Zeitschrift

Hintergrund 38 Hintergrund
Tel Aviv
Hintergrund 38 Hintergrund
Hintergrund 38 Hintergrund
zur Zeitschrift: Hintergrund
Herausgeber:in: Architekturzentrum Wien

Zum Anteil österreichisch-jüdischer Architekten am Aufbau Palästinas

26. März 2008 - Ursula Prokop
Als Theodor Herzl 1896 mit seiner Aufsehen erregenden Publikation „Der Judenstaat“ an die Öffentlichkeit trat , stieß er insbesondere bei den Wiener Juden auf wenig Gegenliebe für seine zionistischen Utopien. Obwohl sich gerade in Wien, verwiesen sei auf den Aufstieg der Christlichsozialen unter Karl Lueger, ein immer aggressiver agierender Antisemitismus breit machte, der – neben der Affäre Dreyfuss in Paris – einer der Auslöser für Herzls Ideen war. Ungeachtet aller Ausfälle der Antisemiten stand die Wiener assimilierte Judenschaft Herzls zionistischer Bewegung äußerst skeptisch bis ablehnend gegenüber. Symptomatisch für diese Haltung ist Karl Kraus’ berühmtes Pamphlet „Eine Krone für Zion“, das er 1898 als vehemente Absage an Herzls „Judenstaat“ publizierte. Dem entsprechend war auch die Situation unter den jüdischen Architekten in Wien. Viele hatten ihrer Glaubensgemeinschaft den Rücken gekehrt und waren nicht selten mit Nichtjüdinnen verheiratet, manche von ihnen waren auch Bürogemeinschaften mit Nichtjuden eingegangen. Erst die Ereignisse des Jahres 1938, als nach dem sogenannten „Anschluss“ Österreichs an NS-Deutschland in Wien eine schreckliche Judenhetze ausbrach, erwiesen sich die Illusionen der Assimilanten (manche waren sich gar nicht mehr bewusst, dass sie für die Nazis als Juden galten) als gescheitert. Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht, dass der Anteil österreichischer Juden am Aufbau Palästinas ein relativ geringer war. Es waren nur wenige, die sich für den Zionismus engagierten, obwohl deren Beitrag zum Teil durchaus bemerkenswert ist.

Ungeachtet der oben dargelegten skeptischen Haltung vieler Wiener Juden gegenüber dem Zionismus, gehörten zwei Architekten zu den unmittelbaren „Gründervätern“ Palästinas, die in engem persönlichen Kontakt mit Theodor Herzl ihre Pläne für ein zu errichtendes Zion entwickelten. Allen voran Oskar Marmorek (Skala/Galizien 1863 – Wien 1909), der Herzl bereits 1895 – noch vor der Drucklegung des „Judenstaates“ – in Paris kennengelernt hatte und neben Max Nordau zu den Gründungsmitgliedern der zionistischen Organisation gehörte. Der aus Galizien stammende Marmorek hatte sich nach seinem Studium am Wiener Polytechnikum anfangs vor allem mit spektakulären Ausstellungsbauten (darunter die berühmte Schau im Wiener Prater „Venedig in Wien“, 1895) einen Namen gemacht. Aus Unzufriedenheit über das Konkurrenzwesen in Österreich hatte er sich auch kurzfristig als Herausgeber der Architekturzeitschrift „Concurrenzen und Neubauten“ betätigt, wo er sich insbesondere für die aufkommende Moderne, wie sie von Otto Wagner und dessen Schülern propagiert wurde, engagierte. Dieser Ausrichtung der frühen Wiener Moderne entsprach auch weitgehend Marmoreks späteres architektonisches Werk, das großteils in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts entstand und vor allem Mietshäuser umfasste (darunter das Wohn- und Geschäftshaus, „Rüdiger-Hof“, Wien 5, Hamburger Straße 20, 1902).

