Bauwerk

Dachbodenausbau Hems
Simon Oberhammer, Julia Stefanie Meyer - Innsbruck (A) - 2017
Dachbodenausbau Hems, Foto: Günter Richard Wett
Dachbodenausbau Hems, Foto: Günter Richard Wett
14. Dezember 2020 - aut. architektur und tirol
Mitten in der Stadt- und Ortsbildschutzzone Mühlau liegt gleich am Beginn der Dörferstraße ein 1898 als Wohnhaus mit Apotheke errichtetes Gebäude. Unter Berücksichtigung der Forderung der SOG-Kommission, möglichst nicht in das bestehende, straßenseitige Stadtbild einzugreifen, wurde das bis dahin leerstehende Dachgeschoß mittels fast unsichtbarer Maßnahmen ganzjährig nutzbar gemacht und dazu thermisch isoliert.

Zur Belichtung und Belüftung des neu geschaffenen Wohnraums wurden sechs Dachflächenfenster ins Dach gesetzt. Während sich die Parapete tief in die Gebäudehaut drücken, stehen die blechernen Eindeckrahmen wie Scheuklappen in den Himmel. Die Neueindeckung erfolgte mit den vorhandenen Tonziegeln, lediglich die Saumblechkante wurde durch die Erhöhung des Dachaufbaus etwas nach innen geschoben. Der straßenseitig angeordnete, übergiebelte Vorbau wurde ebenso gedämmt und benutzbar gemacht. Der Eingriff ist nur an der gelegentlichen Reflexion der Verglasung in der Ebene hinter den Schleierbrettern wahrnehmbar. Gartenseitig führt ein keilförmiger Einschnitt auf einen neuen Balkon, welcher auf der bestehenden Stahlkonstruktion des Balkons des 1. OG aufliegt und die Idee des Zugangs zu gartenseitigen Freiflächen aufnimmt.

Im Inneren bleibt der Dachraum als Raumkontinuum erhalten, das durch die durchgehende Verwendung von weiß geölten Birkensperrholzplatten unterstrichen wird. Die schrägen Wand- und Dachflächen bzw. Einschnitte bilden eine spannende Topographie, in der sich der Benutzer zurückweichenden oder entgegentretenden Raumgrenzen gegenüber sieht. Während das Gebäude äußerlich kaum merklich verändert erscheint, wird dieses dennoch durch die Schaffung eines warmen „Huts“ energetisch tiefgreifend verbessert. Trotz des Erhalts der alten Ölheizung und einer Wohnraumerweiterung um ca. 60%, ist der Heizenergiebedarf für das Gesamtgebäude in den ersten Wintern um 20% gesunken.

Der Dachbodenausbau wurde als Raumgefüge, das Alt und Neu harmonisch verbindet, beim Tiroler Sanierungspreis 2018 mit einer Anerkennung ausgezeichnet. (Text: Architekt:innen, bearbeitet)

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Für den Beitrag verantwortlich: aut. architektur und tirol

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