Bauwerk

Haus Weinberg 12
Eckehart Loidolt - Fehring (A) - 2008
Haus Weinberg 12, Foto: PEP Creartiv
Haus Weinberg 12, Foto: PEP Creartiv
23. September 2011 - Az W
„Stiege plant Haus“: Wenn Kinder ein Haus zeichnen, dann hat es ein Steildach, massive Mauern, Fenster und natürlich einen Kamin. Der Typ ist als Wohnhaus im kollektiven Gedächtnis abrufbar. Was also an einer solchen elementaren Konstellation ändern? Wir konzentrieren uns bei der Adaptierung des alten Bestandes auf das Wesentliche – den Raum.

Die Faszination für die Möglichkeiten der Architektur erschließt sich durch jene wenigen klugen Eingriffe in die Struktur, die das kleine Gebäude für die Wohngewohnheiten in einem Ferienhaus unserer Gegenwart optimieren. Ganz elementar: Die vorhandene Stiege und eine alte Zwischenwand wurden entfernt, der neue Aufgang - um 90 Grad gedreht - wieder in den offenen Raum des Erdgeschosses eingesetzt. Die Wirkung ist überzeugend: Es entsteht ein logischer Bewegungsfluss vom Vorraum über den Wohn-Essbereich bis zur großzügigen Küche. Und das alles funktioniert, ohne zusätzliche Schwellen oder Barrieren. Die Stiege allein genügt, um den Rhythmus fürs Wohnen vorzugeben. Begleitend zu dieser Änderung mussten die alten Fenster versetzt werden, zwei zusätzliche Fensterbänder für die Küche eröffnen den „Werktätigen“ ein neues Panorama auf die sanfte steirische Hügellandschaft.

„Mehr Licht“ ist auch Thema im neuen Obergeschoss. Neu, weil der ungenutzte Dachboden zum Leben erweckt wurde. Von der Stiegenwand bis zur Begrenzung des Schlafzimmers reicht eine Sichtachse über die gesamte Tiefe der Etage – das lässt die lediglich 9,5 x 5,5 Meter kleine Fläche größer erscheinen als sie ist. Noch augenfälliger aktiviert den Bezug zwischen Innen und Außen die neue Lichtgaube fürs Badezimmer, das zwischen Sanitärbereich und Schlafzimmer eingefügt ist. Hier hinterlassen wir Architekten unser Signet zugunsten der Bewohner. Der große Lichtsammler lässt Badende in die Weite blicken, sammelt Sonnenstrahlen, ersetzt den archetypischen Kamin und bringt auch den Außenstehenden die Erkenntnis: Architektur leistet mehr als das Trockenlegen alter Mauern. (Text: Architekt)

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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzigwelzig[at]azw.at

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