Er und sein Bruder Alexander (1865-1923), der als Bakteriologe in Paris lebte, freundeten sich bald mit Herzl an und wurden in der Folge zu glühenden Verfechtern des Zionismus. Als Mitarbeiter der Zeitschrift „Die Welt“, des Zentralorgans der zionistischen Organisation, veröffentlichte Oskar Marmorek, nach einer Aufforderung Herzls, 1897 unter dem Übertitel „Baugedanken für Palästina“ zwei Artikel, die sich mit der Architektur des künftigen Judenstaates befassten: „Der Tempel“ und „Das Bauernhaus“. Die beiden Aufsätze, die sich sehr theoretisch mit Stil- und Funktionsfragen auseinandersetzten, zeigen jedoch, wie sehr Marmorek als Kind seiner Zeit argumentierte. Analog dem Postulat der „Modernen“ rund um Otto Wagner, die den Bruch mit dem Historismus und eine „Naissance der Baukunst“ anstrebten, forderte auch Marmorek, dass die Juden „nicht eine Wiederhervorzerrung der alten, ihrer Zeit entsprechenden, nun aber längst überholten todten (sic) Form (in der Architektur) erstreben“ sollten. Generell waren die beiden Artikel jedoch eher allgemeiner Natur, dennoch scheinen sie eine gewisse Resonanz in jüdischen Kreisen ausgelöst zu haben. In einem neuerlichen Angriff auf Herzl und dessen zionistische Ideen fühlte sich Karl Kraus bemüßigt, dessen „Luftschlösser von Zion, erbaut von Herrn Marmorek“ spöttisch ins Visier zu nehmen. Herzl selbst setzte dahingegen Marmorek mit der Figur des Architekten Steineck in seinem Roman „Altneuland“ ein Denkmal.

Dessen ungeachtet war es Marmorek jedoch nicht vergönnt tatsächlich ein Projekt in Palästina zu realisieren. 1903 nahm er als Bausachverständiger an einer Expeditionsreise nach El Arisch auf der Halbinsel Sinai teil, um die Möglichkeiten einer Besiedlung dieser Gegend zu erkunden, und in diesem Kontext begann er sich mit einem Plan für eine Hafenanlage zu befassen. Aufgrund von Bewässerungsproblemen wurde die Idee der Besiedlung dieser Gegend jedoch bald aufgegeben. Auch das von Marmorek 1909 in Angriff genommene Projekt der Errichtung eines Technikums in Haifa wurde nicht weiter verfolgt. Noch im April desselben Jahres beging Marmorek Selbstmord am Grab seines Vaters. Depressionen, Krankheit und eine schlechte Auftragslage dürften die Ursache für diese Tragödie gewesen sein.

Konkreter hingegen ist der Beitrag des anderen „Gründervaters“ Wilhelm Stiassny (Pressburg 1842 – Bad Ischl 1910). Der eine Generation ältere Stiassny stand in einer Art von Lehrer-Schüler Verhältnis zu Marmorek, der in seinen Anfängen in seinem Büro gearbeitet hatte. Im Gegensatz zu Marmorek zählte Stiassny jedoch zu den meistbeschäftigten Architekten Wiens im ausgehenden 19. Jahrhundert. Außer einer Unzahl von Mietshäusern hat er auch Schulen, Spitäler, Fabriken und insbesondere eine Reihe von Synagogen errichtet. Neben seiner äußerst fruchtbaren architektonischen Tätigkeit bekleidete Stiassny nahezu dreißig Jahre (1878-1910) die Funktion eines Wiener Gemeinderates und war maßgeblich am Ausbau der Wiener Infrastruktur beteiligt. Darüber hinaus war er ein engagiertes Mitglied der Wiener Kultusgemeinde, wo er neben seiner Zuständigkeit für das Bauwesen sich insbesondere um soziale Anliegen kümmerte. Auf seine Initiative ist auch 1895 die Gründung des Jüdischen Museums in Wien zurückzuführen – damals das erste seiner Art in Europa.

