Bauwerk

Pipeline Bregenz Lochau
Architekten Nägele Waibel - Bregenz (A) - 2023
Pipeline Bregenz Lochau, Foto: Bruno Klomfar
Pipeline Bregenz Lochau, Foto: Bruno Klomfar
23. Mai 2024 - vai
Die Pipeline zwischen Lochau und Bregenz hat ihren Namen von der Ölleitung, die hier unterirdisch verläuft, allerdings 1997 stillgelegt wurde. Die beinah lückenlose öffentliche Zugänglichkeit des österreichischen Bodenseeufers ist eine politische Errungenschaft und – im Vergleich mit dem weitgehend privatisierten Ufer in der Schweiz und Deutschland – eine besondere Qualität. Entsprechend intensiv wird die Pipeline von der Bevölkerung genutzt. Die befestigte Promenade vom Hafen Bregenz bis zum Strandbad Lochau dient als Fußweg, Radweg, Parkanlage, Liegewiese, Seezugang und beliebter Treffpunkt und hat sich zu einem erweiterten Stadtraum entwickelt.

Ein wichtiges Anliegen war den Architekten die Wiederherstellung der ursprünglichen Struktur und Funktion des Ökosystems: Glatt gepflasterte Uferflächen wurden abgetragen, durch Kiesaufschüttungen wurden flache Uferzonen geschaffen; körnige Oberflächen dienen dem Abbau der Wellenenergie, reinigen das Seewasser, bieten Flächen für Vegetation und Laichgründe für Wassertiere. Die Einschnürung zwischen Bahnlinie auf der einen und Wasserlinie auf der anderen Seite, die labilen Grundverhältnisse des Pfänderhangs und die heftigen Westwinde vom See waren besondere Herausforderungen für die Planung. Um der Natur mehr Raum zu geben, sollten technische Bauwerke möglichst vermieden werden. In den schmalen Steiluferzonen waren Stützmauern erforderlich, um zumindest den zwingend fünf Meter breiten Radweg und den drei Meter breiten Fußweg unterzubringen. In den breiteren Flachuferzonen konnten zusätzlich Grünanlagen, Liegewiese und Strandflächen angelegt werden. 150 Bäume wurden neu gepflanzt. In den Flachuferbereichen und bei den Bacheinmündungen wurde die ursprüngliche Weichholzauenvegetation wiederhergestellt. Das als Sitzmauer wahrgenommene Bauwerk erstreckt sich über die gesamte Länge der Uferpromenade und erfüllt die Funktion einer Absturzsicherung, Stützmauer und Uferbefestigung in einem. Die Linienführung ist bogenförmig an den Verlauf der natürlichen Wasserlinie angeglichen. Um bequem ins Wasser zu gelangen, wurden entlang der Ufermauer Holzstege, Rampen und Treppenanlagen errichtet.

Die Umbauten waren umweltverträglich umzusetzen. Das erforderte die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Umweltschutzbehörde und Expert:innen der Geotechnik, Statik, Ökologie, Wasserbau, Limnologie, Fischzucht und Landschaftsarchitektur. Zurückhaltende, dezente Gestaltung sollte die Schönheit und Kraft des Sees in den Fokus nehmen, ein harmonisches Gesamtbild gewährleisten. Die Elemente von Hafen und Uferpromenade wurden als zusammenhängende Einheit verstanden. Die neuen Bauwerke sollten in einheitlicher Form, in der Gestaltung leise und schlicht in Erscheinung treten. Dort, wo aus Sicherheitsgründen höhere Absturzsicherungen vorgeschrieben waren, wurde das historische Geländer aus Gusseisen, nach dem Entwurf von Alois Negrelli (1799–1858), weiterverwendet. (Text: Tobias Hagleitner, nach einem Text der Architekten)

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Für den Beitrag verantwortlich: Vorarlberger Architektur Institut

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