Bauwerk

Stalag 17 - Gedenkstätte
Christian Gmeiner - Krems an der Donau (A) - 2001
Stalag 17 - Gedenkstätte, Foto: Christian Gmeiner
Stalag 17 - Gedenkstätte, Foto: Christian Gmeiner
Stalag 17 - Gedenkstätte, Foto: Christian Gmeiner
9. August 2001 - ORTE
Kaum jemand weiß es. Das größte Kriegsgefangenenlager Österreichs in der NS-Zeit hat sich auf Kremser Stadtgebiet im Stadtteil Gneixendorf im Bereich des heutigen Flughafens befunden. Zeitweise haben sich dort bis zu 66.000 Kriegsgefangene unterschiedlichster Nationen aufgehalten. Das Stammlager mit der Bezeichnung „STALAG XVII B“ ist heute unsichtbar geworden, alle Spuren wurden entfernt.

Der Kremser Künstler und bildnerische Erzieher Christian Gmeiner hat unter dem Motto „Macht Vergessenes sichtbar“ eine Zeichensetzung am Gneixendorfer Gefangenenlager vorgenommen, indem er sechs Stahltafeln an signifikante Punkte des einstigen Lagerareals gesetzt hat. Mit dieser Intervention wird einerseits die Größendimension des Lagers nachvollziehbar gemacht, andererseits soll das Schicksal der darin untergebrachten Menschen wiederum ins Bewusstsein gerückt werden.

Vier Tafeln wurden an den Ecken des ehemaligen Lagers aufgestellt (mit einem großen Fragezeichen und dem Schriftzug STALAG XVII B), eine Informationstafel neben der Straße zum heutigen Flugfeld des Flughafens Krems-Gneixendorf (mit dem Wort „Erinnern“ in den zwölf Muttersprachen aller betroffenen Nationen) und eine Informationstafel „Lagerfriedhof“. Der Künstler wählte für die Tafeln die Urform des Quadrats in der Größe von 1 m², weil auch das Lager quadratisch und exakt 1 km² groß war.

Der Rost der Stahlplatten auf der Sichtseite kann als Symbol der Vergänglichkeit interpretiert werden, die durchgestanzte Schrift mag Assoziationen zu Einschusslöchern freisetzen, die schwarze Fläche der Rückseite steht für die Trauer, das Unbekannte und das Verdunkeln der Tätergeneration. Der Schriftzug STALAG XVII B mit einem großen Fragezeichen stellt sich als stetige Frage dar. Es gibt kein klar definiertes Leid, sondern eine Frage danach.

Christian Gmeiner hat mit diesem Kunstprojekt ein Zeichen für die Bewusstmachung einer allzu oft verdrängten Geschichte gesetzt. Diese sensible Arbeit zeigt, wie Vergangenes mit hoher Relevanz für die Gegenwart in zeitgenössischer Kunst bewusst gemacht werden kann.

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Für den Beitrag verantwortlich: ORTE architekturnetzwerk niederösterreich

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