Veranstaltung

Architecture After the Future
Ausstellung
23. Mai 2017 bis 30. Juli 2017
Haus der Architektur
Mariahilferstraße 2
A-8020 Graz


Veranstalter:in: Haus der Architektur Graz, HDA
Eröffnung: Montag, 22. Mai 2017, 19:00 Uhr
Gesellschaftstheoretikern wie Marc Augé oder Franco „Bifo“ Berardi zufolge leben wir in einer Ära, die durch den Zusammenbruch jeglicher Zukunftsvorstellungen sowie des Zukunftsbegriffes selbst gekennzeichnet ist. Unser Glaube an die Zukunft wurde in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts durch immer wieder auftretende Wirtschaftskrisen, den abschreckenden Berichten an den Club of Rome – einem Zusammenschluss von ExpertInnen unterschiedlichster Disziplinen – und dem scheinbar sicheren Scheitern des sozialistischen Projekts erschüttert. Bedenkt man, dass jeder architektonische Entwurf, im herkömmlichen Sinn dieses Begriffs, immer auch ein Zukunftsentwurf ist, muss der von den ExpertInnen beschriebene Status Quo schwerwiegende Folgen für die Architektur als Disziplin haben.

Die Ausstellung Architecture After the Future beschäftigt sich mit dem Sichtbarmachen und Verstehen der Auswirkungen dieser Thesen und will in weiterer Folge den aktuellen Architekturdiskurs anregen, um somit einen ersten notwendigen Schritt zu setzen, die utopischen Zukunftsvisionen innerhalb des architektonischen Entwerfens wieder anzuregen.

Gezeigt werden acht Beiträge, welche aus dem diesjährigen Call for Ideas der Future Architecture Platform von der Kuratorin Ana Jeinić ausgewählt wurden – jedes Projekt steht dabei exemplarisch für eine der spezifischen Strategien, durch die sich die architektonische Praxis an die Bedingungen der post-futuristischen Kultur anpasst.

Die Strategie der Zurückhaltung wird in der Arbeit von Miloš Kosecs thematisiert, während die damit verbundene Vorliebe zum Unentschiedenen, Leeren und Ausradierten in der architektonischen Behandlung der territorialen Konflikte Lateinamerikas im Projekt von José Tomás Pérez Valle gefunden werden kann. Flüchtigkeit oder die Tendenz, die zeitliche Existenz eines architektonischen Objekts im gegenwärtigen Augenblick zu komprimieren, charakterisiert die räumlichen Interventionen Bika Rebeks und Noemi Polos – auch Ersi Krouskas tragbare Flüchtlingszelte befassen sich mit dieser Thematik. Paolo Patellis architektonische Archäologie der Europäischen Union veranschaulicht die Zunahme des reflexiven (vergangenheitsorientierten) Inhalts bei der gleichzeitigen Abnahme der projektiven (zukunftsweisenden) Dimension der gegenwärtigen Architekturentwürfe. Die Tendenz der Relativierung, Katalogisierung und Gleichmachung der utopischen Szenarien kennzeichnet Mika Savelas und Henrik Drufvas Projekt eines Weltatlas der Utopien für die Ära des Post-Everything. Paul Landons Videos und Installationen thematisieren die Auswirkungen der spekulativen Bauvorhaben und ihrer visuellen Darstellungen auf die Wahrnehmung des städtischen Raums, während eine Mischung aus praktischen und ironischen (viel mehr als optimistischen oder utopischen) Zukunftsspekulationen die Architekturprojekte Florian Bengerts charakterisiert.

Begleitet und strukturiert werden die ausgestellten Projekte durch Kurztexte über post-futuristische Entwurfsstrategien, welche von Ana Jeinić verfasst und von Andreas Töpfer illustriert wurden. Die Ausstellung wird durch ein Symposium mit den teilnehmenden ArchitektInnen und KünstlerInnen und eingeladenen Gästen ergänzt. Außerdem wird der Weblog Architecture After the Future die Krise des Zukunftsbegriffs in der Gegenwartsarchitektur aus einer breiteren Perspektive beleuchten und Möglichkeiten ihrer Überwindung erforschen.

AusstellungsteilnehmerInnen | Projekte:
BNGRT (Florian Bengert) – Space in Time. The Future of Logistic Landscapes
Miloš Kosec – I Would Prefer Not To. The Emergence of the Reluctant Architect
Ersi Krouska – Penelope Pop-Up. Refugee Tent System
Paul Landon – Dissolving Futures
Paolo Patelli – The Architecture (an Archeology) of a Post-Nation. A Design-Based Inquiry into the Prototypes of the European Project
José Tomás Pérez Valle – No Man’s Land. Subtracting the Border
Selim Projects (Mika Savela & Henrik Drufva) – Proxima Utopia
Sibilasoon (Bika Rebek) and Amore Agency (Noemi Polo) – The Invisible Window
Kuratiert von: Ana Jeinić
Ausstellungsgestaltung: Ana Dana Beroš
Illustrationen: Andreas Töpfer
Projektleitung: Janosch Webersink

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Weiterführende Links:
Haus der Architektur