Dies betrifft vor allem auch Bauten aus der Konjunkturphase der 1950er und -70er Jahre. Die Anlage in Linz/Makartstraße stammt aus dieser Periode und ist an zwei Seiten (über eine Ecke) mit dichtem innerstädtischen Verkehrsaufkommen konfrontiert. Die Sanierung mit großen, vorgefertigten Tafeln verknüpft progressive Technologie – für die energetische Neukonditionierung der Innenräume – mit perfekter Schalldämmung, und sie verbindet eine semantische Aufwertung des ganzen Wohnblocks – durch die hochwertige Materialität der neuen Fassadenhaut – mit wesentlichen Raumgewinnen aus dem »Einpacken« der vorher unbenutzbaren Balkone, die nun zu voll nutzbaren Innenräumen umgestaltet sind. Die Standarddetails und Farben der Fassaden sind im Einzelnen wohl diskutabel und sicher bei weiteren Anwendungen verfeinerbar. Die technische Methode ist mit der in jeder Hinsicht bestandsschonenden, intelligenten Konzeption und Abwicklung jedoch vorbildlich und modellhaft für ein enormes Einsatzgebiet urbaner, nachhaltiger Stadterneuerung.

Energie und Ökologie

Nicht nur Heizen wird in dieser kompakten Bauform mit kleinen Raumlüftungsgeräten und Wärmerückgewinnung beinahe obsolet, auch eine eindrucksvolle Verbesserung der Lebensqualität ist erlebbar. Die ehemals nicht nutzbaren Balkone an der vielbefahrenen Straßenseite wurden verglast und in die thermische Gebäudehülle integriert, die Passivhausfenster und -Fixverglasungen schirmen den Straßenlärm fast gänzlich ab. Der optionale Pollenfilter verschafft auch Allergikern Erleichterung. Das Fassadensystem GAP-Solar mit den wärmedämmenden Kartonwaben zeigt, dass Bauteile in Zukunft auch verstärkt die Funktion der Energiegewinnung übernehmen. Ebenso erging es dem engen Lichtschacht: er wurde geschlossen und ist nun Teil eines hocheffizienten Lüftungsgeräts mit Wärmerückgewinnung. Der Restwärmebedarf wird von der Fernwärme geliefert – aufgrund der geringen Wärmemenge muss das gängige System der Abrechnung neu überdacht werden. Die soziale Dimension der Nachhaltigkeit findet im sorgsamen Umgang des Bauträgers mit seinen Mietern Berücksichtigung. Gleichzeitig entstanden durch entsprechende Rücklagen und Förderungen keine zusätzlichen finanziellen Belastungen für die Mieter. Das theoretische Potential für Folgeprojekte in Österreich ist enorm. (Text: Jurytext Österreichischer Staatspreis für Architektur und Nachhaltigkeit 2006, Otto Kapfinger, Johannes Fechner)

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