Veranstaltung

Modell Bauhaus
Ausstellung
22. Juli 2009 bis 4. Oktober 2009
Martin-Gropius-Bau
Niederkirchnerstraße 7 | Ecke Stresemannstrasse 110
D-10963 Berlin


Veranstalter:in: Bauhaus-Archiv, Stiftung Bauhaus Dessau, Klassik Stiftung Weimar

„Einfachheit im Vielfachen“

Vor 90 Jahren wurde in Weimar das Bauhaus gegründet: Es prägte, von den Nationalsozialisten bereits 1932 geschlossen, die Ästhetik der Moderne. Ab 22. Juli ist in Berlin eine Schau über das Modell Bauhaus zu sehen.

17. Juli 2009 - Karen Schröder
Berlin - Als Ikone der Bauhausarchitektur ist es Unesco-Weltkulturerbe, das Stammhaus der Schule in Dessau. Das Gebäude steht wie kaum ein anderes für die neue Richtung. Über tausend Gäste waren im Dezember 1926 nach Dessau gekommen, als der weiße kubische Bau mit den großen Glasfassaden feierlich eingeweiht wurde.

Bauhaus-Gründer Walter Gropius hatte ihn gemeinsam mit seinen Mitarbeitern Carl Flieger und Ernst Neufert entworfen. Optimale Arbeitsbedingungen und ein neues ästhetisches Konzept sollten hier vereint werden, Schönheit und Funktionalität keinen Gegensatz mehr bilden. Gropius formulierte sein architektonisches Credo so: „Geprägte Form, Einfachheit im Vielfachen, Gliederung aller Baueinheiten nach den Funktionen der Baukörper, der Straßen und Verkehrsmittel, Beschränkung auf typische Grundformen und ihre Reihung und Wiederholung.“ Für ihn bedeutete Bauen immer auch Gestaltung von Lebensvorgängen.

Die neuen Ideen zogen die Avantgarde in ihren Bann. An der Schule lehrten weltberühmte Architekten wie Ludwig Mies van der Rohe, Marcel Breuer, Hannes Meyer und bildende Künstler wie Paul Klee, Wassily Kandinsky, Lyonel Feininger. Die Liste der klangvollen Namen ist lang.

Legendäre Werkstattarbeit

Dabei war Dessau nicht das erste Domizil dieser neuartigen Lehranstalt. „Das Bauhaus kommt nach Hause“: Unter diesem Slogan feiert Weimar das 90-Jahr-Jubiläum des Bauhauses. Im Frühjahr 1919 war das Bauhaus in der Klassikerstadt gegründet worden. Hier entstanden das erste Manifest, das Programm, und hier wurde die legendäre Werkstattarbeit ins Leben gerufen. Es sollte Schluss sein mit der Unterscheidung von reiner Kunst und Kunsthandwerk.

Im Bauhaus-Programm heißt es dazu: „das bauhaus erstrebt die sammlung allen künstlerischen schaffens zur einheit, die wiedervereinigung aller werkkünstlerischen disziplinen - bildhauerei, malerei, kunstgewerbe und handwerk - zu einer neuen baukunst als deren unablösliche bestandteile.“

Seit seiner Gründung war das Bauhaus aber dem Druck konservativer Kreise ausgesetzt. Sechs Jahre später hat man die Einrichtung regelrecht vertrieben. Die Mittel wurden so drastisch gekürzt, dass eine Weiterführung des Hochschulbetriebs nicht mehr zu leisten war. Ein neuer Standort musste gefunden werden. Dessau bekam vor allem deshalb den Zuschlag, weil hier die Möglichkeit gegeben war, ein Gebäude ganz nach den eigenen Vorstellungen zu realisieren. 680.000 Mark stellte der dortige Gemeinderat großzügig bereit.

Seine Blüte erlebte das Bauhaus unter der bis 1928 währenden Direktion von Walter Gropius und der sich anschließenden Amtszeit von Hannes Meyer. In der Dessauer Zeit gelang es, die Zusammenarbeit mit der Industrie auf eine neue Stufe zu heben. Lampen und Stoffe wurden serienmäßig produziert, und mit dem Flugzeugbauer Junkers kooperierte man im Möbelbau. Dort konnte Marcel Breuer seine ersten Stahlrohrmöbel fertigen.

1930 jedoch verschärften sich, bedingt durch die Weltwirtschaftskrise, auch in Dessau die politischen Konflikte. Die Hochschule mit ihrer kommunistischen Studentengruppe und ihrem „roten Direktor“ war der Stadt ein Dorn im Auge. Meyer wurde fristlos entlassen. Zu seinem Nachfolger berief man den Architekten Mies van der Rohe. Dieser versuchte die Einrichtung aus den politischen Auseinandersetzungen herauszuhalten.

Die demokratischen Grundsätze des Bauhauses wurden abgebaut. Darüber hinaus büßten die Werkstätten an Produktivität ein. Das war der Anfang vom Ende. Im Januar 1932 forderten die Nationalsozialisten im Dessauer Gemeinderat die Schließung der „undeutschen“ Einrichtung, was im August jenes Jahres auch geschah. Nach einem Versuch der Wiederbelebung in Berlin war die Zeit des Bauhauses 1933 endgültig vorüber.

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude in Dessau von Bomben getroffen. Erst in den 70er-Jahren ist es nach Restaurierungsarbeiten in der DDR als wissenschaftlich-kulturelles Zentrum Bauhaus wiedereröffnet worden. Seit 1995 hat in dem Gebäude die Stiftung Bauhaus Dessau ihren Sitz, zu deren Anliegen es gehört, den Bauhausgedanken zu bewahren und gleichzeitig einen Beitrag zu aktuellen Gestaltungsfragen zu leisten.

[ Anlässlich des 90. Jahrestags veranstalten die drei Bauhaus-Institutionen in Deutschland, das Bauhaus-Archiv Berlin, die Klassik Stiftung Weimar und die Stiftung Bauhaus Dessau von 22. 7. bis 4. 10. gemeinsam die große Ausstellung „Modell Bauhaus“ im Martin-Gropius-Bau in Berlin. ]

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