Bauwerk

Haus Familie H.
gharakhanzadeh sandbichler architekten - Wien (A) - 2007
Haus Familie H., Foto: Rupert Steiner
Haus Familie H., Foto: Rupert Steiner

Den Wald ins Haus holen

Haus H. erinnert daran, was ein gutes Zuhause können muss. Auf unprätentiöse Weise bauten Bruno Sand-bichler und Feria Gharakhanzadeh ein Haus zum Leben und schlossen Freundschaft mit ihren Auftraggebern.

7. März 2009 - Sabine Lintschinger
Frau und Herr H. wünschten sich ein eigenes Haus in der Umgebung des Hörndlwaldes, einem attraktiven Naherholungsgebiet in Wien. Nach viereinhalb Jahren Suche kannten die beiden schon jedes freie Grundstück. Bis auf das eine! Aufgrund der Kaufsumme hatten sie es erst gar nicht besichtigt. Kurz davor aufzugeben, entdeckten sie eines Tages plötzlich ein neues Preisschild, und schon rückte die Parzelle in den Bereich des Möglichen. Eine glückliche Fügung des Schicksals - man kann sie auch Internet nennen - führte die persisch-österreichische Familie schließlich mit einem ebensolchen Architekturbüro zusammen.

„Man muss den Wald ins Haus reinholen, hat die Architektin beim ersten Treffen gesagt“, erinnert sich die Baufrau. Doch wie kann das funktionieren, wenn es zwischen der Häuserzeile an der Straße und dem Wald am anderen Ende des Grundstücks eine ziemliche Distanz zu überwinden gilt? „Solche Bedingungen sind für uns in jedem Fall ein Ansporn“, sagt Architektin Feria Gharakhanzadeh.

Prompt bekam die Nordseite des Hauses, die sich zum Garten und zum Wald hin orientiert, eine Glasfassade verpasst, während die südseitige Straßenseite bis auf ein Lichtband zur Gänze geschlossen wurde. Eine ungewöhnliche Lösung. Betritt man jedoch das Gebäude, wird man angenehm überrascht: Der Raum ist nicht nur großzügig und offen, sondern auch erstaunlich hell.

„Noch vor Planungsbeginn haben wir die Bauherrn gebeten, die Sonne auf dem Grundstück genau zu beobachten“, sagt Gharakhanzadeh. „Wir wollten wissen, wann und wo das Licht auf den Bauplatz fällt.“ Diese haben die Aufgabe offenbar ernst genommen. Die Architekten ließen die Daten in ihren Entwurf einfließen und legten in der Mitte des Hauses einen Patio an, der den Kochbereich nach außen erweitert und an die Höfe persischer Häuser erinnert. „Der Patio speichert die Wärme und kann daher länger, als es das Klima in unseren Breitengraden erlaubt, benützt werden.“ Kein Wunder, dass dies einer der Lieblingsplätze der Familie wurde.

Licht und Leichtigkeit

Der eigentliche Wohn- und Essbereich ist etwas abgesetzt und trotz des offenen Raumkonzeptes gut gegliedert. Das Waldpanorama samt Wildlife-Attraktionen - sogar ein Fuchs wurde im Garten schon gesichtet - lässt sich von hier aus wunderbar betrachten.

Die Mitte des Hauses ist in mehrfacher Hinsicht interessant: Sie ist als zweigeschoßiger Luftraum mit Galerie konzipiert und verleiht dem Haus eine beschwingte Leichtigkeit. Licht und Sonne werden auf diese Weise eingefangen und im ganzen Haus verteilt. Der dunkle Schieferboden gibt als Kontrast zu den weißen Wänden Halt und Festigkeit. „Der zentrale Ofen kann mehr als Feuer zeigen“, erklärt die Architektin - was er bei einem Heizungsausfall bereits unter Beweis stellen konnte.

Während der untere Stock der Kommunikation dient, ist der erste Stock als Rückzugsbereich gedacht. Die drei Schlafräume werden wahlweise auch als Fernseh- oder Gästezimmer genutzt. Zwei Bäder sorgen für die nötige Privatheit. Auf besonderen Wunsch des Bauherrn thront an der rechten Seite des Hauses ein Turm, der zur Straße und zum Garten hin verglast ist. „Von hier aus können wir den Nachbarn zuwinken“, erzählt die Baufrau lachend.

Der kurzen Bauzeit von nur sieben Monaten ging ein intensiver Planungsprozess voraus, den sowohl Bauherrn als auch die Architekten in angenehmer Erinnerung haben. Aus der respekt- und vertrauensvollen Bauherren-Architekten-Beziehung hat sich schließlich eine Freundschaft entwickelt.

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