Stiassny, der stets für ein selbstbewusstes Judentum eingetreten war, hatte sich schon lange mit Palästina befasst und auch an diversen Publikationen über das Land mitgearbeitet. Höchstwahrscheinlich kam er über die Vermittlung von Marmorek mit Theodor Herzl in Kontakt und wurde in der Folge zu einem engagierten Mitstreiter für die Anliegen des Zionismus. Bereits 1897 beim
1. Zionistenkongress in Basel gehörte Stiassny dem „Engeren Aktionskomitee“ an (dem eigentlichen Exekutivorgan der Bewegung). Während Herzl aber eher auf der politischen Ebene agierte, engagierte sich Stiassny unmittelbar für die Besiedlung Palästinas. 1904 gehörte er daher zu den Mitbegründern des „Jüdischen Kolonisationsvereines“ und hielt auch in der Folge mehrere Vorträge zu diesem Thema. Als das Palästina Amt in Jaffa 1908 die beiden Wiener Architekten Marmorek und Stiassny zur Erstellung eines Bebauungsplanes für die Siedlung Achusat Bajit um die Zusendung von Fachliteratur ersuchte, schickte Stiassny nicht nur eine Reihe von Schriften zu dieser Thematik, sondern äußerte auch seine Bedenken, dass Laien mit dieser schwierigen Aufgabe überfordert sein könnten. Offenbar als Konsequenz dieser Situation bot er sich an, kostenlos einen Bebauungsplan zu erstellen, und ersuchte um die Zusendung der entsprechenden Unterlagen. Nicht zuletzt hatte sich Stiassny im Rahmen seiner langjährigen Wiener Bautätigkeit, die oftmals ganze Viertel umfasste, wie insbesondere das sogenannte „Textilviertel“ im 1. Bezirk (die Gegend zwischen Schottenring und Franz Josefs-Kai) oder eine Villenkolonie in Ober-Döbling (Wien 19, Reithlegasse) große Erfahrung auf diesem Gebiet angeeignet. Als Stiassnys Entwurf schließlich im Mai 1909 in Jaffa ankam, waren in der Zwischenzeit jedoch bereits drei weitere Entwürfe angefertigt worden, und man hatte sich in der Folge auf einen definitiven Bebauungsplan geeinigt. Trotz seiner Nachfrage wurde Stiassny in Wien nicht über diese Situation informiert, was umso tragischer war, als er im Jahr darauf verstarb.

Stiassny hatte in seinem Entwurf auf Basis des Bauprogramms, das eine Wohngemeinde von rund 60 Einfamilienhäusern mit Gärten, Parkanlagen und einer Bildungsstätte im Zentrum vorsah, die damals aktuellsten Tendenzen verarbeitet, insbesondere die Gartenstadtidee von Ebenezer Howard. Eine mit Bäumen gesäumte Hauptstraße, an der auch die Geschäfte situiert sein sollten, hätte die Siedlung mit der wichtigsten Verkehrsroute von Jaffa nach Jerusalem verbinden sollen. Senkrecht dazu war eine Grünzone mit Gärten vorgesehen, die die Gemeinschaftsbauten, wie Schule und Synagoge, umgab. Die übrige Fläche war durch ein Rastersystem unterteilt, wobei die einzelnen Grundstücke jeweils für ein Einfamilienhaus mit Garten gedacht waren. Stiassny hatte dafür drei verschiedenen Haustypen entworfen, deren kubische Formen sich an lokalen Vorbildern orientierten.

Der tatsächliche Ausführungsplan von Achusat Bajit wurde schließlich aus verschiedensten Ursachen zu einer Kompilation aller vier Entwürfe – einschließlich Stiassnys – und musste vor allem auch aufgrund der topografischen Situation mehrfach abgeändert werden. Insbesondere der Umstand, dass eine mit lockerem Sand aufgefüllte Schlucht nicht bausicher war und hier eine lang gestreckte Parkanlage angelegt werden musste (später Boulevard Rothschild), führte dazu, dass das schließlich realisierte Projekt mit einer lang gezogenen Hauptachse und einer grünen Querachse in seiner Grundstruktur weitgehend Stiassnys Konzept entsprach. Darüber hinaus kamen auch im Einzelfall Stiassnys Typenhäuser zur Anwendung, so dass letztlich vieles von seinen Vorstellungen bei der Realisierung Eingang fand. Achuzat Bajit wurde bald zu einer mustergültigen wohlhabenden Vorstadt von Jaffa. 1910 wurde die Siedlung in Tel Aviv umbenannt und bildet bis heute das Herzstück der Stadt.

