Bauwerk

Haus neben der Schmiede
Walter Pichler - Unterbirchabruck (I) - 2002

Autobiografie als Gestaltungsprinzip

Walter Pichlers Arbeiten sind kulturgeschichtlich und autobiografisch gefärbt. Nicht anders ist es beim Haus neben der Schmiede.

15. Mai 2002
Das Haus in Unterbirchnabruck ist der Ort, an dem Walter Pichler seine ersten sechs Lebensjahre zwischen der Eisen-Arbeit seines Großvaters und dem Viehhüten beim benachbarten „reichen“ Bauern verbracht hat.


Zentraler Ort

Die Schmiede war - schon seit undenklicher Zeit - eine wichtige Institution im Eggental. Wie alle anderen Tiroler Bergtäler basierte das Leben hier auf Vieh- und Holzwirtschaft sowie teilweise auf Steinbruch und Bergbau. Für alles brauchte man Metallwerkzeug, vom Hufeisen über die Haue bis zur Pflugschar. Die Bäche in den Tälern trieben die Hämmer an, daneben wurde in Essen, die von selbst hergestellten Holzkohlen befeuert wurden, die Produkte bearbeitet.


Wasser und Stein

Diese Motive graben sich einem jugendlichen Gedächtnis unauslöschlich ein. Noch Jahrzehnte später zeichnete Pichler eine Serie von Blättern, in denen er die Arbeitswelt dieses Bergtales darstellte und metaphorisch auch auf die Gegenwart bezog.

Niemals geschah dies in sentimentaler Absicht, sondern stets als Quelle weiterzubearbeitender künstlerischer Motive. Mit dem neu erwachten Interesse eines Verwandten aus dem „dortgebliebenen“ Teil der Familie an der mittlerweile international erfolgreichen künstlerischen Arbeit Pichlers entstand vor einigen Jahren schließlich die Möglichkeit, den Kreis zu schließen.


Familienbande

Der Erbe der Schmiede, die erst in den 1980er Jahren ihren Betrieb einstellte, dachte an irgendeine Form der baulichen Erweiterung der alten Betriebsstätte, die unter Denkmalschutz steht und von der Familie liebevoll konserviert wird. Das war unter anderem auch durch den erfolgreichen Stahlbaubetrieb des mit dem Künstler namensgleichen Bauherrn möglich. Er konnte Pichler überreden, für die alte Schmiede zu planen, und tat das keineswegs zu früh, da der Objektkünstler in früheren Zeiten wohl noch nicht genügend emotionale Distanz zum Ort der Kindheit aufgebracht hätte. Wer zu früh kommt, den bestraft die Geschichte.


[Tipp
Walter Pichler, „Haus neben der Schmiede“, 16. Mai bis 29. Juli 2002 im Architektur Zentrum Wien.]

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Bauherrschaft
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