Bauwerk

Zentrum Paul Klee
Renzo Piano Building Workshop, ARB Architekten - Bern (CH) - 2005
Zentrum Paul Klee, Foto: Hans Ege
Zentrum Paul Klee, Foto: Hans Ege

Drei Hügel für Paul Klee

Dank großzügigem Mäzenatentum entstehen in der Schweiz extravagante Kulturbauten. In Bern errichtet die Paul-Klee- Stiftung nun ein Zentrum nach Plänen von Renzo Piano.

15. Oktober 2003 - Andrea Waldbrunner
In der Abgeschiedenheit der Waliser Berge hat sich Architekt Renzo Piano mit Paul Klee auseinander gesetzt, als „stillen Poeten“ der Malerei empfand er ihn. Dann hat er die Pläne für das Paul-Klee-Zentrum in Bern entworfen. Und so soll einmal in dem Museum, das man derzeit für einen der bedeutendsten Maler und Zeichner des 20. Jahrhunderts in der Schweizer Hauptstadt errichtet, auch die Stille zu Hause sein.

Renzo Pianos „Landschaftsskulptur“, besteht aus drei Hügeln, in denen das Museum, ein Musik- und Veranstaltungszentrum, eine Forschungsstelle und ein Kindermuseum untergebracht werden. Stille ist eine Form der Kommunikation - die „Landschaftsskulptur“ durchzieht im Inneren eine Kommunikationsachse - ein Steg mit Geschäften und Restaurants.


Parallele Achsen

Schwunggebend für diese Achse ist die unmittelbar an das Grundstück angrenzende Autobahn nach Bern - in dieser Stadt verbrachte Paul Klee seine Jugend und seine letzten sieben Lebensjahre. (Ganz knapp hinter dem Grund, auf dem das Museum errichtet wird, ruht der Maler heute auf dem städtischen Friedhof.) Parallel zu der Spur der Autobahn als Achse für jedermann auf dem Weg nach irgendwo verläuft die Achse im Inneren des Museums: als Weg zur Kultur für jedermann.

Die Fassade des 150 Meter langen Baus ist nach Westen gerichtet. Nur die Abendsonne wird Klees lichtempfindliche und daher besonders zu schützende Werke erhellen.

Dass die geschwungene Landschaftsskulptur binnen zweier Jahre entsteht, ist Livia Klee zu verdanken. Die Tochter Pauls stellte strikte Bedingungen und sorgte damit für den nötigen Druck, das Projekt zu realisieren. Wenn bis Ende 2006 ein Paul-Klee-Zentrum in Bern errichtet würde, beschied die 82-Jährige, würde sie 800 der Werke ihres Vaters dem Zentrum schenken. Und, wünschte sich die Dame, ein renommierter Architekt sollte ein interdisziplinäres Paul-Klee-Zentrum auf die grüne Wiese stellen. Geschehe dies nicht, würden alle Werke an sie zurückfallen - und wären damit weiterhin einer breiten Öffentlichkeit entzogen.

Die Drohung als Verlockung: Es fanden sich der durch Hüftgelenkspatente zu großem Reichtum gekommene Chirurg Maurice Müller und seine Gattin Martha, die als potente Mäzene auftraten. Sie übernahmen die Verantwortung, 100 Millionen Schweizer Franken für das dann weltgrößte Klee-Zentrum zu akquirieren, 60 Millionen stifteten sie aus eigenem Vermögen. Darüber hinaus stellt Martha Müller 100 Exponate ihrer zeitgenössischen Skulpturensammlung in einem hinter dem Museum errichteten Skulpturenpark aus.

Das Geld für das Projekt ist schon fast beisammen, nur zwei Millionen Franken würden noch fehlen. Um die macht sich Ursina Barandun, PR-Leiterin im neuen Museum, keine größeren Sorgen. Eher darum, dass die öffentliche Hand künftig bloß fünf Millionen Franken jährlich für den Betrieb fließen lassen will.

Derlei Vorgaben und Bedingungen privaten Mäzenatentums führen dazu, dass in der Schweiz immer wieder großartige Kulturbauten entstehen. Ein weiteres Großprojekt hat Angela Rosengart als Mäzenin in Luzern durchgesetzt. Die Kunsthändlerin verfügt über ein ansehnliches Oeuvre von Picasso, Kandinski, Mirò und Paul Klee, für welches sie sich eine Privatgalerie in Luzern errichtete. Und auch der spektakuläre Konzertsaal Jean Nouvels für das renommierte Luzern-Festival ist durch millionenschweres Mäzenatentum errichtet worden.

Der Besitz Livia Klees, Dauerleihgaben von Enkel Alexander (500 Werke) und jene Werke, die die Paul-Klee-Stiftung betreut (nochmals 2500 Werke) werden ab 20. Juni 2005 in Bern zu sehen sein. An diesem Tag wird das Paul-Klee-Zentrum eröffnet. Livia Klees Bedingung ist dann erfüllt.

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