Unterbrochen durch den Ersten Weltkrieg kam dann im Rahmen einer größeren Einwanderungswelle eine jüngere Generation von Architekten nach Palästina, die sich am Aufbau beteiligten. Darunter der aus Wien stammende Jakob (auch Jakov oder Jacques) Ornstein (Wien 1885 – Tel Aviv 1953). Nach einem Studium an der Wiener Technischen Hochschule, das er 1908 abschloss, arbeitete er als Bauingenieur bei der Bahn in Wien und Innsbruck. Während des Ersten Weltkrieges eingerückt, war er nach dem Krieg mit einigen Projekten für Wien befasst, um schließlich 1920 nach Palästina auszuwandern. Nachdem er in der neuen Heimat nach anfänglichen Schwierigkeiten Fuß gefasst und eine Anstellung in einem großen Baubüro gefunden hatte, konnte er seine Familie aus Wien nachkommen lassen und bald ein eigenes Atelier aufmachen. In der Folge errichtete er in den späten 1920er Jahren mehrere Wohn- und Bürohäuser und auch einige Kinos in Tel Aviv. Charakteristisch für diese Periode Ornsteins war die Tendenz zu einem betonten Dekorativismus (Katinsky House, 41 Nachalat Binyamin Street). Wieweit hier noch die Einflüsse seiner Wiener Jahre eine Rolle gespielt haben, sei dahingestellt.

Mitte der 1930er Jahre ging Jakob Ornstein eine Bürogemeinschaft mit dem wesentlich jüngeren Salomon Liaskowsky ein. Infolge der guten Baukonjunktur konnten sie innerhalb kurzer Zeit eine Reihe von Büro- und Wohnhäusern in Tel Aviv errichten, wovon viele heute allerdings nicht mehr erhalten sind. Zu ihren wichtigsten Bauten zählen das Hotel Orient (2-4 Harakvet Street, 1935), das Haus Poliashuk (62 Allenby Street, 1934) und vor allem das Haus Recanati (35 Menahem Begin Street, 1935). Im Gegensatz zu den früheren Realisationen Ornsteins orientierten sich diese Projekte an den damals aktuellen Tendenzen des „Neuen Bauens“, die seit der 1933 einsetzende Einwanderungswelle von deutschen Architekten, die vor der NS-Herrschaft geflohen waren, ins Land gebracht worden waren. Bis dahin hatte ja eine Art von späthistoristischer Kolonialarchitektur das Stadtbild von Tel Aviv geprägt. Die essentiellen Kriterien dieser neuen Architektur waren funktionalistische, ornamentfreie Bauten mit Flachdächern, wobei der elaboriert gestaltete Baukörper – oft unter Einsatz von kurvilinearen Formen – selbst zum ästhetischen Ausdrucksträger wurde. Dieser Ausrichtung folgte auch der vielleicht bemerkenswerteste Bau von Ornstein&Liaskowsky, das Haus Recanati, das mit seiner gestaffelten – von vorschwingenden Balkons geprägten – Fassade offenbar nicht zufällig von dem 1931 in Berlin errichteten Shell-Haus von Emil Fahrenkamp beeinflusst war. Die Bautätigkeit Ornsteins kam jedoch Ende der 1930er Jahre infolge des von den Briten verhängten Einreiseverbots und der damit verbunden Stagnation des Ausbaus von Tel Aviv weitgehend zum Erliegen. In seinen letzten Jahren engagierte er sich vor allem in diversen jüdischen Organisationen und hatte unter anderem die Präsidentschaft der „Association of Immigrants from Austria“ inne.

Schließlich ist noch auf Paul Engelmann (Olmütz 1891 – Tel Aviv 1965) hinzuweisen, der vor allem in kulturgeschichtlicher Hinsicht zu den bedeutendsten Persönlichkeiten zählt, die, aus Österreich (bzw. der Donaumonarchie) kommend, in den 1930er Jahren in Palästina tätig waren. Engelmann, der in Wien an der Technischen Hochschule studiert (allerdings ohne korrekten Abschluss) und die Bauschule bei Adolf Loos besucht hatte, gehörte zum innersten Kreis der Wiener Moderne der vergangenen Jahrhundertwende. Als Schüler von Adolf Loos und zeitweiliger Mitarbeiter von Karl Kraus’ Zeitschrift „Die Fackel“ war er in großem Maße von deren ethischen und ästhetischen Vorstellungen geprägt. Noch während des Ersten Weltkrieges kam Engelmann, der auch schriftstellerisch tätig war und sich mit philosophischen Fragen beschäftigte, im Rahmen eines philosophischen Zirkels mit Ludwig Wittgenstein in Kontakt. Auf dessen Empfehlung erhielt er auch seitens der Familie Wittgenstein Aufträge zum Umbau und der Einrichtung ihrer Sommervilla und ihres Stadtpalais in Wien (beide Gebäude existieren nicht mehr) und wurde in der Folge zu einem engen Vertrauten der Familie. Im Rahmen dieser Kontakte ergab es sich, dass Paul Engelmann ab 1925 auch mit den Planungsarbeiten für eine Stadtvilla für Margaret Stonborough, die Schwester Ludwig Wittgensteins, beauftragt wurde. Im Zuge der äußerst komplizierten Baugeschichte des Projektes schaltete sich zuletzt auch Ludwig Wittgenstein selbst in das Vorhaben ein und fertigte auf Basis von Engelmanns Entwürfen die endgültigen Pläne aus. Die schließlich in den Jahren 1927/28 realisierte Stadtvilla (Wien 3, Kundmanngasse 19), die zweifellos auch sehr den Ideen von Adolf Loos verpflichtet war, ist unter dem Namen „Wittgensteinhaus“ als einer der bedeutendsten Bauten der klassischen Moderne in die Architekturgeschichte eingegangen und bis heute Thema zahlreicher Studien, sei es architektonischer oder philosophischer Natur.

