Bauwerk

Landesgalerie Niederösterreich
Marte.Marte Architekten - Krems an der Donau (A) - 2018
Landesgalerie Niederösterreich, Foto: Faruk Pinjo
Landesgalerie Niederösterreich, Foto: Faruk Pinjo

Wachauer Sehnsuchtsräume

Mit Egon Schiele und Renate Bertlmann wird am Wochenende die neue Landesgalerie Niederösterreich in Krems eröffnet. Fünf Ausstellungen sollen ein breites Publikum ansprechen.

24. Mai 2019 - Stefan Weiss
An Selbstvertrauen herrscht kein Mangel. Das erfährt überdeutlich, wer sich dieser Tage im niederösterreichischen Krems-Stein einfindet. Am Samstag wird in der Wachau der um 35 Millionen Euro errichtete Museumsneubau Landesgalerie Niederösterreich eröffnet: ein kühnes Gebäude, das sich im Weltkulturerbe hochaufragend mit schiefen Wänden und Aussichtsterrasse in die Landschaft einschreibt. So sehr, dass ihm der Vorarlberger Architekt Bernhard Marte ursprünglich wenig Chancen einräumte: „Wir haben gesagt: Ja, wir haben ein wunderbares Projekt, aber das Land Niederösterreich wird sich niemals trauen, das zu bauen.“ Man hat sich dann doch getraut. Denn „im Konzert der Regionen in ganz Europa“ wolle man eben „herausstechen“, wie Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) bei der Erstbesichtigung am Donnerstag erklärte.

Nach einem Preopening im März, wo die noch inhaltsleere Architektur beäugt werden konnte, präsentiert sich das Museum am Wochenende bei freiem Eintritt erstmals mit Kunst bestückt: Auf fünf Ebenen sind fünf Ausstellungen zu sehen, 500 Werke, herausgefischt aus der rund 100.000 Objekte umfassenden Kunstsammlung des Landes Niederösterreich sowie aus privaten und öffentlichen Leihgaben. Das neue Museum soll „die Welt von heute erklären, auch wenn Kunst vergangener Epochen gezeigt wird“, sagt Direktor Christian Bauer, der mit der Landessammlung, die vom Mittelalter bis in die Gegenwart reicht, stets eine Beziehung zwischen Vergangenheit und Jetzt, der großen Welt und der Region schaffen will.

Das Haus soll kein „elitärer Kunsttempel sein“, erklärt Kurator Günther Oberhollenzer. Dafür, ließe sich anfügen, ist künftig die seit den 90er-Jahren in der Kremser Kunstmeile etablierte Kunsthalle zuständig, die unterirdisch mit dem neuen Haus verbunden ist. Sie soll sich um internationale Gegenwartskunst kümmern und auch schwer Vermittelbares nicht scheuen.

Für die Landesgalerie haben sich Oberhollenzer und Bauer als programmatische Leitlinie das Begriffstrio „Landschaft, Mensch, Sammeln“ gewählt. An ihrem Eröffnungsreigen ist das schon einmal gut gelungen: Von bieder-konservativ bis verstörend-provokant wird so ziemlich alles geboten, was bei hiesigem wie weit gereistem Museumsvolk Anklang findet. Zwei Personalen zu Zeitgenossen lösen das Thema Mensch ein: Fotokünstler Heinz Cibulka, in den 60er-Jahren war er als Modell zentral für die körperbezogenen Materialaktionen der Wiener Aktionisten; und Renate Bertlmann. Im Erdgeschoß durfte sie, die heuer als erste Frau solo den Österreich-Pavillon bei der Biennale in Venedig bespielt, in Eigenregie eine Werkschau zusammenstellen. Wer sich von der feministisch-spirituell bewegten Künstlerin von den 70er-Jahren bis heute ein Bild machen will, ist an der Donau besser aufgehoben als in den Giardini in Venedig.

Urnen und Selbstdarstellung

Denn während Bertlmann in Venedig mit einer einzigen Großinstallation auf Effekt setzt, zeigt sie in Krems ihr volles Spektrum: Videos, Objekte und Tafelbilder, erfüllt von den Motiven Eros und Thanatos, die einmal schwelgerisch-kitschig, dann konfrontativ-hässlich Wirkung entfalten. Zentral ist die Installation Urnenwand – ein Regal mit Urnengefäßen, in denen sich Erinnerungsstücke an Verstorbene befinden. Die Arbeit entstand 1978, in voller Größe konnte Bertlmann sie aber erst jetzt umsetzen.

Mit Landschaftsdarstellung im Wandel der Zeit beschäftigt sich die Schau Sehnsuchtsräume. Sie schließt Werke des Stimmungsimpressionismus mit klassischer Moderne und der Gegenwart kurz: Wachau-Maler treffen auf Egon Schiele und aktuelle Kunst, in der Landschaft häufig mit Grenz- und Fluchtthematik aufgeladen ist.

Viel Schiele trifft man auch in der publikumswirksamen Ausstellung Ich bin alles zugleich wieder. Diese versucht, mit großen Namen (Boeckl, Gerstl, Helnwein, Kokoschka, Lassnig, Meese, Nauman, Nitsch, Wurm) im Zeitalter des Selfies eine Geschichte der Selbstdarstellung in der Kunst zu vermitteln; konkrete Einlassungen zum allerorts grassierenden Narzissmus – die sich in einer breit angelegten, auch alltagskulturellen Themenschau angeboten hätten – lässt sie aber vermissen.

