Bauwerk

Areit Apotheke
bergwerk Architekten - Zell am See (A) - 2019
Areit Apotheke, Foto: Paul Ott
Areit Apotheke, Foto: Paul Ott
6. Juli 2021 - Initiative Architektur
Schüttdorf am Südufer des Zeller Sees ist in den letzten Jahrzehnten zum bevölkerungsreichsten Ortsteil der Stadtgemeinde Zell am See herangewachsen. Dabei ist städtebaulich und gestalterisch einiges so richtig aus dem Ruder gelaufen. Mit einer neuen Umfahrungsstraße, die das Nadelöhr Schüttdorf verkehrlich entlastet, soll nun wieder Ordnung in die chaotische Entwicklung der vergangenen Jahrzehnte gebracht werden. Der neu erstellte Bebauungsplan für das Gewerbegebiet am Flughafen sieht ökologische und landschaftsästhetische Qualitäten vor, die auf einem Konzept der Landschaftsplanerin Karin Walch beruhen.

Noch steht diese Entwicklung am Anfang und es war daher nicht unwesentlich, dass das erste Objekt, das hier entsteht, den Standort im Sinne dieser Planungsziele definiert. Das Gebäude für eine Apotheke mit Bäckerei befindet sich an der Kreuzung Gletschermoosstraße und Prof.- Ferry-Porsche-Straße und interpretiert die Vorgaben optimal. Gelungen ist das nicht zuletzt mit der Wahl des Materials Holz, der Gestaltung der Freiflächen, der zurückhaltenden Farbgebung und einem zurückhaltenden und dennoch prägnanten Baukörper. Der Boden ist hier wenig tragfähig, sodass mit zahlreichen Bohrpfählen ein sicheres Fundament geschaffen werden musste. Um nicht durch eine massive Konstruktion den Untergrund zu belasten, war die Wahl eines leichten Tragwerks aus Holz die logische Folge. Das Gebäude wurde als Holzriegelbau errichtet, die Massivholzdecken lagern auf einer Leimbinderunterkonstruktion aus Brettschichtholz. Die Außenhaut besteht aus sägerauen Lärchenbrettern, die vor Montage mit einer silberfarbenen Lasur imprägniert wurde. Die zum Vorplatz gerichtete horizontal betonte Fassade ist durch zwei auffällige Höhensprünge gekennzeichnet, die dem seriellen, modulartigen Aufbau einen einprägsamen Rhythmus verleihen. Sie bilden eine Höhendifferenz, der im Inneren eine Art basilikales Raumsystem entspricht. In der überhöhten Mittelzone befinden sich der Verkaufsraum der Apotheke bzw. die Theke des Cafés, in den niedrigen Seitenzonen die erforderlichen Nebenräume und Kundenbereiche. Im südlichen Trakt des Gebäudes nutzt die Bäckerei die überdachte Terrasse, welche den Blick auf die Hohen Tauern öffnet und ganztags besonnt ist. Sein räumliches Pendant im nördlichen Teil des Gebäudes dient der Apotheke als „Drive-through“-Schalter. Diese vermeintliche Reminiszenz an die Ära des Automobilismus erlaubt eine kontaktlose Übergabe von Arzneien, was Stichwort Pandemie, von großem Vorteil ist.

Das modulare Gebäude lebt von der Varianz der Elemente, also dem Spiel aus Höhen- und Tiefenstaffelung, von vor- und zurückspringenden Elementen und von Leerstellen in der Fassade. Dabei dominiert ein Pragmatismus, der einen Pfeiler dort setzt, wo er stehen soll, ihn aber verschiebt, wenn er im Weg steht. Die Geometrie des Bauwerks erlaubt, die auf einem einfachen Stützenraster mit rd. 4 Metern Achsmaß beruht, erlaubt dies. Dabei ist das Bauwerk nicht für die Ewigkeit gedacht, sondern statisch so ausgelegt, dass eine Aufstockung jederzeit möglich ist. Wie sich eine solche ausnehmen wird, hängt vom Erfolg des Konzepts ab. Angedacht ist ein Schulungs- und Fortbildungseinrichtung der Apotheke, die – aufgrund der Vielzahl von Gesundheitsprodukten –, aus eigener Produktion dafür bereits jetzt Bedarf hat. (Text: Roman Höllbacher)

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Für den Beitrag verantwortlich: Initiative Architektur

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