Veranstaltung

Junge Schweizer Architektur
Ausstellung
2. April 2005 bis 22. Mai 2005
Architekturmuseum Basel
Steinenberg 7
CH-4001 Basel


Veranstalter:in: S AM Schweizerisches Architekturmuseum
Eröffnung: Freitag, 1. April 2005, 18:00 Uhr

Ästhetik der subversiven Anpassung

Junge Schweizer Baukünstler im Architekturmuseum Basel

12. April 2005 - Lutz Windhöfel
An den Schweizer Hochschulen und Fachhochschulen gehörte das Studium der Architektur während der letzten 25 Jahre zu den boomenden Fächern, und die Folgen waren absehbar. Junge Kreativteams, die, kaum selbständig, in diesem Metier wie Shootingstars aus der Masse der Baukünstlerschaft aufleuchteten, wurden entsprechend bewundert. Architektenteams wie Jüngling und Hagmann in Chur, Giraudi und Wettstein in Lugano, Gigon und Guyer in Zürich oder Miller und Maranta in Basel zeigten, dass sie auf frühe Erfolge durchaus die Basis für eine spätere Karriere legen können.

Wenn das Architekturmuseum Basel nun den zweiten Zyklus seiner 1996 gestarteten Reihe «Junge Schweizer Architektur» zeigt, so unternimmt es den verdienstvollen Versuch einer nationalen Blütenlese, auch wenn sich die Verantwortlichen um Ulrike Jehle explizit jeder Wertung enthalten und aus dem Dreieck Lausanne - Zürich - Basel nur drei «Positionen» nebeneinander zeigen wollen. Aber Positionen sind nicht einfach da, sondern ergeben sich aus einem Arbeitskontinuum - und dies heisst Baupraxis. So können sich denn die Häuser, die Bonnard und Woeffray aus Lausanne, Unend aus Zürich und Lost Architekten aus Basel gebaut haben, alle sehen lassen. Das Team aus der Romandie realisierte Schulen in Blonay, Fully und Lausanne, ein Mehrfamilienhaus in St-Maurice, ein Wohn- und Bürohaus in Monthey und ein Einfamilienhaus in Troistorrents. Lost Architekten aus Basel bauten ein Einfamilienhaus in Therwil und Unend aus Zürich eine Werkhalle sowie ein Büro- und Gewerbegebäude in Bülach; Sanierungen, Umbauten, Erweiterungen und Wettbewerbsprojekte runden die Werklisten der drei Architektenteams ab.

Die «Positionen» aller drei Büros scheinen sich in der Haltung zu Grundriss, Fassaden, Erschliessungen, Materialwahl und Raumdisposition zu vereinen. Alle bauen hell mit grossen Fensteröffnungen. Die Struktur der Häuser ist immer linear, der euklidischen Geometrie verpflichtet, sowohl in der Gesamtform als auch in der Organisation. Die Architekten schätzen alle den Sichtbeton und scheuen den kräftigen Einsatz der Farbe nicht. Die Bauaufnahmen (meist Fassaden) zeigen ruhige, selbstbewusste Architekturen von demonstrativer Schlichtheit, die zuweilen elegant wirken. Es fehlen rhetorische Gesten, und es gibt keinen falschen Schein.

Bei Bonnard und Woeffray wird die Arbeit mit Begriffen wie Differenz und Kontrast am augenscheinlichsten. Dies insbesondere bei Konstruktionen, deren Grundstücke nicht freistehend und isoliert von anderen Architekturen sind. In der mehrheitlich bunten Baulandschaft, die um den Genfersee und entlang der Rhone während der letzten 50 Jahre entstand, sind die Häuser integrierte Solitäre, die zwar Morphologien und deren Rhythmen beachten, aber durch eine Verschiebung, durch asynchrone Takte und Noten deren Schwingung beruhigen und so konzentrierter erscheinen lassen. Obwohl die Differenzen minimal wirken, werden die Kontraste im Gesamtblick gross. Es entsteht eine Ästhetik der subversiven Anpassung, die Konfrontation vermeidet und subkutan wirkt.

[ Bis 22. Mai im Architekturmuseum Basel. Zum Schaffen von Bonnard und Woeffray wird gratis ein Leporello abgegeben. ]

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Für den Beitrag verantwortlich: Neue Zürcher Zeitung

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