Bauwerk

Auditorium Parco della Musica
Renzo Piano - Rom (I) - 2002
Auditorium Parco della Musica, Foto: Andreas Secci / ARTUR IMAGES
Auditorium Parco della Musica, Foto: Matteo Rossi / ARTUR IMAGES

Töne aus dem Bauch des Wals

Musiker reagieren begeistert auf Renzo Pianos Konzerthaus in Rom

23. April 2002 - Gerhard Mumelter
Kinder tollen über die Stufen aus weißem Travertin, Liebespaare dösen auf den Rasenflächen in der Sonne, Familien wandern neugierig durch die Parkanlagen. Noch drehen sich über dem gigantischen neuen Konzerthaus die Baukräne, da haben die Römer das Areal bereits im Sturm erobert. Tausende drängten sich am Wochenende auf dem 55.000 Quadratmeter großen, mit Ölbäumen und Korkeichen bepflanzten Gelände. Für den italienischen Stararchitekten Renzo Piano Anlass zu Begeisterung. „Mein urbanistisches Konzept war es, einen neuen Mittelpunkt für das Stadtviertel Flaminio zu schaffen. Die große Arena mit 3000 Sitzplätzen ist als Piazza konzipiert. Dass die Bewohner sie so schnell annehmen, ist für einen Architekten traumhaft.“


Berio und Boulez

Drinnen, in den Konzertsälen, mutet die plötzliche Stille beängstigend an. Nicht ein Laut dringt nach innen. „Auch kein Hubschrauberlärm“, versichert Renzo Piano stolz. An der Akustik hat der Architekt mit akribischer Hingabe gearbeitet. Mit dem Problembereich ist er seit der Planung des Institut de Recherche et Coordination Acoustique/Musique in Paris 1973 vertraut.

Der Neubau in Rom entstand in enger Zusammenarbeit mit Luciano Berio und Pierre Boulez. Berio, Präsident des Orchestra di Santa Cecilia, das ins neue Konzerthaus einzieht, gibt sich begeistert: „Die Akustik ist phänomenal.“ „Fantastisch“, schwärmt Patti Smith, die um Mitternacht das letzte der 13 Eröffnungskonzerte bestritt. „Noch nie habe ich meine Stimme so durch einen Saal gleiten hören. Es war wie im Bauch eines Wals.“


Perfekte Akustik

„Verblüffend perfekt“, staunt der Musiker und Oscar-Preisträger Nicola Piovani (Das Leben ist schön), und Gianna Nannini freut sich schon auf ihr Konzert am 27. Mai: „Das ist auch für Rockmusik ein Schauplatz der ganz besonderen Art.“

Renzo Pianos am Sonntag mit einem 14-stündigen Konzertmarathon eröffnete fabbrica della musica ist ein Bau der Superlative: 500.000 verbaute Kubikmeter, 6020 Tonnen Stahl, 1600 Kubikmeter Holz, 2,5 Millionen Ziegel, 40.000 Quadratmeter Parkanlagen. Er enthält drei Konzertsäle für 2850, 1250 und 700 Zuhörer, fünf Tonstudios, Kaffeehäuser, Restaurants, Musikgeschäfte und Ausstellungsfächen. Aus dem Foyer fällt der Blick auf die alte römische Villa aus dem 6. Jahrhundert v. Chr., die bei den Bauarbeiten entdeckt und von Piano in die Gesamtanlage integriert wurde. Vielleicht ist es dieser suggestive Ausblick voller Gegensätze, der Maurizio Pucci die Latte so hoch legen lässt.

Der Direktor der mit der Führung des Konzerthauses beauftragten Gesellschaft Musica per Roma: „Wir wünschen uns, dass die Besucher nicht nur für Kolosseum und Petersdom nach Rom reisen, sondern auch für das neue Konzerthaus.“

teilen auf

Für den Beitrag verantwortlich: Der Standard

Ansprechpartner:in für diese Seite: nextroomoffice[at]nextroom.at

Bildagentur

ARTUR IMAGES