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werk, bauen + wohnen 7/8-07
Hochwasser
werk, bauen + wohnen 7/8-07
zur Zeitschrift: werk, bauen + wohnen
Es ist noch gar nicht so lange her, dass man Naturkatastrophen mehr mit historischem Interesse begegnete, wenigstens in unseren Breitengraden. Dass in Indien oder in einer chinesischen Provinz nach einem Hochwasser Tausende Menschenleben zu beklagen waren, nahm man mit Trauer und Bedauern zur Kenntnis und half, war aber auch froh, dass solches weit weg von uns geschah. Keiner sprach von Klimawandel, und niemand hätte vor zwei Jahrzehnten gedacht, dass sich die sogenannten Jahrhundertereignisse eines Tages häufen würden. Inzwischen sind wir wohl so weit. Dass die Temperaturen steigen, ist mittlerweile unbestritten, und schon wenige Grade globale Erwärmung haben das natürliche Gleichgewicht der Umwelt bedenklich aus dem Lot gebracht. Wir kennen die Folgen. Mit Flüssen, die über die Ufer treten und verheerende Schäden an Leib und Gut verursachen, werden wir vermehrt zu rechnen haben. Vieles wird man mit baulichen Vorkehrungen schützen wollen und können, besonders im Bereich der Siedlungen, doch gibt es auch Orte, wo aus wirtschaftlichen Gründen das letzte Risiko nicht aus der Welt zu schaffen ist. Mehr denn je sind deshalb heute präventive Massnahmen im Bereich der Planung wichtig. Mit dem Instrument der Gefahrenkarten soll verhindert werden, dass in gefährdeten Lagen neu gebaut wird. Die detaillierten Karten geben Aufschluss über zu erwartende Wassermengen und Pegelstände und definieren die unterschiedlichen Gefahrenbereiche, die es bei Bauvorhaben zu berücksichtigen gilt. Dort, wo sich ältere Gebäude bereits in gefährdeten Zonen befinden, legen die Karten besondere Schutzmassnahmen nahe. Diese ziehen in der Regel enorme Investitionen nach sich und gereichen den Landschaften und Siedlungen in städtebaulicher und architektonischer Hinsicht selten zum Vorteil. Dass dem nicht so sein muss, möchte dieses Heft zeigen. An grösseren und kleineren Flüssen, die in den letzten Jahren vermehrt ausserordentliche Hochwasser geführt haben und auch in Zukunft bringen werden, sind in unterschiedlicher Weise bauliche Schutzvorkehrungen getroffen worden, die interessante architektonische Qualitäten aufweisen, etwa in Wörth am Main oder in Krems-Stein an der Donau. In Brezice (Slowenien) schlägt ein Projekt vor, aus der Not eine Tugend zu machen und ein vom Hochwasser bedrohtes Gebiet in eine naturnahe Freizeitlandschaft zu verwandeln. Schutzvorrichtungen sind generell gegen das Wasser gerichtet und versuchen, es auf- und abzuhalten. Es gibt auch eine andere Haltung: Im Freiluftbad Niederrad steht ein Kiosk – es sei denn, dass der Main steigt, dann schwimmt er nämlich. Und in Passau hat man sich darin geschickt, dass die Donau alle paar Jahre über die Ufer tritt. Entsprechend werden die Erdgeschosszonen des ufernahen Stadtteils nur temporär genutzt. Im Erdgeschoss des Hauptzollamts von 1851 werden bei Hochwasser grosse Tore geöffnet, damit das Wasser durchfliessen kann. Eine fatalistische Haltung oder Gelassenheit? So oder so, wir werden nicht darum herum kommen, mit künftigen Fluten zu leben. Die Redaktion

Thema

Walter Zschokke
Städte mit Flüssen Passau und Krems an der Donau

Peter Jenni
Land für das Wasser Landschaftsgestaltung als Hochwasserschutz
anhand des Siegerprojektes Europan 8 für Brezice (Slowenien) von NetGlue, 2006

Roberto Loat
Kartierte Gefahren Gefahrenkarten als Grundlage für eine angepasste Raumnutzung

Alpine Interventionen Bilder von Paul Divjak

Martin Tschanz
Eine Arche Einfamilienhaus in San Nazzaro von Conradin Clavuot

Enrico Santifaller
Schwimmfähige Gebrauchsplastik Imbissgebäude für das Licht- und Luftbad in Niederrad von Meixner Schlüter Wendt Architekten

Klaus Dieter Weiss
Hafencity Ein Eckgebäude von Jan Störmer Partner

Enrico Santifaller
Das Wörther Modell Hochwasserschutz in Wörth von Trojan Trojan Wendt


Forum

Kolumne: Dieter Bachmann
EFH: Wohnhaus in Frontenex GE von Charles Pictet
Zum werk-material: Wohnanlage Rietblick in Gottlieben von Antoniol + Huber + Partner
Zum werk-material: Wohnüberbauung Reussinsel in Luzern von Andreas Rigert + Patrik Bisang
Wettbewerb: Projektwettbewerb und Studienauftrag Justizvollzugsanstalt Kanton Solothurn
Ausstellung: «100 Jahre Deutscher Werkbund» in München
Ausstellung: «Lessons from Bernard Rudofsky»
Ausstellung: «In heikler Mission» im Schweizerischen Landesmuseum Zürich
Innenarchitektur: Möbelmesse Mailand
Veranstaltung: 16. Europäischer Tag des Denkmals
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Antoniol + Huber + Partner, Frauenfeld: Wohnanlage Rietblick in Gottlieben, TG
Andreas Rigert + Patrik Bisang, Luzern: Wohnüberbauung Reussinsel, Luzern

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