Bauwerk

Haus Ita-Krenn
junger_beer architektur - Wien (A) - 2007

Mit dem Pinsel in den Himmel

Wie wohnt man in einem Haus, das nur vier Meter breit, aber 16 Meter lang ist? Steile Hang-lage noch dazu? Die Architekten junger beer warten mit farbenfrohen Überraschungen auf.

18. Oktober 2008 - Sabine Lintschinger
„Auch wenn sich hier oben kaum jemand eine Zukunft für ein gemütliches Zuhause vorstellen konnte - wir haben es uns einfach in den Kopf gesetzt“, erläutert Baufrau Nora Ita ihren Entschluss, am oberen Ende des elterlichen Grundstücks in Pötzleinsdorf bauen zu wollen. Die Parzelle liegt am steilen Nordhang, ist keine sieben Meter breit und kann ausschließlich über einen schmalen Fußweg erreicht werden. Der perfekte Bauplatz sieht anders aus.

Da keine Baumaschinen zufahren konnten, dauerte der Aushub eine ganze Woche. Bis zu sechsmal musste jeder Ziegel in die Hand genommen werden, ehe er auf dem richtigen Platz landete. Einen Kran bekam man in der ganzen Zeit nie zu Gesicht.

Auf die Architekten Martin Junger und Stefan Beer stieß man über einen Artikel zum Thema Farbe. „Wir haben uns darauf konzentriert, sehr kompakt zu bauen und dennoch jedes Geschoß als fließenden Wohnraum zu betrachten“, erklärt Stefan Beer. Schmal, aber lang, lautete des Rätsels Lösung, damit hier eine Familie mit drei Kindern auf 150 Quadratmetern leben kann. Aufgrund der Bauvorschriften ist das Haus gerade mal so breit wie ein Zimmer. Von Spaziergängern erntet man dafür nicht nur verwunderte Blicke, sondern auch neugierige Fragen.

Erst der zweite Blick gehört den Farben: Umringt von einer natürlichen Kulisse aus Sträuchern und Bäumen, passt sich das Haus von Nora Ita und Klaus Krenn farblich an die Umgebung an - gerade im Herbst. Für die Fassade wurde ein ruhiger Gelbton gewählt, der weder Sonntagsspazierer noch Nachbarn aus dem seelischen Gleichgewicht bringt.

Im Inneren war das familiengeschichtliche Faible für Afrika Ausgangspunkt für die farbenprächtige Wandgestaltung. Ihrerseits inspiriert von den farbenfrohen afrikanischen Gewändern, machten sich die Architekten ans Werk. Im Vorraum erwartet einen ein kräftiges Pink. Später trifft man auf dunkles Aubergine und Mittelblau, das der Bibliothek in der Nische als Hintergrund dient.

Sattes Türkis und Orangerot im Obergeschoß sowie ein farbintensiver Gelbanstrich für die Decke im Wirtschaftsraum schaffen einen fröhlichen Lebensraum. „Im Inneren tut sich eine Weite auf, die man von außen nicht erahnt“, sagt Stefan Beer. „Wenn man die Farbe wie Accessoires einsetzt, bleibt außerdem noch Platz zur persönlichen Entfaltung.“

Maritimes Flair

Die Auseinandersetzung mit der weiten Entfernung zum schwarzen Kontinent lieferte so manche Inspiration fürs Treppenhaus. Nicht von ungefähr erinnert das weißgestrichene Geländer aus Stahl mit seiner Bespannung aus Stoffnetz an ein Schiff. Dem Herz des Hauses verleiht das jedenfalls Leichtigkeit und Eleganz.

„Die Offenheit und Klarheit des Planes hat uns auf Anhieb gefallen“, erinnert sich die Bauherrin und freut sich über die 2,80 Meter hohen Räume im mittleren Geschoß, der Beletage des Hauses. Von der Küche aus geht man direkt auf die geschützte Terrasse. Vom Balkon auf der gegenüberliegenden Seite hat man einen wunderbaren Blick in die Landschaft, nachts sieht man zu den Sternen.

Ein gutes Jahr nach dem Einzug ins Niedrigenergiehaus haben sich Nora Ita und Klaus Krenn bestens eingelebt. Nur die „überaus inspirierten Wandbemalungen der Kinder“ habe man seither ausgebessert, sagen sie.

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