Bauwerk

Fürbergstraße
Schwarzenbacher Struber Architekten - Salzburg (A) - 2024
Fürbergstraße, Foto: Kurt Kuball
Fürbergstraße, Foto: Kurt Kuball

Wohnbebauung Fürbergstraße

27. Oktober 2025 - Initiative Architektur
In einem 2019 österreichweit ausgeschriebenen zweistufigen Wettbewerb hat sich das Projekt von Schwarzenbacher Struber Architekten zur Realisierung empfohlen. Es bietet nicht nur eine lesbare städtebauliche Struktur, sondern auch eine hohe Wohnqualität und das auf einem Bauplatz, der durch seine Lage unmittelbar an der Tauernbahnstrecke erheblichen Emissionen ausgesetzt ist. Parallel zur linearen Struktur der Gleistrasse an der Ostseite wurden zwei sechsgeschossige Baukörper platziert, die mit verglasten Stegen verbunden sind. Durch diese Gliederung in einen länglichen und einen leicht zurückspringenden winkelförmigen Trakt bleibt die Längsausdehnung überschaubar. Eine durchgehende bauliche Barriere zur Bahntrasse, der klassische „Schallschutz-Riegel“, wie ihn Wettbewerbskonkurrenten vorschlugen, konnte so unterbleiben. Gleichzeitig verhindert die gläserne Barriere, dass der Bahnlärm den zentralen Quartiersplatz beeinträchtigt, der sich zwischen den Baukörpern im Osten und den drei punktförmigen Wohnhäusern im Westen der Anlage aufspannt. Diese drei fünfgeschossigen Objekte mit trapezartigem Zuschnitt, nehmen die „mittlere“ Körnung und die offene Bauweise der Umgebung auf. Durch ihren individuellen Zuschnitt erlauben sie gezielte Durchblicke ins Quartier und zur umgebenden Gebirgslandschaft.
So entsteht ein zur Umgebung durchlässiger, aber nicht vollkommen offener Binnenraum mit hoher Aufenthaltsqualität für das gesamte Quartier. Im zentralen Hofraum findet sich eine sensible Abstufung vom privaten Freiraum – mit den Wohnungen vorgelagerten Gärten – zum halböffentlichen Quartiersplatz im Zentrum der Bebauung. Dieser wird mit gemeinschaftlich genutzten Räumen umspielt und erfährt so eine kommunikative Belebung. Diese Mitte der Anlage ist von einer Unterbauung, wie einer Tiefgarage freigehalten, diese liegt nur unter tatsächlich überbauten Bereichen, sodass auf absehbare Zeit ein ökologisch wertvoller, großkroniger Baumbestand entstehen wird. Die von den Punkthäusern aufgespannten Räume definieren sich mit Nutzungen unterschiedlicher Art, wie gemeinsame Grünflächen, Spielplätze und Aufenthaltsbereiche.

Die horizontal geschichteten Fassaden werden von tiefen, umlaufenden Balkonen bestimmt, die den Wohnungen üppige Freiräume bieten. Auf eine verzinkte Stahlunterkonstruktion montiert, bilden die Balkonbrüstungen aus hellem Stahlwellblech und gläsernen Absturzsicherungen ein wechselvolles Spiel aus opaken und transparenten Flächen. Die in Massivbauweise errichteten Baukörper werden von einer stehenden Schalung aus lasierter Fichte ummantelt. Die Reduktion auf drei Materialien – Glas, Holz und helles Stahlblech – verleiht der Wohnanlage mit ihren 40 geförderten Eigentums-, 84 geförderten Miet- und 31 Wohnungen für Bewohner:innen mit besonderen Ansprüchen ein prägnantes und dabei überaus freundliches Erscheinungsbild. Wohnlichkeit vermittelnde Holzoberflächen in den witterungsgeschützten Bereichen harmonieren mit der klaren Linienführung der Brüstungsbereiche.

Sehr innovativ ist das System für Heizung und Kühlung über eine Bauteilaktivierung der Geschossdecken, wobei der Heizbedarf aus dem Rücklauf des Fernwärmenetzes gedeckt wird. Der Wärmeverbrauch der Anlage unterstützt die gewünschte Senkung der Rücklauftemperatur im Fernwärmenetz, sodass sich eine überaus effiziente Wärmeversorgung der Wohnanlage praktisch zum Nulltarif ergibt. (Text: Roman Höllbacher)

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Für den Beitrag verantwortlich: Initiative Architektur

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