Bauwerk

Wohnanlage Nordberggasse
Friedrich Wiesenhofer - Graz (A) - 1998
Wohnanlage Nordberggasse, Foto: Friedrich Wiesenhofer
Wohnanlage Nordberggasse, Foto: Friedrich Wiesenhofer

Wohnanlage Nordberggasse 13, 15, 17, 19

11. September 2008 - HDA
Auf einem städtebaulichen Masterplan (Arch. Heiner Hierzegger, sh. Text unten) basierend, planten 10 Architekten insgesamt 228 Wohneinheiten auf einem ca. 46.000 m² großen Areal in Graz / Andritz. Das gesamte Areal wurde in Abschnitte für jeweils 20 bis 35 WE unterteilt.

Für die 30 Wohneinheiten dieses Abschnittes wurden je nach der städtebaulichen Situation und den äußeren Randbedingungen wie z.B. die Schallschutzerfordernisse, 3 grundsätzlich unterschiedliche Bebauungs- und Wohnungstypologien entwickelt:
Der Nordflügel wurde als straßenbegleitende Bebauung mit 2 Zimmer-Wohneinheiten konzipiert, die hofbildende, mittlere Bebauung mit 3 Zimmer-Wohneinheiten ausgestattet, während die aus Schallschutzgründen introvertierte Bebauung des Südflügels mit 2 geschoßigen Atriumhäuser gebildet wird.
Die äußere Gestaltung (z.B. Pult- bzw. Flachdächer) sowie die verwendeten Materialien, die Massivbauweise und die Farbgestaltung wurden in Abstimmung mit allen anderen Architekten festgelegt, sodass eine gewisse Homogenität trotz der Vielfalt an Wohnungstypen erhalten bleibt.
Die konstruktiven Raster für die einzelnen Wohnungstypen wurden so konzipiert, dass im Inneren eine möglichst hohe Flexibilität der Grundrisse gewährleistet ist.
(Text: Friedrich Wiesenhofer)

Das Projekt „Wohnanlage Nordberggasse“, Gestaltungskonzept von Heiner Hierzegger, war - wie jedes städtebauliche Konzept - von raumplanerischen, städtebaulichen und ökonomischen Vorgaben bestimmt, wurde aber im Laufe des Prozesses von Politik und Akteuren stark verändert. Lärmbelästigung und Hochwassergefahr waren bereits im ersten städtebaulichen Gestaltungskonzept in den Griff zu bekommen. Dieses beinhaltete eine fußläufige Erschließungsachse, den „gekrümmten Weg“, räumlich relevante Verengungen und Ausweitungen entlang der Achse, eine Sichtschneise Richtung Schöckel, eine dominante Eingangssituation im Westen sowie unterschiedliche Bebauungsformen nördlich und südlich der zentralen Achse. Die Planung wurde als Leitbild für die Realisierung vom Grazer Gemeinderat beschlossen. Seitens der Wohnbauförderung des Landes wurde die Genehmigung erteilt, das Projekt nach dem Konzept Hierzegger mit mehreren in- und ausländischen Architekten in Abschnitten zu realisieren.
Mit Rudolphe Lüscher aus Lausanne, Janez Kozelj aus Ljubljana, Rüdiger Lainer aus Wien, Szyszkowitz+Kowalski, Team A Graz, Friedrich Wiesenhofer, Manfred Zernig und Heiner Hierzegger aus Graz, der französischen Architektengruppe MARDI gemeinsam mit Volker Giencke aus Graz hatte der Bauherr, die neue heimat, eine Auswahl bedeutender Architekten geladen. MARDI und Giencke war das schmale Stück an der Hauptstraße (Radegunderstr.) zugedacht. Ihr Projekt führte zu heftigen Diskussionen, letztlich aber zu ihrem Ausscheiden und zur Überarbeitung des Gestaltungskonzepts. Nachbarschaftsbeeinspruchungen und politische Veränderungen der Zuständigkeit für das Wohnbauressort des Landes taten ein Übriges. Die urbane Qualität, insbesondere die Eingangssituation des Areals, wurde Opfer des Prozesses. Hinzu kam, dass aufgrund nicht zu überbrückender Zerwürfnisse zwischen Genossenschaft und Planern zwei Architekten nach der Einreichplanung von sich aus ausschieden (Lainer und Lüscher, deren Entwürfe die neue heimat umsetzte). So kam ein Gesamtkonzept zur Ausführung, das den kleinsten gemeinsamen Nenner zwischen den verbleibenden Akteuren, den Architekten Hierzegger, Kozelj, Szyszkowitz+Kowalski, Team A Graz, Wiesenhofer und Zernig, dem Bauherrn, der neuen heimat, sowie dem damals zuständigen Wohnbaulandesrat Schmid repräsentiert. Die Stadt Graz zog es vor, keine bestimmte Haltung einzunehmen. Zurück bleibt die Einsicht, dass Qualität nur im positiv aufbauenden Dialog aller Beteiligten entstehen kann. Dennoch ist in den Jahren 1988 bis 1999 ein bemerkenswerter Teil der nördlichen Grazer Stadtlandschaft mit 228 Wohneinheiten entstanden.
(Text nach einer Vorlage von Hierzegger, in „Lebensraum Wohnanlage Nordberggasse Graz“ des HDA.graz)

teilen auf

Für den Beitrag verantwortlich: HDA

Ansprechpartner:in für diese Seite: Karin Wallmüllerbaudatenbank[at]hda-graz.at