Bauwerk

Kirche Donau-City
Heinz Tesar - Wien (A) - 2000

Ein Gotteshaus in schwarzem Edelstahl

Ein Turm wäre absurd. Schließlich gibt es ringsum nur Türme. Büro- und Wohntürme. Konkurrieren wäre ein bisserl sinnlos.

23. November 2000
Deshalb, meint Heinz Tesar, habe er sich „nach innen“ gewandt. Schließlich, erklärte auch Pater Gabriel, habe die Kirche nicht vor, mit weltlichen Bauten - egal ob bewohnt oder dem multiplexschen Fun-Postulat verpflichtet - zu wetteifern

Tesar ist Architekt. Gabriel Seelsorger. Gemeinsam präsentierten sie Mittwochvormittag auf der Donaucity-Platte eine Kirche. Eine neue. Eine, die sich in das Bild der rund 230 bestehenden katholischen Kirchen Wiens erst auf den zweiten Blick einfügt. Oder auf den dritten. Und das liegt nicht am Turm.

21,5 mal 21,5 Meter misst das mit schwarzem Edelstahl ummantelte Gotteshaus vor der UNO-City. Dunkel zwischen die schlanken weltlichen Bauten geduckt, erinnert es an den schwarzen Monolithen aus Stanley Kubricks „Odyssee im Weltall“ - bis die Sonne darauf fällt: Dann nämlich brechen die von Tesar über die ganze Oberfläche platzierten Vertiefungen das Licht - und die Kirche beginnt zu leuchten.

Licht, so erklärten Architekt und Priester einhellig, war auch das, was das Innere des Gotteshauses dominieren sollte. Helles Holz und zahllose kreisrunde Lichtluken sollen einen offenen, hellen Ort schaffen, an dem man sich willkommen, daheim und geborgen fühlt, aber auch Ruhe und Stille finden kann.

„Ein zittriges Gefühl“, gibt Pater Gabriel zu, hat er aber, wenn er an die Belebung der 300 Menschen fassenden Kirche denkt: 65 Prozent Singles und vor allem junge Menschen in den umliegenden Wohntürmen deuten nicht unbedingt auf jene Klientel hin, die der katholischen Kirche heute die Türen einrennt - aber Gabriel ist optimistisch: „Der Bedarf ist da. Ringsum dominieren Freizeit und Arbeit - wir wollen und können mehr bieten.“

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