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Bauwelt 28.08
Claude Laurens
Bauwelt 28.08
zur Zeitschrift: Bauwelt

Düsseldorfer Geweihe

52 künstliche Elchgeweihe zieren in immer gleicher Ausführung die Fassade des Gelben Hauses. Sie sind fest verschraubt und bilden eine neuartige Interpretation einer rein dekorativen Fensterverdachung. Warum die Mönchengladbacher Architekten sich für diese Belustigung entschieden haben, bleibt ihr Geheimnis. Die Vorlage stammt von einem schwedischen Großwildjäger.

24. Juli 2008 - Arnd Gatermann
Im Herbst finden sich auf Waldlichtungen Hirsch- und Elchbullen ein, die, mit mächtigem Geweih ausgestattet, laut röhrend um die Gunst einer Kuh buhlen; ein beliebtes Motiv, das in Öl gemalt über manchem Sofa hängt und zum Gelsenkirchener Barock gehört.
Vor mehr als dreißig Jahren schrieb der Architekturtheoretiker Heinrich Klotz seinen Bauwelt-Artikel „Die Röhrenden Hirsche der Architektur“ (Heft 26.74). Drei Jahre später erschien sein gleichnamiges Buch, mit dem Zusatz „Kitsch in der modernen Baukunst“. Mit seiner beißenden Kritik am Trivia­len sorgte Klotz für Aufsehen. Was damals nur als Metapher für „Exotik und Ornament, artifizielle Patina, Heimweh nach Tradition, laszive Lockerheit und durcheinandergeworfene Vokabeln der Großmannsucht“ gemeint war, ist nun Realität geworden: in Düsseldorf, Rather Straße 49, zwischen Flughafen und City. Im Umfeld umgenutzter Industriebauten steht ein Büro- und Ateliergebäude mit dem Namen „Gelbes Haus“, in das Modefirmen mit ihren Showrooms eingezogen sind. Das Haus ist gelb, da es daneben noch ein Gebäude mit roter und eines mit weißer Fassade gibt. Abgebildet ist keine Fotomontage und auch kein Rendering: Die 52 Schaufelgeweihe in vier Reihen auf rautenförmig gemusterter Fassade gibt es tatsächlich. Vollständigen Artikel ansehen.

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