Das Motiv Sammeln bedient schließlich eine Schau zu Franz Hauer. In ärmlichen Verhältnissen in der Wachau geboren, wurde er zu einem der wichtigsten Kunstsammler um 1900: Besser lässt sich der Spagat zwischen lokalem und überregionalem Anspruch kaum bewältigen.

Eröffnung bei freiem Eintritt am 25. 5. (ab 14 Uhr) und 26. 5. (ab 9 Uhr)

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wettbewerb

Das Projekt ist aus dem Verfahren Galerie Niederösterreich Krems hervorgegangen

1. Rang, Gewinner
Marte.Marte Architekten ZT GmbH


2. Rang, Preis
Querkraft Architekten ZT GmbH


3. Rang, Preis
Buschina & Partner ZT GmbH, Smartvoll Architekten ZT KG


4. Rang, Preis
Elmar Ludescher, Philip Lutz


5. Rang, Preis
Winkler Architektur, Christian Leeb


6. Rang, Preis
COOP HIMMELB(L)AU Wolf D. Prix & Partner ZT GmbH


7. Rang, Preis
synn architekten ZT OG, Bauer Kurz Stockburger & Partner


8. Rang, Preis
Architekt Scheibenreif ZT GmbH, PPA architects


1. Nachrücker auf Preise
Juri Troy


2. Nachrücker auf Preise
LEICHT Structural Engineering and Specialist Consulting GmbH


3. Nachrücker auf Preise
PLOV Architekten ZT GmbH


1. Stufe
STUDIOVLAY, Land in Sicht - Büro für Landschaftsplanung


1. Stufe
RIEPL RIEPL ARCHITEKTEN ZT GMBH


1. Stufe
BWM Architekten und Partner


1. Stufe
sitka kaserer architekten ZT GmbH


1. Stufe
Ortner & Ortner Baukunst ZT GmbH


1. Stufe
SEHW Architektur


1. Stufe
Michael A. Hein, iC Consulenten ZT GmbH


1. Stufe
Ernst Linsberger ZT GmbH


1. Stufe
Architekt Strixner ZT GmbH


1. Stufe
B+U Baumgartner + Uriu, LLP


1. Stufe
PPAG architects ZT GmbH


1. Stufe
YF architekten zt gmbh


1. Stufe
Katzberger ZT GmbH


1. Stufe
ARTEC Architekten Bettina Götz + Richard Manahl


1. Stufe
Daniel Nocker, DIN A4 Architektur ZT GmbH


1. Stufe
Hermann & Valentiny und Partner Architekten ZT GmbH, AXIS Ingenieurleistungen ZT GmbH


1. Stufe
Poos Isensee Architekten BDA


1. Stufe
Hoppe Architekten ZT GmbH, Bence Bap


1. Stufe
soma ZT GmbH, Architektur Consult ZT GmbH


1. Stufe
Ernst Beneder, Anja Fischer, Pörner Ingenieurgesellschaft mbH


1. Stufe
Mitiska * Wäger Architekten ZT OEG


1. Stufe
Birk Heilmeyer und Frenzel Gesellschaft von Architekten mbH


1. Stufe
Irene Ott-Reinisch


1. Stufe
maxRIEDER ZT GmbH


1. Stufe
pbp Architekten Patzelt Barth + Partner zt-gmbh


1. Stufe
Architekt Krischanitz ZT GmbH


1. Stufe
feld72 architekten zt gmbh


1. Stufe
Paolo Piva, Kiskan Kaufmann + Venturo ZT GmbH


1. Stufe
franz zt gmbh, SUE Architekten ZT GmbH


1. Stufe
Kohlmayer & Oberst GmbH


1. Stufe
LP architektur ZT GmbH


1. Stufe
Treberspurg & Partner Architekten ZT GmbH


1. Stufe
Dietrich | Untertrifaller Architekten ZT GmbH


1. Stufe
heri&salli, Fritz Brandstätter


1. Stufe
Architekten Maurer & Partner ZT GmbH


1. Stufe
otmarhasler-architektur ZT GmbH


1. Stufe
Bechter Zaffignani Architekten ZT GmbH, DI Josef Galehr ZT GmbH


1. Stufe
Wendl ZT GmbH, Schulz Architektur ZT GmbH


1. Stufe
Weinhäupl Architekten ZT GmbH, Smertnik Kraut ZT GmbH


1. Stufe
Klaus Stattmann, Alexander Katzkow & Partner GmbH, Michael Wallraff


1. Stufe
Thomas Tauber


1. Stufe
Architects Collective ZT-GmbH


1. Stufe
Architekt Friedrich Göbl ZT GmbH, Atelier Hayde Architekten ZT GmbH


1. Stufe
kadawittfeld architektur gmbh


1. Stufe
kub a / Karl und Bremhorst Architekten


1. Stufe
Plan Forward GmbH


1. Stufe
Caramel architekten zt-gesellschaft m.b.H.


1. Stufe
Architekt Zieser ZT GmbH