Bauwerk

Blockhaus im Stadel
Lendarchitektur - Klein St. Paul (A) - 2020
Blockhaus im Stadel, Foto: Ferdinand Neumüller
Blockhaus im Stadel, Foto: Ferdinand Neumüller
19. Februar 2022 - Architektur Haus Kärnten
Hoch über dem Görtschitztal in Kärnten, in der Gemeinde Klein St. Paul wurde ein Gebäudeensemble bestehend aus Bauerhaus mit Stall und alter Schmiede durch den Entwurf von DI Dominik Fasching (Büro Lendarchitektur) einer neuen Nutzung zugeführt. Das Besondere der Bauaufgabe liegt in der Erhaltung von brach liegender und vom Verfall bedrohter traditioneller bäuerlicher Bausubstanz.

Der bestehende Stall, welcher 1847 errichtet und nach einem Brand 1954 mit neuem Dachstuhl wieder aufgebaut wurde, dient als historische Hülle für einen modernen Holzbau und kann als Feriendomizil bei „Urlaub am Bauernhof“ angemietet werden.

„Die bestehende Fassade des alten Stadels wurde mit sämtlichen Lücken und Macken erhalten. Gezielt wurden Öffnungen mit Schiebe- u. Klappläden eingebaut - im geschlossenen Zustand bleibt das ursprüngliche Erscheinungsbild bestehen. Der Massivholzbau in traditioneller Blockbauweise lässt die alte Hülle unberührt - erst am zweiten Blick wird der dreigeschossige Innenausbau erkennbar.“ beschreibt Dominik Fasching das Entwurfskonzept.

Der Entwurf zielt darauf ab, die Außenwirkung des regional typischen Stall- und Stadlgebäudes weitestgehend zu erhalten. Ein „Haus im Haus“-Prinzip wurde entwickelt, wobei besonders Wert auf die Aufenthaltsqualität der generierten Räume zwischen Neu und Alt gelegt wurde. Die Übergänge zwischen Bestand und Neubau sind fließend und sehr vielfältig. Die unregelmäßige Bretterstruktur erzeugt faszinierende Licht- und Schattenspiele. Eine außenliegende Veranda zwischen Altbau und Neubau dient als Wetterschutz, reguliert Wärme und Kälte und bietet Raum für eine Loggia mit Blick auf die Bergkette der Karawanken.

Anstatt der Verwendung von derzeit allgegenwärtigen industriell vorgefertigten Plattenprodukten ist es der gewachsene Stab – mit der damit verbundenen Maßstäblichkeit – welcher den neuen Holzbau definiert. Der Ausbau erfolgte mittels „tragbarer“ Bauteile ohne den Einsatz schwerer Hebewerkzeuge. Die Handlichkeit der einzelnen Blockbohlen ist hervorzuheben. Sie ermöglichte die Umsetzung ohne große Öffnungen in der bestehenden Gebäudehülle und entspricht außerdem den Bauabläufen zur Entstehungszeit des ehrwürdigen Bauwerks.
Die eingefügte Glasfassade mit rund 100 m² schafft Durchblicke, Einblicke und macht die alte Gebäudestruktur eindrucksvoll erlebbar durch unterschiedliche Zwischenräume. Beim Ausbau kam Massivholz zum Einsatz: Fichte, Tanne, Esche, Ahorn, Lärche und davon viel Holz aus dem eigenen Wald. Eine Esche fand so ihren Platz in 5cm starken Bodendielen im Wohnbereich oder auch im Holzstöckelboden im Partyraum im untersten Geschoß. Erarbeitet und umgesetzt wurde der Bau in einem intensiven Entwicklungsprozess zwischen den Bauherren und regionalen Handwerkern aus der Umgebung. Die Bauherrschaft hat ab dem Vorentwurf die weitere Planung und auch die Umsetzung maßgeblich bestimmt. Die Prinzipien des Vorentwurfes wurden von den Bauherren in Zusammenarbeit mit den ausführenden Gewerken in allen Projektphasen mit hohem Engagement beibehalten.

Der Familie war das Energiekonzept mit Solaranlage für Wärme und Warmwasser, sowie eine Photovoltaikanlage am Carport für die E-Tankstelle, sehr wichtig. Ein Holzofen sorgt zusätzlich für Wärme an trüberen Tagen. Das Angebot wird mit einer kleinen Außensauna sowie mit einem Naturpool aus Holz und Naturstein abgerundet. (Text: Raffaela Lackner und Architekten)

teilen auf

Für den Beitrag verantwortlich: Architektur Haus Kärnten

Ansprechpartner:in für diese Seite: Nadine Thalerthaler[at]architektur-kaernten.at

Akteure

Architektur

Bauherrschaft
Fam. Prasser

Fotografie