Bauwerk

Rickatschwende 2
Architekturwerkstatt Dworzak - Grabher - Dornbirn (A) - 2023
Rickatschwende 2, Foto: Darko Todorovic
Rickatschwende 2, Foto: Günter König
Rickatschwende 2, Foto: Günter König
29. März 2024 - vai
Das klassische Bauernhaus mit annähernd quadratischem Grundriss und einer mittigen Flurküche, die sich zwischen Wohntrakt und Tenne von Nordwesten nach Südosten erstreckt, steht als kleiner Solitär nordöstlich des gleichnamigen Gesundheitszentrums. Urkundlich belegt ist eine Bauzeit in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, während des Umbaus wurde entdeckt, dass das Haus ursprünglich schmaler war. Seine ältesten Wände sind aus massivem Holzstrick errichtet, später wurde zu beiden Seiten in einer Pfosten-Riegel-Konstruktion dazu gebaut.

1976 wurde der rückseitige, südwestliche Bauteil – die ehemalige Tenne – von Leopold Kaufmann zu einer Wohnung umgebaut. Die Stiege wurde nach unten verlängert, der kleine, baufällige Kriechkeller wurde durch zusätzliche Räume zum vollwertigen Untergeschoss ergänzt. Es eignet sich gut für Veranstaltungen und Seminarräume.

Der zwischenzeitlich abgestützte Strickbau wurde von minderwertiger Wandverkleidung befreit, die seitlichen Zubauten im ursprünglichen Ausmass und in der ursprünglichen Konstruktion erneuert. Die rückseitige Wohnung wich einer großzügigen, zweigeschossigen Räumlichkeit mit umlaufender Galerie und einem zentralen, freistehenden Küchenmöbel, das sich mit öffenbaren Doppeltüren aus Glas auf eine Terrasse und zur Landschaft öffnet. Das wahrnehmbare Bauvolumen entspricht dem vorherigen. Das Haus ist dem temporären Aufenthalt von Gästen gewidmet, in der Schauküche wird „aus dem Garten“ gekocht, die Wohnräume dienen dem Essen, Lesen, Ruhen – und konfrontieren mit einer früheren, ressourcenschonenden Lebensweise.

Die verwendeten Materialien sind allesamt natürlich und angreifbar. Je höher die Beanspruchung, desto härter die Oberflächen: Wände sind aus Weisstanne, Stiegen, Regale und Tische aus Eiche, am Boden liegen Gussterrazzo und Natturstein. „Erzählendes“ Inventar und die ursprünglichen Details blieben erhalten und wurden funktionell ertüchtigt: Kachelofen, Schwellentüren, Wohnzimmertäfer. Alt und neu verweben sich miteinander, das eine wird im anderen sichtbar.

Die Fenster sind in Machart – Kastenfenster mit Schiebeflügel – und Ausführung (Anton Mohr) dem Bregenzerwald zugehörig und oszillieren zwischen Innen und Aussen. Der offene Dachraum verbindet den Blick zum Bodensee mit jenem zur Moorlandschaft und zum Wald. Die zweigeschossig offene Räumlichkeit des „Neubaus“ unterstreicht die kleinräumliche Intimität des Bestands. Erinnerung und Weiterdenken ergänzen sich – „meor ehrod das ault und grüoßod das nü“. (Text: Isabella Marboe, nach einem Text des Architekten)

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Für den Beitrag verantwortlich: Vorarlberger Architektur Institut

Ansprechpartner:in für diese Seite: Verena Konradvk[at]v-a-i.at

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