Bauwerk

Sozialzentrum „mitanond“
Bruno Moser, Moser Kleon Architekten - Kundl (A) - 2015
Sozialzentrum „mitanond“, Foto: Christian Flatscher
Sozialzentrum „mitanond“, Foto: Christian Flatscher

Sozialzentrum Kundl Breitenbach „mitanond“

25. November 2015 - aut. architektur und tirol
Mit dem Sozialzentrum „mitanond“ entstand mitten im Zentrum von Kundl ein Neubau, in dem mehrere Sozialeinrichtungen, darunter das Wohn- und Pflegeheim der beiden Nachbargemeinden Kundl und Breitenbach untergebracht sind. Dem Projekt ging ein jahrelanger Diskussionsprozess voraus. Zum einen war die Standortwahl Ergebnis einer detaillierten Umfeldanalyse, die zur Entscheidung für einen zentral gelegenen Bauplatz führte, der an Volks- und Mittelschule angrenzend ein enges Zusammenleben der Generationen begünstigen soll. Zum anderen wurde gemeinsam mit allen Beteiligten – von Vertretern der zukünftigen Nutzer über politisch Verantwortliche bis zu den Bewohner:innen des Wohn- und Pflegeheims und den pflegenden Angehörigen – eine Bedarfserhebung durchgeführt und das künftige Leistungsangebot etwa im Bereich der Kurzzeitpflege und Tagesbetreuung definiert. Speziell dieser Bereich kristallisiert sich als wesentlicher Aspekt für die Zukunft heraus, als Entlastung pflegender Angehörige und unterstützende Maßnahme, dass ältere und pflegebedürftige Menschen länger in ihrer gewohnten Umgebung verblieben können.

Auf Basis dieses Konzeptes wurde von der TIGWOSI 2011 ein Architekturwettbewerb für ein Wohn- und Pflegeheim mit ca. 50 Betten, die neu eingerichtete Tagesbetreuung mit Hol- und Bringdienst sowie Räumen für das Physiotherapeutische Institut, eine von Ärzten betriebene Therapieeinrichtung ausgeschrieben. Gewinnen konnte den Wettbewerb die ARGE Moser Kleon Moser, die in dieser Konstellation mit dem Pflegezentrum Gurgltal in Imst 2010 ein ähnliches Projekt realisierten.

Der dreigeschossige Neubau wurde von ihnen so am Bauplatz angeordnet, dass im Norden ein großzügiger Vorplatz frei bleiben konnte. Das Volumen ist in zwei, versetzt ineinander geschobene Bauteile untergliedert. Im Erdgeschoss wurden sämtliche Sozialeinrichtungen sowie die großen Gemeinschaftsräume für das Seniorenheim untergebracht, außerdem erhielt hier die Bücherei der Marktgemeinde Kundl neue Räumlichkeiten. Die raumhohe Verglasung der Außenwände sowie etlicher Innenwände bringt viel Licht in die große Gebäudetiefe. Indem das Erdgeschoss gegenüber den Obergeschossen großteils mehrere Meter zurückspringt, konnten geschützte Zugangsbereiche geschaffen werden, die zu den einzelnen, getrennt erschlossenen Nutzungen führen.

In den Obergeschossen sind pro Geschoss zwei Wohngruppen untergebracht, in sich abgeschlossene Einheiten aus 14 Einzelzimmern mit jeweils eigener Küche, Essbereich und einer großen Loggia. Diese „Wohnstuben“ sind spiegelbildlich und versetzt zueinander angeordnet, in ihrem Schnittpunkt liegen der Erschließungskern und der Pflegestützpunkt, womit ein rationeller Betrieb ermöglicht wird. Im Zentrum jeder Wohngruppe befindet sich ein unregelmäßig geformtes Atrium, das zusammen mit den Loggien eine lichtdurchflutete Innenraumsituation schafft. Die breiten, hellen Gangflächen rund um das Atrium gehen nahtlos in die Aufenthaltsbereiche über und sind so selbst Teil der Gemeinschaftsfläche, Details wie ein Handlauf aus Holz entlang der Fensterfront gehen auf die Bedürfnisse der Bewohner:innen ein.

Sowohl die Außenwände als auch die Wände rund um die Höfe erhielten eine vertikale Stülpschalung mit hinterlüfteten Faserzementpaneelen. Unregelmäßig angeordnet verleihen die in Weiß und in verschiedenen Braunschattierungen gehaltenen Paneele dem Sozialzentrum Kundl ein charakteristisches Erscheinungsbild. (Text: Claudia Wedekind)

teilen auf

Für den Beitrag verantwortlich: aut. architektur und tirol

Ansprechpartner:in für diese Seite: Claudia Wedekindclaudia.wedekind[at]aut.cc

Akteure

Architektur

Bauherrschaft

Tragwerksplanung

Fotografie