Bauwerk

Konservatorium Wien, Privatuniversität - Bräunerstraße
b18-architekten - Wien (A) - 2006
Konservatorium Wien, Privatuniversität - Bräunerstraße, Foto: Marianne Greber
Konservatorium Wien, Privatuniversität - Bräunerstraße, Foto: Marianne Greber

Konservatorium Wien, Privatuniversität

1. Juni 2008 - Az W
Das Haus in der Wiener Innenstadt, Bräunerstraße 5, weist in Bezug auf Umbauten eine umfangreiche Geschichte auf. Es wurde in der Spätrenaissance als Adelshaus mit Garten errichtet, Zeugnisse dieser Periode sind bis heute in den Kellern und in Teilen des Parterres sichtbar. Um 1785 wurde das Gebäude in ein Kontor- und Handelshaus umgebaut und erhält eine neue frühklassizistische Fassade, sowie ein neues Stiegenhaus. In der frühen Gründerzeit wurde das Gebäude um 2 Geschosse aufgestockt und um einen weiteren Hoftrakt erweitert. Spätestens 1994, nach dem Umbau in ein Amtsgebäude des Innenministeriums, ging der ursprüngliche Charakter des Hauses weitgehend verloren.

Dieses mehrfach umgebaute und seiner originären Substanz beraubte Haus wurde im Auftrag der BIG Bundesimmobiliengesellschaft mbH. im Rahmen einer Nutzungsstudie auf eine mögliche Adaptierung für die Nutzung durch das Konservatorium Wien, Privatuniversität, untersucht. Das Raumprogramm mit den Nutzungsgruppen Jazz | Musikalisches Unterhaltungstheater | Schauspiel | Ballett | Pädagogik und Moderner Tanz wurde auf sechs Ebenen umgesetzt.

Das Gebäude wurde in großen Teilbereichen wieder auf die originäre Substanz zurückgeführt. Im Bereich der große Tanz- und Schauspielsäle wurden neue Stahlbetondecken eingezogen, um Räume mit über 150 m² zu schaffen und um die dynamische Belastungen durch Tanzbewegungen aufzunehmen.
Das Gebäude wird von zwei Stiegenhäusern erschlossen. Das um 1785 errichtete Hauptstiegenhaus, das ein neues wärmegedämmten Alu-Glas-Dach und einen neuen Personenaufzug in einem Stahl-Glas-Schacht erhielt und das Nebenstiegenhaus im hinteren Hoftrakt, das mit einem Lastenaufzug (zB für Klaviere) behindertengerecht ausgerüstet wurde. Die beiden Stiegenhäuser sind in allen Geschossen durch einen Quertrakt miteinander verbunden, der den Verbindungsgang und Tanzsäle beinhaltet. Der Gang und die Unterrichtssäle sind durch transparente Glaswände optisch miteinander verknüpft. Das Hauptaugenmerk in diesem Bereich lag auf Offenheit und Transparenz, um größtmögliche Helligkeit und Freundlichkeit in das Gebäude zu bringen.
Alle Unterrichtsräume sind vom wiedererrichtetem Gang um den Innenhof erreichbar, in der Innenzone an der Mittelwand sind Nebenräume wie Garderoben, Duschen und Sanitärbereiche der Studierenden situiert.
In den Hintertrakten aller Geschosse befinden sich die Räumlichkeiten der Lehrenden. Die Abteilung Jazz ist überwiegend im Erdgeschoss und im Untergeschoss in Räumen mit originalen, unverputzten Ziegelgewölbedecken untergebracht.
Im Erdgeschoss befindet sich direkt beim Haupteingang das Studierendencafé mit dem Infosystem Kons-Online und im Durchgang zum Innenhof eine aus der Wand ragende, markant gestaltete Portiersloge, als zentrale Informationsstelle.
In einem unabhängig vom Konservatorium Wien umgebautem Bereich des Erdgeschosses wurden Räumlichkeiten für ein Klaviergeschäft geschaffen, das im September 2007 eröffnet wurde.

Spannend war die Umsetzung der Planung an sich. Der eng gesteckte Zeitplan (Erstellung der Studie im Jänner 2006, Baubeginn September 2006 und Fertigstellung im Juli 2007) und die prominente und enge Lage in der Wiener Innenstadt stellten die größten Herausforderungen dar. Auch im Inneren des Gebäudes wurden Planende und Ausführende fortwährend mit den Tücken eines schon oft transformierten Gebäudes konfrontiert. Träger und Stützen, die durch den Abbruch zu Tage kamen, instabile Wände und Decken sowie veraltete Installationen schufen Probleme, die im Einklang mit den Auflagen des Bundesdenkmalamtes zu lösen waren.

Das Objekt in der Bräunerstrasse 5 wurde im Juli 2007 an den Nutzer, das Konservatorium Wien- Privatuniversität, übergeben. Der Gedanke, einen alten Baukörper neu zu interpretieren und in einen offenen und mit viel Tageslicht versehenen Ausbildungsort für junge Studierende zu transformieren, wird nun von den Studierenden mit Musik und viel Emotion weitergetragen. (Text: Architekten)

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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzigwelzig[at]azw.at

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