Im Allgemeinen gehören Supermärkte nicht zu den Garanten guter Architektur, im Spezifischen – also in Tirol – werden gelungene neue MPREIS-Märkte fast beiläufig wahrgenommen.

Der MPREIS von LAAC öffnet sich den Kund:innen mit der Geste einer klaren Rahmung und doch lohnt es sich, das Gebäude zu umrunden. Noch seltener als Supermärkte sind Anlieferzonen Orte des Architekturwillens, es sind die Rückseiten des ohnehin schon Unbetrachteten. In Weer hingegen unterbricht nichts die elegante Hülle, ist die Anlieferung nur ein Ausschnitt in der weich reflektierenden Fassade aus poliertem Edelstahl. Auch innen fluchtet die Aufmerksamkeit an der Wareneingangszone vorbei, umkurvt die sorgfältig geschalten Beton-Baumstützen und drängt auf die Fleischtheke zu. Dahinter buhlen keine Abbilder glücklicher Tiere um Kundenvertrauen, stattdessen bedecken lebensgroße Drucke digitaler Wireframes von Nutztieren die Sichtbetonwand.

Ebenso gelungen wie irritierend sind die Fensteranordnungen. Öffnungen geben nicht einfach den Blick frei, sondern rahmen wirkungsmächtig wie das über den Verkaufsregalen flach in den Beton der Decke eingeschnittene Oberlicht, das mit seiner tiefen Leibung den Tiroler Berggipfeln ihre Masse nimmt. Dieser Dialog zwischen abstrakten Interpretationen des Natürlichen und den Ausblicken in die reale Welt prägt die Atmosphäre des MPREIS. Es ist ein kunstvoll geplantes Wahrnehmungs-, vielmehr als ein Einkaufserlebnis, das trotz seiner Prägnanz angenehm nebensächlich bleibt. So schafft der neue MPREIS in seiner Einheit von Ladenkonzept und Architektur einen Ort mit hoher Aufenthaltsqualität, ein Café mit Supermarkt, statt einen Supermarkt mit Ladezone. (Jurytext: Hannes Mayer, Auszeichnungen des Landes Tirol für Neues Bauen 2018)