Bauwerk

Freiwillige Feuerwehr Weidling
syntax architektur - Weidling (A) - 2016
Freiwillige Feuerwehr Weidling, Foto: Helmut Lackner
Freiwillige Feuerwehr Weidling, Foto: Helmut Lackner
13. Dezember 2017 - ORTE
Eine Linie zwischen Hang und Straße
Das Feuerwehrhaus liegt an einem bewaldeten Hang direkt an der Hauptstraße in der Nähe des Ortszentrums. Längs zur Straße, dem Hangverlauf folgend, wurden die Funktionen, die in Größe und Anordnung den Vorgaben des niederösterreichischen Feuerwehrverbandes entsprechen, auf zwei Ebenen organisiert. Das Erdgeschoss wurde zur Hangseite als stützende Betonkonstruktion ausgeführt, während das Obergeschoss aus Holzfertigteilen auskragt und so ein Vordach für die darunter liegende Fahrzeughalle bildet. Es entstand ein gestreckter, der Straße dynamisch folgender Baukörper.

Die rohe Ästhetik des Materials
Im Inneren wurden die Materialien und Ausbauelemente möglichst roh belassen. Der sichtbare Rohbau führt zu einer robusten industriellen Erscheinung. Im Erdgeschoss ist der Beton der Tragkonstruktion das vorherrschende Element. Im Obergeschoss dominieren die warmen Oberflächen der Rohbauelemente aus Kreuzlagenholz. Als Fußboden wurde der Estrich lediglich geschliffen und versiegelt. Bei den Ausbauelementen (Türen, Decke, Geländer, Gitterroste, Kabeltrassen) gibt verzinktes Metall und Edelstahl den Ton an. Haustechnik- und Elektroinstallationen bleiben sichtbar und können flexibel nachgerüstet bzw. adaptiert werden.

Ein abstrahiertes Bild der Umgebung
Im Kontrast zur rauen Materialität im Inneren wurde die Fassade aus hochpräzisen Aluminiumteilen hergestellt. Das Muster wurde aus einem am Computer bearbeiteten Bild der umgebenden Bäume generiert. Die in ihrer natürlichen Materialität glänzenden Aluminiumplatten reflektieren die örtlichen Lichtstimmungen und Farben. Die unterschiedliche Bürstrichtung der Oberfläche (um 180° verdrehte Fassadenplatten), führt zu unterschiedlichen Farb- und Reflexionswirkungen. Wie ein Chamäleon reagiert das Gebäude auf die Umwelt.
Der zurückversetzte Bauteil der Einstellhalle ist mit einem dunklen Putz versehen und tritt im Schatten des mit Aluminium verkleideten auskragenden Obergeschosses zurück. In der Nacht werden die Fahrzeuge durch die Glastore sichtbar und zu den Hauptdarstellern.

Einfache Logik der Nutzung
Die Raumanordnung folgt einem strikten Organisationsdiagramm:
Im Erdgeschoss sind, neben der Fahrzeughalle und der Waschbox, die Garderoben, der Nachrichtenraum, die Werkstätten und Lagerräume so angeordnet, dass ein gefahrloser, zeitsparender und vorschriftsmäßiger Ablauf bei Einsätzen und im täglichen Gebrauch möglich ist. Lichtkuppeln versorgen auch die im Gebäudeinneren liegenden Räume der Garderoben und die Schmutzschleuse mit ausreichend Tageslicht.
Der L-förmige Raum für die Feuerwehrjugend wird vom Zwischenpodest der Treppe erschlossen und besteht aus zwei unterschiedlich hohen Raumbereichen, die das Restvolumen der Treppe nutzen. Der hohe Bereich reicht bis unter das Dach, wo auch eine Lichtkuppel angeordnet ist. Der niedrige Rückzugsbereich blickt über das Eckfenster unter das Vordach auf die Garagenausfahrt.
Im Obergeschoss ist die Verwaltung sowie der Schulungs- und Bereitschaftsraum untergebracht. Die Erschließung erfolgt über einen Gang, der im Norden an der Straßenseite liegt. Verglaste, nach Süden orientierte Doppeltüren führen von allen Räumen auf das Dach der Fahrzeughalle, das als Terrasse ausgebildet ist. Vom Straßenlärm abgeschirmt, ist die Terrasse zusammen mit dem anschließenden Bereitschaftsraum der Mittelpunkt für gesellige Zusammenkünfte der freiwilligen Helfer. (Text: Architekten)

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Für den Beitrag verantwortlich: ORTE architekturnetzwerk niederösterreich

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