Bauwerk

Sanierung und Erweiterung Hummelhofbad Linz
Spittelwiese Architekten - Linz (A) - 2006
Sanierung und Erweiterung Hummelhofbad Linz, Foto: Christian Schepe
Sanierung und Erweiterung Hummelhofbad Linz, Foto: Christian Schepe
15. März 2007 - afo
Situation:
Das Hummelhofbad als fixer Bestandteil des Linzer Freizeitangebotes soll sich sowohl in seiner Funktion und Nutzung als auch in seiner baulichen Struktur neu positionieren.
Durch seine Lage im zentrumsnahen Stadtteil Bindermichl am Westrand des Naherholungsgebietes Hummelhofwald in einem Wohngebiet versteht es sich als Bad im städtischen Kontext. Die Anlage ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbar, und durch den in Bau befindlichen A7-Knoten Bindermichl auch gut an das Straßenverkehrsnetz angebunden.
Das städtische Schwimmbad mit seinen kommunalen Funktionen wie Schulschwimmen, Vereinstraining etc soll generalsaniert und mit einem Wellnessangebot erweitert zur „ Wellnessinsel Waldbad Hummelhof“ werden.
Dieses Image soll stärker akzentuiert bzw. im Vergleich zu den anderen städtischen Bädern besser positioniert werden:
Hauptaugenmerk wird auf den Ruhe suchenden Badegast gelegt.

Städtebauliche Beziehungen :
Das Bearbeitungsgebiet wird im Süden durch eine gleichförmige, den gesamten Stadtteil prägende Bebauungsstruktur aus den 40er-Jahren begrenzt und geht in eine kleinmaßstäblichere Wohnbebauung im Westen bzw. eine Einfamilienhaussiedlung im Norden über. Der im Osten gelegene Hummelhofwald bildet als grüne Lunge den markanten nördlichen Abschluss des Stadtteils Bindermichl.
Das bestehende Ensemble umschließt U-förmig die Freibadbecken und bildet mit dem Hallenbad einen Schwerpunkt zum Wald hin. Durch die verschiedenen Umbau- und Erweiterungsphasen zergliedert erfordert das Ensemble eine Neuordnung seiner Volumina und eine Stärkung seiner städtebaulichen Aussagekraft.

Die bestehende heterogene Gebäudestruktur wird durch die zusätzlichen neuen Funktionen erweitert und zu einem neuen, kompakten und präzise geformten Baukörper ergänzt.
Die markanten Gebäudefronten der südlichen Wohnbebauung spannen mit der neu entstandenen Gebäudefront einen öffentlichen Platz auf, der als Vorfeld für das Bad zum Teil als Parkplatz verwendet wird.

Baukörper :
Um die bestehende Schwimmhalle als Zentrum der Anlage gruppieren sich bestehende und neu zu errichtende Funktionen und formen den kompakten Baukörper. Der neue Baukörper umhüllt die einzelnen Teile des Bestandes (Küche, Sprungbecken, Damen- und Herrensauna) mit den neuen Funktionen und versteht das bestehende 25 m-Becken als zentrales Element.
Im Süden wird die bestehenden Gebäudefront im Bereich des schrägen Rücksprungs aufgenommen und durch neue 2-geschoßige Raumschichte ergänzt. Diese neue zum Teil 2-geschoßige Eingangshalle erschließt alle Bereiche (Bestehende Saunaanlage, Garderobentrakt für Hallenbad und Wellness sowie Freibad) und nimmt gleichzeitig den Restaurantbereich auf.
Schon im Zugangsbereich fällt der Blick durch die neue Eingangshalle hindurch in den zweigeschoßigen Raum des Hauptbeckens.
Entlang der westlichen Kante des Hummelhofwaldes verzahnt sich der mit Terrassen eingeschnittene 2-geschoßige Wellnessbereich die mit dem Außenraum.
Die bestehende Einhausung des Sprungturmes wird in den Baukörper integriert. Zum Freibad hin staffelt sich der Baukörper mit Wintergarten und West-Terrasse und bildet im Anschluß an den bestehenden Freibad- Garderobentrakt aus den 50er- Jahren den Zugang zum Freibad.

Erschließung:
Im linken eingeschoßigen Teil der Eingangshalle erfolgt der Zugang zum Freibad und zur Tiefgarage sowie über eine Treppe zu den Personalräumen im OG. Nach rechts führt die bestehende Treppe in den Saunabereich. Ebenerdig gelangt man durch den neuen Garderobentrakt über den Nassbereich zur Schwimmhalle und im nördlichen Teil der Halle über eine Schallschleuse zum Wellnessbereich. An dieser Schnittstelle zwischen Haupthalle, Sprungturm und Wellnessbereich befindet sich die Bademeisterkabine mit dem Erste-Hilfe Raum.

Zentrale Schwimmhalle/ Sprungbecken:
Die bestehende 2-geschoßige mit zahlreichen Oberlichten ergänzte Schwimmhalle bildet das Herzstück der Anlage. In der östlichen Nebenzone wird sie um ein Lehrschwimmbecken erweitert. Stirnseitig wird der Übergang zum Sprungturm mit einer verknickten Wandscheibe geschlossen, die in einem erhöhten Bereich das Kleinkinderbecken aufnimmt. Die Einhausung des Sprungbeckens selbst bleibt in seiner Struktur und seinen Oberflächen nahezu unverändert; jedoch werden seine Raumkanten mit zum Teil geschlossenen Wandscheiben klar definiert. Die Belichtung erfolgt über die Verglasung im Norden. Ebenfalls von Norden belichtet befindet sich das neue Wassergymnastikbecken zwischen Sprungturm und Wellnessbereich und ergänzt als sogenannter „Schaltraum“ das neue Raumangebot.

