Bauwerk

Albert Schweitzer Institut
Christian Andexer, Johann Timmerer-Maier - Graz (A) - 2021
Albert Schweitzer Institut, Foto: Lorenz Andexer
Albert Schweitzer Institut, Foto: Lorenz Andexer

Umbau ehem. Tattenbach'sches Haus

27. Juli 2022 - HDA
Als „Tattenbach'sches Haus' im „Volckens Garten“ erstmals 1677 erwähnt, verwandelte sich das Gebäude im Lauf der Zeit vom barocken Vorstadtpalais zum Blatternspital des Armen-und Siechenhauses der Stadt Graz, dann zum Bürgerheim und 1982 zum ersten Frauenhaus von Graz. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz und wird nun für die Forschungs- Lehr- und Bildungseinrichtung des 'Albert Schweitzer Instituts“ der Geriatrischen Gesundheitszentren der Stadt Graz (GGZ) genutzt.
Das Ideenfindungsverfahren der Stadt Graz im Jahre 2018 mit vier eingeladenen Teilnehmern untersuchte die Möglichkeit, Räume des kreativen Arbeitens, eine Bibliothek mit Seminarraum und Foyer in das Haus einzufügen, den Keller zu nutzen und auch im Freien arbeiten zu können. Bei Entwurfsüberlegungen, hat sich die ARGE Christian Andexer und Johann Timmerer-Maier entschlossen, das Gebäude wieder selbstbewusst im Park der GGZ in Geltung zu bringen und nicht, wie gewünscht, den Lift vor die Fassade, sondern in den Kern des Hauses zu setzen. Die historische dreiachsige Struktur des Hauses wurde wieder freigelegt, die neue Erschließung zieht sich vom Eingang bis in das Dachgeschoß quer durch das ganze Haus und erschließt alle Räume gleichwertig.
Neue Arbeitsformen wurden mit der historischen Struktur verknüpft. Die Arbeitszonen sind vielfältig nutzbar, mit ineinander verschränkten Kreativ- Ruhe- und Besprechungsbereichen gestaltet. Tische können abwechselnd mehrfach genutzt werden, zusätzliche Rückzugsbereiche unterstützen diese Mobilität. Die historische Gebäudestruktur erweist sich dabei wegen ihrer Mehrdeutigkeit als sehr flexibel.
Der neue Eingang mit Empfang, Bibliothek und Seminarraum wendet sich dem GGZ zu. Der vor dem Eingang situierte Pavillon ermöglicht Arbeiten im Freien und kann bei Bedarf mit Vorhängen zugezogen werden. Große Schwenkflügel öffnen das Erdgeschoß zum gemeinsamen Konferenzbereich. Nebenfunktionen sind als farbige Boxen in die Substanz eingefügt.
Im ersten Stock wurden die Arbeits- und Kreativräume in die Dreiraumstruktur eingefügt. Die ehemalige „Rauchkuchl“ mit Gewölbe wurde freigelegt. Raumunterteilungen wurden mit Nurglas Oberlichten so gestaltet, dass immer die gewachsene Raumkubatur spürbar bleibt.
Eine luftige Holzstiege führt in das Dachgeschoß mit Aufenthaltsbereich, Ruheraum, Kreativraum und zwei Arbeitsräumen. Die Räume sind mit oben offenen Dachgauben belichtet, zur Strasse mit einem verglasten Lamellenfeld, um die Originalkontur des Hauses im Straßenraum zu zeigen.
Im Keller wurden die Gewölberäume freigelegt, mit einer Lüftung, Boden- und Sockelheizung technisch ertüchtigt und für Roundtables und Ausstellungen zu einem Raum verbunden.
Die spätbarocke Fassade wurde auf Basis der bauhistorischen Befundung restauriert. Rezente Schichten wurden entfernt, abgebeizt und die noch vorhandene Substanz gereinigt. Der fehlende Sockel wurde als raues Putzfries wieder erzeugt und die Fassade in Kalktechnik aufgebaut; die Fassadengliederungen, Gesimse, Fenstergewände konturiert und ergänzt, um das ursprüngliche klare Gepräge mit seiner Konturenschärfe wiederzugewinnen. Es wurden Blindfenster geöffnet, historische Elemente wie geschmiedete Gitter und Korbgitter, Stuckdecken und Hohlkehlen restauriert. Die neuzeitlichen Verbundfenster sind durch originale Kastenfenster ersetzt. Die vier Sandstein-Putten mit Fisch, Früchten, Traube, Hund und Vogel wurden restauriert.
Alle Arbeiten sind in enger Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt (BDA) entwickelt und von Restaurator Hubert Schwarz ausgeführt worden. Der neu angelegte Park bindet das vom GGZ und mit Fördermitteln des BDA sowie dem Revitalisierungfonds des Land Steiermark finanzierte „Albert Schweitzer Institut“ in das Gesamtareal der GGZ ein. (Text: Architekten)

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Für den Beitrag verantwortlich: HDA

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