Bauwerk

Pierre de Coubertin BORG
strobl architekten - Radstadt (A) - 2024
Pierre de Coubertin BORG, Foto: Andrew Phelps
Pierre de Coubertin BORG, Foto: Andrew Phelps

Mit den Babyboomern sind auch die Schulen, die diese besuchten, in die Jahre gekommen. Lieber sanieren oder besser neu bauen? Beim BORG in Radstadt hat man sich für Ersteres entschieden. Nach erfolgtem Umbau ist es kaum wiederzuerkennen, und das ist gut so.

24. November 2025 - ÖISS
Schulleitung, Bildungsdirektion und Bundesministerium waren sich einig, dass ohne eine tiefgreifende Erneuerung des Bestands die pädagogischen Zielsetzungen nicht mehr zu garantieren seien. Die Schule mit acht Stammklassen für rund 200 junge Menschen zwischen 15 und 19 Jahren führt einen musischen und einen naturwissenschaftlich-digitalen Zweig. Ihr Einzugsgebiet umfasst große Teile des Pongaus sowie des Lammertals und reicht bis in die Obersteiermark. Tägliche Schulwege von mehr als einer Stunde Fahrzeit sind keine Seltenheit. Da ist es von Vorteil, dass die Schule nur wenige Gehminuten vom Bahnhof entfernt liegt. Aufenthaltsräume mit hoher Qualität für unterrichtsfreie Zeiten fehlten der dreigeschoßigen Gangschule aus den 1970er-Jahren jedoch.
Durch einen dosierten Abbruch und eine Erweiterung in Holzbauweise gelang das Kunststück, das Gebäude völlig neu zu programmieren. Dort, wo einst schmale Gänge lagen, befinden sich jetzt lichtdurchflutete Räume. Die Differenzierung in Massivbauweise – gleichbedeutend mit dem Bestand – und in sichtbare Holzoberflächen für alle Neubauteile (eine Holzskelett­konstruktion mit aussteifenden Wänden aus Brettsperrholz) machen den Umbau im Inneren erlebbar. Bestand und Neubau sind über die Aula miteinander verwoben. Dorthin öffnen sich im Erdgeschoß ein Küchen- und Essensbereich sowie die Bibliothek mit raumhohen Verglasungen. Vertikal führt der Weg über eine Sitztreppe ins erste und von dort über eine filigrane Stiege ins zweite Obergeschoß. Die dritte Dimension bleibt dank des alle Ebenen verbindenden Luftraums erlebbar und die Orientierung eine ganz selbstverständliche. Im Norden mit Blick zum historischen Radstadt samt seiner mittelalterlichen Stadtmauer, entstanden in den Obergeschoßen Unterrichtsräume mit durchgesteckten Gemeinschaftsräumen, die mittels großer Doppeltüren zu offenen Lernarrangements zusammengeschaltet werden können.
Durch den Umbau entfiel das Satteldach, wodurch das Hauptgebäude deutlich niedriger wirkt als zuvor. Die Fassade wurde thermisch ertüchtigt und erhielt eine Schalung aus vorvergrautem Lärchenholz. Die kräftig vorspringenden Gesimsbänder fassen den Baukörper und dienen zusammen mit den tiefen Fensterlaibungen auch zur Verschattung der nach Süden orientierten Klassenzimmer. (Text: Roman Höllbacher)

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Für den Beitrag verantwortlich: ÖISS

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