Im Westen wird das Beckenumfeld des Hauptbeckens um eine ca. 2,50 m breite Liegezone erweitert und eine breite Terrasse vorgelagert, die zum Freibad hin vermittelt und mit dem darüberliegenden Wintergarten die Schwimmhalle beschattet. An ihrem südlichen Ende befindet sich die neue Gastro- Zone, die sowohl den Indoorbereich alsauch den Freibadbereich auf der vorgelagerten Terrasse bedient.

Wellnessbereich:
Der Wellnessbereich entwickelt sich im östlichen Teil des Gebäudes als differenzierte 1-2 geschoßige Raumfolge mit unterschiedlichen Raumerlebnissen. Großzügige Verglasungen geben dabei immer wieder den Blick in den anschließenden Hummelhofwald frei. Das Thema „Waldrand“ wird dabei aufgenommen, in den unterschiedlichen Blickbeziehungen zu und von den 2 Relaxbecken variiert und am nördlichen Ende des Bereiches durch das Verlassen des Raumes im Außenbecken erlebbar gemacht.

Eine zentrale zweiläufige Treppe verbindet den Badebereich mit den Entspannungs-Angeboten in der oberen Ebene der Wellnesszone.
Auf dieser Ebene umschließt der Wellnessbereich mit Massageräumen und neuem Saunadorf den Luftraum der Schwimmhalle sowie die Sprungbeckeneinhausung und mündet entlang einer „Wasserbar“ in einem ruhigen, sonnigen Wintergarten an der Westseite. Das gesamte Gebäude läßt sich durchwandern, die Orientierung wird dabei erleichtert und die Anlage kann in seiner Gesamtdimension erfaßt werden.

Der bestehende Saunabereich für Damen und Herren wird im 1.Obergeschoß in die neuen Bereiche integriert, die Aufenthaltsbereiche vergrößert und die Oberflächen teilweise erneuert und an die neue Gestaltung angeglichen.

Freiraumbeziehungen/ Außenanlagen:
Rund um den neuen quaderförmigen Gebäudekomplex entstehen völlig unterschiedliche Außenräume, die unmittelbar an den Gebäudekanten wechseln.
Der südlich angelagerte Vorbereich nimmt als neuer Vorplatz Funktionen wie Zugang, Fahrradabstellplätze sowie Parkplätze mit Behindertenstellplätzen auf.
Die gesamte Ostseite soll von baulichen Außenanlagen frei bleiben, um die unmittelbare Nähe des Hummelhofwaldes zu verstärken und mit den Wellnessbereich in Beziehung zu setzen.
Nördlich im Bereich der bestehenden Liegewiese des Freibades sind Funktionen wie Gradieranlage, Entspannungsbänke und das Außenbecken angelagert.
Die durch die Garderobenanlagen des alten Freibades entstehende Hofsituation im Westen wird durch die Anlage der Sonnenterrasse und des darüber liegenden Wintergartens gestärkt; das Freibad wird somit auch um einen attraktiven Liegebereich erweiteret.

Ruhender Verkehr :
50 öffentlich zugängliche Parkplätze werden so wie die Abstellplätze für Fahrräder auf der Oberfläche angeboten. Zusätzlich bietet eine Tiefgarage mit 75 Stellplätzen die Möglichkeit witterungsgeschützt unterirdisch in das Gebäude zu gelangen. Ein- und Ausfahrt für die Tiefgarage erfolgt bereits bei der Hauptzufahrt im Osten von der Ramsauerstraße (Ecke Hummelhofwald) um den Verkehrsstrom möglichst rasch unterirdisch zu leiten.

Pflanzkonzept Hummelhofbad:
Ziel des Bepflanzungskonzeptes ist es, pflanzliche Akzente zur architektonischen Gestaltung zu setzen und unaufdringlich das Raumgefühl zu komplettieren.

Wintergarten – Ruhezone:
Einzelne, in ihrer Höhenentwicklung unterschiedlich bepflanzte Pflanztröge strukturieren den Wintergarten. Die dadurch entstehenden Liegebereiche öffnen sich zur Glasfront und lenken den Blick in den Garten. Gräserartige Pflanzstrukturen (Liriope spp.) wechseln mit an dünnen Drahtseilen kletternden Rankpflanzen (Thunbergia)

Sauna-Terrasse/ Wellness- Terrasse:
Die Freibereiche sind geprägt durch die Verwendung naturnaher Materialen (Holz-Erde-Pflanzen). Zwei schmale Pflanzstreifen begrenzen die Terrassen und markieren den Übergang zum Innenraum und zur Umgebung (Hummelhofwald). Gräser-, Bambus-und Zwiebelpflanzungen setzen jahreszeitliche Aspekte in Form und Blüte.

Vorplatz:
In die durchgehend hellgrau asphaltierte Fläche ist eine mit Flachstahl gefasste Wellenstruktur aus dunklen Baslt-Kleinsteinen eingelassen. 5 Linsenförmige Stahl-Pfanztröge mit Gräserpflanzung und Großsträuchern sind dazwischen positioniert, fassen den Bereich zwischen Alt- und Neubau zusammen und stimmen den Besucher auf das Badeerlebnis ein. (Text: Architekten)

teilen auf

Für den Beitrag verantwortlich: afo architekturforum oberösterreich

Ansprechpartner:in für diese Seite: nextroom@afo.atnextroom[at]afo.at