Bauwerk

Musikschule - Gemeindeamt Neukirchen
Proyer & Proyer Architekten - Neukirchen an der Enknach (A) - 2002

Leibhaftige Aus- und Einblicke, Referenz an die Musik

13. März 2003 - Romana Ring
Die Architekten sind weitergezogen, ebenso die Vertreter aus Beamtenschaft und Politik. Neukirchen an der Enknach ist nach seinem Symposion wieder zur Tagesordnung übergegangen. Geblieben ist, was schon vorher da war: der Neubau der Musikschule von Karin und Hermann Proyer aus Steyr, mit dem sich Neukirchen als eine jener Gemeinden positioniert hat, die den kulturellen Aspekt ihres Bauens ernst nehmen und daher auch die Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Architektur nicht scheuen.

Bereits die Entscheidung, die Musikschule nicht „auf der grünen Wiese“ sondern zur Belebung des Ortskernes als Anbau des sanierungsbedürftigen Gemeindeamtes auszuführen, hat Mut und Diskussionsbereitschaft der Verantwortlichen erfordert. Wie notwendig der mit der Vorbildwirkung eines öffentlichen Gebäudes vielleicht zu erzielende Sinneswandel ist, zeigt ein Blick auf Bauten in den Zentren unserer Ortschaften, die zu Gunsten heillos zersiedelter Ränder aufgegeben worden sind.

Karin und Hermann Proyer haben das Neukirchner Gemeindeamt schon als Ergebnis eines Umbaus vorgefunden. Doch das mächtige Mansarddach des damaligen Neubaus wollte mit jenem des alten Westflügels nicht harmonieren. Proyer/Proyer haben Letzteren daher vom verschnittenen Dach befreit und sein Volumen um etwa ein Drittel erweitert. Eine massive Attika in der Höhe des Gesimses umfasst den gesamten Bau, ohne die Ablesbarkeit der Baustufen zu verschleiern.

Hinter dem Zubau markiert ein Glasdach das Entrée der Musikschule. Diese flankiert als langer, schmaler Körper den Altbau, ist jedoch aus dessen Orthogonalität gedreht, um dem Fußweg zur Kirche im Norden und seinem begleitenden Grünraum entsprechende Großzügigkeit zu verleihen.

Die Entwicklung der aus unterschiedlich großen dunkelgrauen Eternittafeln gefertigten Fassade der Musikschule hat Proyer/Proyer wohl ebenso viel Energie gekostet, wie in die daran geknüpfte Diskussion mit den Gemeindebürgern. Die Plattenteilung, die kleinen Vor- und Rücksprünge der Flächen und die darin scheinbar frei verteilten Fensteröffnungen sind eine Referenz an die Musik, eine Metapher über den Sinn des Hauses, während die Fenster für leibhaftigen Aus- und Einblick stehen.

Das Gemeindeamt selbst wurde in seiner Grundstruktur mit dem Nord-Süd-gerichteten Durchgang im Erdgeschoß erhalten. Auch hier haben Proyer/Proyer mit Sichtbezügen und Ausblicken die Düsternis vertrieben und für eine zeitgemäße Nutzbarkeit des Hauses gesorgt. Dieses enthält neben den Büros und Sitzungszimmern zahlreiche Räume, die das regen Vereins- und Kulturleben des Ortes beheimaten. Wie etwa den großen Veranstaltungssaal im Obergeschoß, der auch Gesprächen über zeitgenössische Architektur einen würdigen Rahmen bietet.

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