Bauwerk

Landespensionisten- und Pflegeheim Hainburg
Erhard An-He Kinzelbach, Christian Kronaus - Hainburg an der Donau (A) - 2009
Landespensionisten- und Pflegeheim Hainburg, Foto: Thomas Ott
Landespensionisten- und Pflegeheim Hainburg, Foto: Thomas Ott
26. Februar 2009 - ORTE
In einer aufgrund der sukzessiven Umkehrung der Alterspyramide überalternden Gesellschaft gewinnt die Typologie des Pflegeheims und ihre architektonische Ausformulierung zunehmend an Bedeutung.
Der Altbestand des Pflegeheims in Hainburg wurde 1825 als Schloss errichtet und sollte nun durch einen Zubau um 50 Einbettzimmer erweitert und der Bestand gemäß den damit verbundenen Erfordernissen adaptiert werden.
Der Zubau für das Pflegeheim in Hainburg ist ein kompakter Riegel, der durch seine Lage zum einen den denkmalgeschützten Altbau nur minimal über eine Glasfuge berührt, und zum anderen den wertvollen Baumbestand in der rückwärtigen Parkanlage weitestgehend erhält. Der Riegel ermöglicht zugleich unterschiedlichste Außenräume: Nach Osten umschließt er gemeinsam mit zwei Flügeln des Altbaus einen Hof mit geschützter Terrasse, nach Westen erfasst der Baukörper die Parkanlage.
Die Faltung ermöglicht die einfache, aber extrem lange Baumasse zu gliedern und schafft so eine maximale lokale Differenzierung. Lokal macht die dreidimensionale Faltung jedes einzelne Zimmer klar ablesbar, sowohl von außen als auch von innen. Jedes Zimmer besitzt zwei Fenster. Eines ist geneigt, fest verglast und besitzt eine niedrige Parapethöhe, die auch für Bettliegende und Rollstuhlfahrer einen Ausblick in den Park ermöglicht, und zudem innen eine Nische zum Sitzen schafft. Das zweite Fenster ist ein vertikales Flügelfenster und erzeugt seinerseits außen eine Nische, die als persönlicher Blumenkasten genutzt werden kann. Im Inneren findet diese Strategie in der Faltung der Flurwände ihre Entsprechung.
Über die Faltung hinaus passt sich die Gebäudehaut chamäleonartig über die Länge des Baukörpers an sein Umfeld an und schafft auch so lokale Differenzierung bei gleichzeitiger Wahrung der globalen Kohärenz. Die Faserzementschindeln pixelieren die Fassade mit einem zweifärbigen Verlauf, der sich farblich zum einen dem bestehenden Altbau und zum anderen der umliegenden grünen Natur anpasst.
Um dem Bedarf nach einem hohen Maß an Standardisierung zu entsprechen und die komplexe Geometrie innerhalb eines straffen finanziellen und zeitlichen Rahmens umsetzen zu können, wurde der Bau als Konstruktion in Holztafelbauweise konzipiert. Beim Ausbau kamen außen Faserzementschindeln und innen Schichtstoffplatten zu Einsatz. Hier wurde bewusst ein alternativer Weg zur Ästhetik konventioneller Holzbauten eingeschlagen. Lediglich in den Bewohnerzimmern ist die Holzoberfläche der Primärkonstruktion in den Decken sichtbar.
Bei der Planung der Gebäudetechnik wurden Niedrigenergie-Standards und eine für die älteren Bewohner wichtige hohe thermische Behaglichkeit angestrebt. Unterstützt wird dieser nachhaltige Aspekt durch die Wahl der Materialien, hier wurde bewusst auf nachhaltige und ökologische Baustoffe zurückgegriffen.
Text: Architekten

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Für den Beitrag verantwortlich: ORTE architekturnetzwerk niederösterreich

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