Bauwerk

Ferrari-Vitrine mit Weinkeller
sps architekten - Mondsee (A) - 2006

Eine Vitrine fürs Pferdchen

Wie setzt man einen Ferrari in Szene? Keine geringere Frage beschäftigte die SPS-Architekten, die mit einem Projekt am Mondsee zum Vorreiter in der PS-Architektur wurden. Sie schufen eine Vitrine fürs rote Gefährt.

22. November 2008 - Sabine Lintschinger
Hanglage, Seeblick und viel Sonnenschein: Die Lage des Grundstücks am Mondsee ist einmalig und hatte einen Geschäftsmann zum Kauf der Liegenschaft bewegt. Nur für das schwarze Pferdchen, das auf seinen Hinterbeinen steht und die knallrote Karosserie ziert, gab es noch kein passendes Zuhause.

„Wir wollten nicht, dass vor dem Haus ein Kasten steht“, erzählt der Bauherr, der über seinen Gärtner erst einmal die passenden Architekten für sein Vorhaben finden musste. Außerdem sollte zum bestehenden Haus ein moderner Kontrast gesetzt werden.

„Einen Ferrari hatte ich immer schon“, erzählt der Bauherr. Aus versicherungstechnischen Gründen gehöre das Auto nachts in einen versperrten Raum. Bis das Fahrzeug eine standesgemäße Unterkunft bekam, brauchte es jedoch mehrere Startversuche. Der erste Entwurf, ein ellipsenförmiger Baukörper, der sich mangels Umkehrmöglichkeit um 180 Grad drehen sollte, wurde von der Naturschutz-Behörde abgelehnt.

Der zweite Entwurf erlitt dasselbe Schicksal. Doch die dritte Einreichung - mittlerweile hatten die Architekten auf den Entwürfen den Ferrari gegen ein Allerweltsauto ausgetauscht - ging durch. Vom Ufer aus betrachtet ist die Grünfläche jetzt nur durch zwei rostfarbene Querstreifen unterbrochen.

Von den schmucken Giebeln, Balkönchen und verzierten Fassaden im Ort ließen sich die Architekten jedenfalls nicht inspirieren. „Wir haben auf das Gelände reagiert und nicht so sehr auf die Umgebung“, sagt der SPS-Architekt Simon Speigner über die architektonische Bereicherung für die „Beverly Hills von Mondsee“, wie er das Wohnviertel nennt.

Mit den Schwierigkeiten wuchs auch die Bauaufgabe: Einige Quadratmeter Grund wurden dazugekauft, die Garage näher an den Hang verlegt. Die Frage des Ein- und Ausparkens war damit gelöst. Hinzu gesellte sich die Idee, im selben Aufwasch die Pool-Landschaft zu verschönern und dem vinophilen Hausherrn mehr Raum für seine Flaschen zu geben.

Beleuchtung fürs rote Auto

Die Garage mit Abstellraum befindet sich auf der oberen Ebene des schicken Ensembles. In der versetzten Glasfront spiegelt sich das Panorama aus Drachenwand, Schober und Schafberg. Dahinter schlummert der Ferrari, der bei Dunkelheit ins rechte Licht gerückt werden kann. Geschickt gelöst: Die Lamellen aus verrostetem Cortenstahl sind so gesetzt, dass man den Wagen nur vom Haus aus sieht. Für die Passanten auf der Straße bleibt die Garage uneinsichtig.

„Je unedler die Vitrine, desto besser kommt das darin befindliche Objekt zur Geltung“, erklärt der Architekt den Grundgedanken. Insgesamt ergibt sich aus dem Materialmix aus Sandstein, schwarzem Beton und Cortenstahl sehr wohl ein edles Ensemble. Eine rostige Grillschale aus dem Fundus der Bewohner gab den Anstoß für die Wahl des Materials, das sich je nach Sonneneinstrahlung verändert. „Da war der Stahlpreis zum Glück noch geringer als jetzt“, meint der Bauherr, der sich die Umgestaltung einiges kosten ließ.

Ein Fenster für die Kulisse

Aus der unteren Ebene, die entweder über eine Außentreppe oder vom Esszimmer aus erreichbar ist, wurde ein erweiterter Wohnraum - zumindest im Sommer. Auf der Naturstein-Terrasse unter dem Cortenstahl-Dach kann man trotz eingerollten Sonnensegels und verstauter Gartenmöbel die Poolstimmung erahnen. Dahinter liegt das Weinreich: Als Ergänzung zum traditionellen Weinkeller im Haupthaus wurde ein moderner Keller angedacht. Auch ein Verkostungsraum musste her.

Innenwände und Decken beider Zubauten sind aus schwarz eingefärbtem Sichtbeton, auch der Fußboden ist schwarz. Die prächtige Kulisse wird - für den Fall, dass man im Verkostungsraum einmal länger sitzen sollte - durch ein längliches Fensterelement auf Sitzhöhe nach innen geholt. „Die SPS-Architekten haben sich hier wahrlich verwirklichen können“, sagt der Bauherr während der Besichtigung, „es ist wirklich gelungen.“

In der Gestaltung wurde nichts dem Zufall überlassen: Von den Armaturen, den Nirosta-Wannen im Duschraum und den Ankerlöchern im Beton bis hin zum durchdachten Lichtkonzept blieb kein Detail unbedacht.

„Der Aufwand, um etwas Schönes zu schaffen, war für alle Beteiligten sehr groß“, sagt Architekt Simon Speigner. Aber es habe Spaß gemacht. Sogar die Ferrari-roten Rosen im Garten passen perfekt in die Inszenierung.

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