Bauwerk

hang.haus hintersdorf
lichtblauwagner architekten - Hintersdorf (A) - 2009

Die Ausmaße bleiben unsichtbar

Neue Häuser

Bestmögliche Integration ins Gelände und eine Bauweise, die viel Eigenleistung ermöglicht, kennzeichnen ein zweigeteiltes Haus, geplant von den Wiener Architekten Andreas Lichtblau und Susanna Wagner nahe Klosterneuburg.

12. April 2003 - Franziska Leeb
Ein geerbtes Haus in einem Landschaftsschutzgebiet sollte durch einen modernen, mehr Platz bietenden Neubau ersetzt werden. Die Bebauungsbestimmungen hätten ein zweigeschoßiges Gebäude mit 130 m² Nutzfläche gestattet. Obenauf sogar noch mit einem Krüppelwalmdach. Nähert man sich jetzt dem Haus und lässt den Blick über das hügelige Grünland der nächsten Umgebung schweifen, ist nicht nur von einem mächtigen Krüppelwalm nichts zu sehen: Das eingeschoßige, nicht unterkellerte Bauvolumen steckt zum Teil im Hang. Nur die mit Aluminium verkleideten Lichtkamine signalisieren einen Eingriff in den Grünraum. Der Gewinn: mehr Nutzfläche bei gleichzeitiger Fast-Unsichtbarkeit.

Eigentlich sind es ja zwei Häuser: Die beiden äußerlich identischen Kuben flankieren einen längs eingeschnittenen Innenhof. Als Eltern- und Kinderhaus könnten sie später einmal sogar unabhängig funktionieren. Derzeit ist nur eines ganz fertig. Vom zweiten schmiegen sich aber bereits die im Hang liegende Stahlbetonkonstruktion und das Dach um den Vorgängerbau. Die Konzeption als Paar-Haus hatte also auch den Sinn, in Etappen weitermachen zu können.

Wie bei den meisten Hausbauern war es auch hier wichtig, Eigenleistung einzubringen, um Baukosten zu sparen. Das mag angesichts der Stahl-Glasfassade an den außerhalb des Hanges liegenden Außenwänden verwundern. Gelten Glasfassaden ja nicht unbedingt als Selbstbau-tauglich. Die Wiener Architekten Lichtblau-Wagner entwickelten ein simples System aus industriellen Standardteilen mit Dreischichtgläsern: unkompliziert zu konstruieren und bei bauphysikalischer Gleichwertigkeit sogar noch um 60 Prozent günstiger.

Selbst Hand angelegt werden konnte auch im Inneren, wo der Ausbau ganz in Holz erfolgte. Mangels Keller galt es in der Wohnebene möglichst viel Stauraum zu schaffen. Der befindet sich, dezent verborgen, hinter grifflosen Klapptüren in zwischen Oberlicht und Fußboden schwebenden Wandverbauten entlang der Seitenwände. Davor liegt eine zweite, weiß lackierte und abgeschrägte Schrankschicht, die dem ursprünglichen Hangverlauf folgt und auch als Kinderrutsche hochbeliebt ist.

Der Grundriss ist als Einraum organisiert. Zentral liegt die Servicezone mit der Badezimmerzelle und der anschließenden offenen Küche. Die Trennwände sind mit Glasbändern von der Decke abgesetzt. So bleiben der Raum als Einheit erfahrbar und das umgebende Grün auch vom Bad aus sichtbar. In der südlichen Hälfte ist der Raum in zwei Schlafbereiche längs unterteilt, die vom Wohnraum nur durch Vorhänge abgetrennt sind. Diese Freiheit im Grundriss wird bei der anderen Hälfte des Zwei-Phasen-Hauses gleich sein und erlauben, bestmöglich auf die wechselnden Anforderungen im Leben einer Familie zu reagieren. Funktionszuordnungen lassen sich leicht verändern und bei Bedarf zusätzliche Raumtrennungen installieren.

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Akteure

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