Bauwerk

„House of Sweden“
Wingårdh Arkitektkontor - Washington (USA) - 2006
„House of Sweden“, Foto: Åke E:son Lindman

Botschaft Holz

»House of Sweden« in Washington

15. Dezember 2008 - Eva Guttmann
Botschaften zu bauen ist nicht leicht. So gibt etwa die schwedische Regierung Richtlinien für die Gestaltung und den Auftritt ihrer Auslandsvertretungen heraus, um die Stärken und Vorzüge des Landes sichtbar zu machen und es damit zu »bewerben«.

Als naheliegendes Baumaterial für das »House of Sweden« in Washington bot sich Holz an. Kein anderer Werkstoff ist geeigneter, Tradition, Gegenwart und Zukunft eines skandinavischen Staates zu transportieren. Dennoch sahen die Architekten schon bald nach Beginn des Wettbewerbs davon ab, Holz als wichtigstes konstruktives Material einzusetzen, da sich das Grundstück auf einer Halbinsel, die von zwei Flüssen begrenzt wird, befindet. Neben dem in Washington ohnehin heißen und feuchten Wetter sprachen die regelmäßigen Überschwemmungen der Halbinsel gegen den Einsatz von Holz in größerem Maßstab.

Trotzdem spielt Holz eine wichtige Rolle bei der Gestaltung des 2006 eröffneten Bauwerks der Architekten Gert Wingårdh und Tomas Hansen. Um Holz jedoch nicht nur im Inneren einzusetzen, sondern auch von außen sichtbar zu machen, war es ursprünglich die Absicht der Architekten, die Glasbrüstungen der beiden auskragenden »Balkongürtel« mit Holzfurnieren zu beschichten. Sie entschieden sich aus zwei Gründen für die »Fälschung«: erstens, da der hohe Feuchtigkeitsgehalt die Dauerhaftigkeit der Beschichtung gefährdet hätte, und zweitens, weil aus der Distanz betrachtet die »echten« Furniere eher den Eindruck von Malerei als von »natürlichem« Holz erweckt hätten.

Wenn das Ziel also war, Holz auszudrücken, dann musste es sublimiert werden. Der Stellvertreter würde näher an der Idee sein als das Material selbst, und so begann man damit, Muster zu entwerfen, die das Holz nicht imitieren, sondern illustrieren würden. Die Methode der »Fälschung« hat in Schweden lange Tradition. In den Zeiten, als das Land zu den ärmsten in Europa gehörte, wurden kostbare Materialien vor allem in Kirchen und repräsentativen Gebäuden systematisch »dargestellt«, wobei man bald den naturalistischen Anspruch aufgab und stattdessen einen künstlerischen Ausdruck anstrebte, der mit dem Original nur mehr wenig zu tun hatte. Im Fall der schwedischen Botschaft wurden also sechs verschiedene computergenerierte Bilder von überlebensgroßen Holzmaserungen im Siebdruckverfahren auf die Glasplatten gedruckt. Diese sind hinterleuchtet, um am Abend und in der Nacht das »nordische Licht in die dunkle, südliche Nacht« zu tragen. Das Gebäude leuchtet nun wie eine Laterne und spiegelt sich im Wasser, während das Innere hell und transparent die Werte der schwedischen Gesellschaft nach außen trägt. (Zeitschrift Zuschnitt 32, 2008; Seite 14)

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Für den Beitrag verantwortlich: zuschnitt

Ansprechpartner:in für diese Seite: Kurt Zweifelzweifel[at]proholz.at

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