Bauwerk

MGG22
Sophie und Peter Thalbauer ZTGmbH, THALERTHALER, Alfred Charamza - Wien (A) - 2019

Das Speicherdorf am Mühlgrund

Thermische Bauteilaktivierung macht die Wohnanlage MGG22 in Wien-Donaustadt zum Gamechanger

17. November 2021 - Maik Novotny
Transdanubien wird zur Großstadt: eine Entwicklung, die nicht alle freut. Doch hier am Mühlgrund dürfte sich niemand über „Monsterbauten“ erregen, denn die Wohnanlage MGG22 wirkt mit ihren Gassen, Durchgängen und Plätzen fast dörflich. Doch dieses Dorf hat es in sich – und unter sich. 150 Meter bohren sich 30 Tiefensonden in Mühlgrund. Sie sind gekoppelt mit Wärmepumpen, die wiederum mit Windüberschussstrom betrieben werden. All das bedingt durch das Heiz- und Kühlsystem, das hier erstmals im geförderten Wohnbau angewendet wurde: die thermische Bauteilaktivierung (TBA).

Diese macht sich die Speichermasse von Betondecken und -wänden zunutze, durch die je nach Bedarf kaltes oder warmes Wasser geleitet wird. Dank der großen Übertragungsfläche genügen schon geringe Temperaturunterschiede, um effektiv zu heizen oder zu kühlen. Noch dazu wird die so produzierte Strahlungswärme vom Menschen als besonders angenehm empfunden. Besonders vorteilhaft: TBA lässt sich ideal mit erneuerbaren Energieträgern wie Wind, Sonne und Photovoltaik kombinieren. Je öfter diese erneuerbaren Energieträger zur Anwendung kommen, desto höher sind Fluktuation und zeitweise Überschüsse, und genau davon profitieren hocheffiziente Bauten wie das MGG22 .

Um so beachtenswerter, als das Projekt eine ungewöhnliche Genese hatte. Drei Bauplätze mit kompliziertem Zuschnitt, darauf sieben Häuser, zwei Bauträger, drei Architektenteams, und doch alles aus einem Guss. Denn hier tat jeder das, was er am besten konnte. Architekt Norbert Mayer und seine M2plus Immobilien übernahmen 40 freifinanzierte Wohnungen, die Gemeinnützige Wohngenossenschaft Neues Leben weitere 120 Wohnungen, teils freifinanziert, teils gefördert. Die Architekten Thaler Thaler, Alfred Charamza sowie Sophie und Peter Thalbauer und die Freiraumplaner Rajek Barosch koordinierten ihre Ideen ganz uneitel zu einem Gesamtwerk, das technische Knowhow kam von FIN – Future is Now.

Ein Pilotprojekt in Teamarbeit, das von der Internationalen Bauausstellung IBA Wien 2022 als „Gamechanger“ ins Programm aufgenommen wurde und zeigt, wie Wien zur „Speicherstadt“ werden kann.

teilen auf

Für den Beitrag verantwortlich: Der Standard

Ansprechpartner:in für diese Seite: nextroomoffice[at]nextroom.at

Akteure

Architektur
Alfred Charamza

Bauherrschaft
M2plus Immobilien

Tragwerksplanung

Landschaftsarchitektur

Fotografie