Bauwerk

NMS Hard Mittelweiherburg
gruber locher architekten - Hard (A) - 2023
NMS Hard Mittelweiherburg, Foto: David Schreyer
NMS Hard Mittelweiherburg, Foto: David Schreyer
30. November 2023 - vai
Die Schule Mittelweiherburg spiegelt die Entwicklungen im Schulbau der 1960er und 1970er Jahre exemplarisch wider. Das neue Österreichische Schulorganisationsgesetz des Jahres 1962 hatte die allgemeine Schulpflicht auf neun Jahre verlängert und die Klassenschülerhöchstzahl reduziert. Außerdem sollte in jedem politischen Bezirk eine Schule errichtet werden, die zur Matura führte. Im Zugang zu höherer Bildung sah man die Basis einer egalitären Gesellschaft, was sich in Pädagogik und Raumprogramm der Schulen manifestierten sollte.

Die „Studiengemeinschaft Vorfertigung im Schulbau“ entwickelte die technischen und baulichen Grundlagen dazu. Die Architekten Franz Kiener, Ferdinand Kitt, Fritz Gerhard Mayr, Herbert Turnher, Ottokar Uhl und Viktor Hufnagel folgten dabei dem Modell der Hallenschule, einem bis dato in Österreich nicht gängigen Schultyp. Sie setzten auf innovative und kostengünstige Bauweisen wie Vorfertigung, Rastersysteme und flexible Raummodelle.

Die Schule in Mittelweiherburg wurde Ende der 1960er Jahre von Werner Pfeifer entworfen und von seinem Nachfolgebüro realisiert. gruber locher Architekten konnten das geladene Verhandlungsverfahren zu ihrer Generalsanierung für sich entscheiden. Dreh- und Angelpunkt der Schule bildet die Halle im Kreuzungspunkt des Ost-West orientierten Längsflügels, an dem der Turnsaal angelagert ist und den kürzeren Nord-Süd Trakt mit den windradartig organisierten Klassen. Hier erreicht der abgestufte Baukörper seine maximale Höhe von vier Geschossen. In Nordost-Südwest Diagonale des Foyers ist einerseits der Eingang und andrerseits direkt gegenüber ein achteckiger Luftraum angeordnet. Letzterer schafft zwischen allen Ebenen eine vertikale Verbindung und dient als zentraler Treffpunkt und Verteiler.

gruber locher haben Charakter und Duktus der Schule im Wesentlichen übernommen. Die bestehenden Klassenräume lassen sich gut zu Clustern zusammenschließen, die Großzügigkeit des zentralen Atriums mit seinen breiten, umlaufenden Galerien eignet sich hervorragend als offener, gemeinschaftlicher Lernraum. Dessen einst massive Stahlgeländer wurden durch Glasbrüstungen ersetzt, was über alle Ebenen hinweg für visuelle und akustische Durchlässigkeit sorgt. Ein Lift macht diese Gemeinschaftszone barrierefrei.

Die tragenden Sichtbetonbauteile machen freigelegt und sandgestrahlt das konstruktive Raster sichtbar, Teppichböden in der Bibliothek verbessern die Akustik und schaffen eine wohnliche Atmosphäre, die typische schrille Buntheit der 1970er hat Farbdesignerin Monika Heiss angenehm gedimmt, neue Einbauten und Möbel aus Holz, sowie die neuen, großen Öffnungen des Speisesaals im Keller hellen den Betonbrutalismus von anno dazumal freundlich auf, auch die zweigeschossige Turnhalle wurde saniert.

gruber-locher haben die vorhandenen Qualitäten der besehenden Hallenschule erkannt und verstärkt. Wesentliche Elemente aktueller Pädagogik waren darin schon angelegt. Nach fast fünfzig Jahren ist die moderne Pädagogik nun endlich auf Aughöhe mit den fortschrittlichen Konzepten des Schulbaus der Sechziger- und Siebzigerjahre. (Text: Isabella Marboe, nach einem Text der Architekten)

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Für den Beitrag verantwortlich: Vorarlberger Architektur Institut

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