Veranstaltung

UNDEND Architekturbüro
Vortrag
Mittwoch, 8. November 2006, 18:30 Uhr
Architekturforum Zürich
Neumarkt 15
CH-8001 Zürich


Veranstalter:in: Architekturforum Zürich

Experiment und Innovation

Bauten und Projekte des Büros UNDEND Architektur aus Zürich

Viele junge Schweizer Architekten entwerfen ähnlich, denn sie haben am selben Ort studiert. Die Arbeiten von UNDEND sind anders: Dieses Büro versteht es, schweizerische Architektentugenden mit einer unverkrampften Entwurfsstrategie zu bereichern.

3. November 2006 - Peter Omachen
Bis in die achtziger Jahre nutzte die ETH Zürich ihre traditionelle Führungsposition in der Deutschschweizer Architekturausbildung für die Verbreitung des Gedankenguts der klassischen Moderne. Seit den neunziger Jahren ist eine kontinuierliche Öffnung der Hochschule insbesondere zum angelsächsischen Raum hin zu beobachten. Sie geht einher mit einer zunehmenden Mobilität der Studierenden, die ihre Ausbildung immer häufiger auf verschiedenen Kontinenten absolvieren. Diese Verlagerung beginnt sich nun auch auf die gebaute Architektur in der Deutschschweiz auszuwirken insbesondere im Raum Zürich, der in vielfacher Hinsicht Drehscheibe des internationalen Gedankenaustauschs ist.

Angelsächsischer Einfluss

Das Zürcher Büro UNDEND ist ein typisches Produkt dieser Entwicklung. Bezeichnenderweise gehören die fünf Partner mit den Jahrgängen 1964 bis 1978 derzeit zu den erfolgreichsten Zürcher Architekten der jüngsten Generation. Dieter Dietz, Urs Egg, Christian Meili, Raffael Baur und Dieter Vischer haben ihre Ausbildungen an der New Yorker Cooper Union School of Architecture und an der ETH Zürich absolviert. 1997 von zwei Partnern gegründet, besteht UNDEND derzeit aus acht Mitarbeitern. - Der schweizerisch-angelsächsische Einfluss ist bei ihren Bauten und Projekten unverkennbar. Das sorgfältige Analysieren des Ortes und seiner Geschichte sind typische Schweizer Architektentugenden. Ebenso sind die gewissenhafte Konstruktion und die sorgfältige Detaillierung vertraute Attribute der hiesigen Architektur. Etwas ungewohnter sind der experimentelle Zugang und das permanente Hinterfragen von Konventionen und Werthierarchien, die in den Arbeiten von UNDEND für Irritationen sorgen. Diese flexible Strategie scheint sich bei schwierigen Ausgangslagen zu bewähren, wie etwa beim «Haus Eins» in Bülach. Bei diesem 2005 fertiggestellten grossen Geschäfts- und Gewerbebau in der Nähe des Flughafens war zu Planungsbeginn vieles noch offen: Grösse und Nutzung waren ebenso unbestimmt wie die künftige bauliche Umgebung dieses ersten Gebäudes auf dem Gelände.

Die Architekten suchten sich ihre Bezugspunkte in der grossräumigen Topographie und in den Spuren der römischen Vergangenheit. Das Ergebnis ist ein Gebäude, dessen orthogonales System durch Schrägen und spitze Winkel durchbrochen wird. Um für jede Gebäudehöhe gestalterisch gewappnet zu sein, wurde ein Fenstersystem aus vertikalen Bändern beliebiger Länge gewählt, die oben wie abgeschnitten als Brüstungselemente des Flachdachs enden. Hier bewährte sich eine Vorgehensweise, die UNDEND regelmässig anwenden: Sie hatten das System im Rahmen eines früheren Wettbewerbsprojekts entwickelt nun kam es erstmals zum Einsatz.

Während der Bauarbeiten mussten die Architekten sich laufend auf wechselnde Investoren und Nutzungsanforderungen einstellen. Diese Herausforderung, die für konventionelle Architekten ein Albtraum ist, nahmen die Partner von UNDEND spielerisch an. Das Ergebnis dieses fortschreitenden Prozesses ist ein heterogener Gebäudekomplex, der seine architektonische Prägnanz dem Zusammenspiel von klaren Regeln und freier, der konstruktiven Logik des Stahlbaus folgender Gestaltung bezieht. Das charaktervolle Haus hat die Kraft eines Ausgangspunktes und Identifikationsobjektes der neuen Siedlung.

Baukünstlerischer Mehrwert

Der experimentelle Ansatz manifestiert sich auch in der Arbeitsorganisation. Im Atelier werden die laufenden Projekte nicht einzelnen Mitarbeitenden, sondern einzelnen Tischen zugeteilt. So entstehen durch vielfältige Beiträge kollektive Produkte und eine ausdrucksstarke und unverwechselbare Architektur jenseits persönlicher Vorlieben. Dies kommt auch bei kleinen Bauten zum Ausdruck wie etwa einem Garagenanbau für ein Einfamilienhaus aus den sechziger Jahren in Bülach. Die wenigen Elemente fügen sich zu einem überzeugenden Objekt, das wie zufällig der ihm zugedachten Nutzung dient. Über die banale Zweckerfüllung hinaus wird ein unerwarteter, baukünstlerischer Mehrwert generiert.

Derzeit beschäftigen sich die Architekten von UNDEND mit der Planung der Wohnsiedlung Rautistrasse in Zürich Altstetten. Das Projekt mit 7 Mietshäusern und insgesamt 105 preisgünstigen Wohnungen ist aus einem Wettbewerb hervorgegangen und soll ab 2008 realisiert werden. Die roten Quader mit ihren abgeschrägten Kanten und Ecken wirken wie gigantische, abgestellte Reisekoffer. Das ungewohnte Erscheinungsbild beruht einmal mehr nicht auf Vorbildern, sondern auf dem Entstehungsprozess. Die unkonventionelle Entwurfsmethode darf als flexibles Zukunftsmodell für einen immer komplexeren Bauprozess gelten.

[ Die Architekten von UNDEND stellen ihre Arbeiten am 8. November um 18.30 Uhr im Architekturforum Zürich vor. ]

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Für den Beitrag verantwortlich: Neue Zürcher Zeitung

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