Engelmann, der sich schon sehr früh für den Zionismus begeistert hatte, wollte eigentlich schon Mitte der Zwanzigerjahre nach Palästina auswandern und weckte mit diesem Vorhaben auch das Interesse Wittgensteins. Infolge mehrerer Bauaufträge (neben dem Wittgensteinhaus in Wien konnte er vor allem einige Wohnhäuser in Mähren realisieren) musste er dieses Vorhaben jedoch verschieben und kam schließlich erst 1934 nach Palästina, wo er sich in Tel Aviv niederließ. Obwohl die Voraussetzungen relativ gut waren und die Stadt durch eine neuerliche Zuwanderungswelle in diesen Jahren einen Bauboom erfuhr, arbeitete Engelmann, der sich lieber seinen Studien und der schriftstellerischen Tätigkeit hingab, nur fallweise – wenn er gerade Geld benötigte – als Architekt. Dies erklärt sein relativ bescheidenes Œuvre aus diesen Jahren und seine weitgehende Beschränkung auf innenarchitektonische Aufgaben. Neben seiner Tätigkeit für Arthur Wachsbergers Firma „The cultivated home“, stattete er u. a. die Innenräume des King David Hotels, sowie den Touristen- und Presseclub in Jerusalem aus. Außerdem richtete er in Tel Aviv die Räumlichkeiten der Bank Hapoalim ein. Allerdings entstanden in dieser Zeit – in Zusammenarbeit mit Kurt Unger – auch einige größere Projekte, wie zwei Konkurrenzentwürfe für städtebauliche Wettbewerbe, darunter für einen Marktplatz in Haifa und ein Stadtzentrum von Neu-Akko. Tatsächlich zur Ausführung gelangten jedoch nur einige Einfamilienhäuser. Das einzige noch erhaltene Gebäude ist das Haus Yadlin in Haifa, das 1937/38 errichtet wurde. Engelmann passte hier die Ideen des Loos’schen Raumplanes an die klimatischen Verhältnisse an und orientierte sich formal – insbesondere mit dem halbzylindrischen Annex – an die damals gängige Architektur des „Neuen Bauens“. Was Engelmanns Bautätigkeit in Tel Aviv betrifft, so ist unter anderem ein Entwurf für das Haus eines Bankdirektors erhalten, der klassizierend mediterrane Motive aufweist, wie einen offenen Säulengang, der um einen atriumartigen Innenhof angeordnet ist. Es ist jedoch nicht geklärt, ob dieses Projekt zur Ausführung gelangte, so wie generell sein architektonisches Werk für die Stadt noch nicht zur Gänze aufgearbeitet ist.

Neben den hier angeführten Architekten, gab es noch einige, für die Palästina jedoch nur ein kurzes Intermezzo bedeutete. Insbesondere aufgrund der äußerst lückenhaften Quellenlage, die die Forschung auf dem Gebiet der Emigration ungemein erschwert (bis heute verlieren sich viele Spuren der aus Österreich vertriebenen Architekten im Nichts) ist es durchaus wahrscheinlich, dass das tatsächliche Ausmaß größer ist, als hier dargelegt.

teilen auf

Für den Beitrag verantwortlich: Hintergrund

Ansprechpartner:in für diese Seite: Martina Frühwirthfruehwirth[at]azw.at

Tools: