Bauwerk

Hotel Galantha
Hohensinn Architektur, BWM Designers & Architects - Eisenstadt (A) - 2022
Hotel Galantha, Foto: Toni Rappersberger
Hotel Galantha, Foto: Peter Burgstaller
Im Mittelpunkt stand die Einbettung des Hotels in eine Baulücke auf dem Areal der ehemaligen GKK Burgenland. Von der Positionierung des Baukörpers beginnend, über die Gestaltung der Innen- und Außenräume bis zur Materialität steht die Architektur im direkten Dialog mit Eisenstadt, berücksichtigt den regionalen Charakter und setzt gleichzeitig einen modernen Akzent an diesem historischen Standort. Die baukünstlerische Ausformung stellt die Bezüge zum urbanen Raum im Norden und den beruhigten Innenhof an der Südseite her, sowohl durch die direkte Vernetzung zwischen der Umgebung und dem Baukörper, als auch durch die Sichtbeziehungen direkt auf das Schloss Esterhazy und die Wulkaebene bis zur Burg Forchtenstein.
Der Neubau des Hotels wurde in 5 oberirdischen und 2 unterirdischen Geschoßen konzipiert. Der Hauptbaukörper ist in Richtung Nordsüd orientiert, an der Ruster Straße und Teilen der Bankgasse im letzten Geschoss abgestuft, um einen Übergang zur Bankgasse und der angrenzenden Nachbarbebauung zu schaffen. Im südlichen Bereich befindet sich auf EG Niveau ein anschließender Flachbau (Meetingbereich/ SPA Sauna) mit direkten Blickbeziehungen in die Umgebung und die parkartig gestalteten Außenanlagen.

Die klar gegliederte Fassadenstruktur tritt in Dialog mit den umgebenden Gebäuden am Schlossplatz. Durch vertikale Säulen und horizontale Bänder wurde eine neue Gliederung des Baukörpers ausformuliert, welcher sich klar am ehemaligen Bestand und den umgebenden Gebäuden orientiert. Große Fensteröffnungen geben den kompakten Zimmern, Licht, Raum und Ausblick. Die Interiorgestaltung und auch der Entwurf für die Fassade wurden mit dem Architekturbüro BWM umgesetzt.

Das Interior-Konzept von BWM Architekten versteht sich als Zitat der weltoffenen, kosmopolitischen Geschichte Esterházys. Entsprechend offen sind auch die Allgemeinbereiche wie Lobby, Restaurant und Bar angelegt, das Hotel vereint internationale Gäste wie auch die heimische Bevölkerung unter einem Dach – ein Ort des Austausches, ein Ort zum Anfassen. Die Prämisse eines Ortes zum Angreifen setzt sich auch in der Materialität fort, es wird größten Wert auf Echtheit der, vorrangig regionalen, Materialien gelegt. Gemütlichkeit wird ebenso großgeschrieben und u.a. durch den Holzkamin mit offenem Feuer im Entree, dem offenen Grill im Restaurant oder der frei hängenden Feuerstelle in der Rooftop Bar vermittelt.
Die Farbgebung zieht sich stringent durch das gesamte Haus und gründet auf der Leidenschaft der Familie Esterházy (wie etwa Paul I.) für Gärten.

Empfangen werden die Gäste in einer großzügigen Lobby, ganz in den Farben der Natur gehalten und mit einem langen Empfangsthresen aus Eichenholz. Das zentrale Element im Eingangsbereich und gleichsam Hotel- und Restaurantbereich verbindend, ist der eindrucksvolle Holzkamin mit einem großen Sockel aus Naturstein. Das Restaurant „PAULGARTEN Grill & Greens“ mit seinen 80 Sitzplätzen im Innen- und 40 Sitzplätzen im Außenbereich nimmt den Gast auf eine kulinarische Reise durch die Umgebung mit. Highlight ist der offene Grill, der augenfällig von einem Ring aus echtem Ziegel-Klinker-Riemen in rot-orange-Tönen markiert wird und so über die gesamte Fläche hin gut sichtbar ist. Die sogenannte Bibliothek, die Verbindung zwischen Lobby und Seminarbereich, besticht mit einer Pflanzenvoliere, d.h. einem überdimensionalen, begrünten Vogelkäfig, der eine Referenz an ein entsprechendes Objekt aus der Esterhazy-Sammlung darstellt. In Zusammenarbeit mit ebendieser, der Sammlung Esterhazy, wird die Bibliothek mit wechselnder zeitgenössischer Kunst bespielt.

Ein sprichwörtliches Highlight des Hauses ist die RooftopBar „THE TOP“ im 4. Obergeschoss – ein moderner, intensiv begrünter Garten mit Blick auf das Schloss Esterházy. Dem Gast öffnet sich ein Paradies mit kiwigrünen Wänden, purpurroten Vorhängen, gelben und rosa Bänken sowie üppiger Begrünung. In dieser zentralen Blickachse positioniert, lädt eine frei hängende Feuerstelle mit Natursteinsockel zum gemütlichen Verweilen ein. In einem kleinen Wasserbecken auf der einladenden Terrasse spiegeln sich bei Sonnenschein die Wellenbewegungen raffiniert an der Untersicht des Vordaches wider. In Richtung Süden, zur ungarischen Tiefebene hin, ist das Dach mit entsprechenden Gräsern bepflanzt, der Blick geht so nahtlos in die Landschaft über.

Im 200 m² großen Spa-Bereich mit Dampfbad, Sauna, Salzraum, Fitness- und Ruheraum herrschen dunkle Töne wie smaragdgrün vor, einzig unterbrochen durch Farbfenster, die sich in den Duschinseln mittels sonnengelber bzw. türkisblauer Fliesen öffnen. Die entspannende, wohlige Atmosphäre wird mittels Eichenholzvertäfelungen an den Wänden noch zusätzlich unterstrichen.

Im Stil eines Business-Hotels bietet der großzügige Konferenzbereich mit sechs unterschiedlich großen Räumen Platz für bis zu 300 Personen.
Für jeden der Räume wurde ein eigenes Teppichdesign entworfen, die geometrischen Muster basieren auf den Grundrissen der ehemaligen barocken Gärten der Familie Esterházy. So strahlt etwas das Lesezimmer, ein teilbarer Raum mit umlaufenden Wandregalen und gemütlichen Armlehnstühlen, in Fuchsia/Cranberry gleich einem reichhaltigen Obstgarten.
Die Korridore zu den Zimmern sind mit grünen Teppichen, ähnlich einer satten Wiese ausgelegt, der Lift ist entsprechend mit einer Tapete mit abstrahiertem Gras ausgekleidet. Der Liftbereich aller Geschosse ist als intuitives Leitsystem mit roten Fliesen verkleidet. Ab dem 1. Obergeschoss öffnet sich gegenüber der Aufzugsfront ein bepflanztes Atrium, das sich über alle Gästegeschosse zieht und für natürliches Licht sorgt.

Die 120 Zimmer inklusive drei Suiten bestechen durch raumhohe Verglasungen, die einen Ausblick etwa auf das Schloss Esterházy bieten. Die Betten – teilweise mittig im Raum platzierte Himmelbetten mit goldenem Rahmen – sind u.a. zum Fenster hin orientiert. Die Zimmer können ihrer Wandfarbe entsprechend grob den Tönen Rosa, Blau und Grün zugeordnet werden. Die fröhlichen Farben des Hauses werden hier als Kontrastpunkte, wie Blume in einer Wiese, zu der eher abgetönten Grundfarbe der Räume eingesetzt. (Text: Architekt:innen, bearbeitet)

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Für den Beitrag verantwortlich: ARCHITEKTUR RAUMBURGENLAND

Ansprechpartner:in für diese Seite: Nikolaus Gartnerng[at]raumburgenland.at

Akteure

Architektur

Bauherrschaft
Hotel Galantha Management GmbH

Tragwerksplanung
Franz Götschl ZT

Landschaftsarchitektur

Fotografie