Zeitschrift

hochparterre 12|2008
Zeitschrift für Architektur und Design
hochparterre 12|2008
zur Zeitschrift: hochparterre
Der Hasenmonat

Im Dezember ist die Niederjagd offen. Die Jägerinnen hocken auf ihren Hochsitzen, frieren und passen auf Füchse, Eichelhäher und Hasen. Zeit auch für Hochparterre, für die Sendung «Kulturplatz» des Schweizer Fernsehens und für das Museum für Gestaltung Zürich, die Besten des Jahres in Architektur, Landschaft und Design zu küren und mit dem Hasen in Gold, Silber und Bronze auszuzeichnen. Die Kuratoren sind drei Jurys mit je fünf Frauen und Männern aus unterschiedlichen Berufen und Branchen der Gestaltung und aus verschiedenen Gegenden. Ihre erste Arbeit heisst vier Favoriten nominieren. Dann stellen sie Dossiers zusammen, treffen sich mit den Kolleginnen und Kollegen und wählen die drei Besten aus. Ihre Arbeiten sind Thema des Dezemberheftes von Hochparterre. Der Kulturplatz widmet ihnen Filme und das Museum für Gestaltung Zürich präsentiert die Besten in einer kleinen Ausstellung. Dazu gibt es eine beschwingte Feier mit Hasenrede und TV-Show-Charme.

Da die Besten mitsamt den Hasen bald zwanzig Jahre alt sind, regiert neben der Sorgfalt und dem Engagement auch die Macht der Gewohnheit. Die Auszeichnung ist gewichtig und sie stiftet – im besten Fall – Anregungen. So tauchten auch dieses Jahr neben erwarteten Projekten wie dem Nationalparkzentrum Überraschungen auf: Zum Beispiel Giorgi Winters Zuneigung zu den Kakibäumen im Tessin. Die Jury erweitert Landschaftsarchitektur um einen frischen und unakademischen Beitrag. Die Rauminstallation des Maurerroboters an der Architektur-Biennale in Venedig von Gramazio & Kohler erlegt den Hasen in Gold – in der Kategorie Design und nicht Architektur! Erfrischend auch dies: Die Grenzen der Disziplinen verschwimmen. Und neckisch, dass dies ein Beitrag leistet, der unter dem Thema «Architekturforschung» segelt. Forschung in Architektur wurde ja erfunden, um ihr endlich akademischen Respekt zu bescheren. Dass die Designer die Robotermauer nun für ihr Tun reklamieren, zeigt auch, auf welche Zuversicht diese Disziplin zu setzen scheint. Zumal die Jury auf den zweiten Platz einen Entwurf eines Studenten in Textildesign setzte und auf den dritten eine Leuchte, deren Designer Daniel Düsentrieb sein könnte. Dreimal Forschung, Lehre und Prototyp – ein erfrischendes Selbstverständnis eines Berufs, der gerne auf den Befehl des Marktes und des Konsums reduziert wird.
Köbi Gantenbein

04 Meinungen
06 Funde
09 Kolumne
15 C-Ausweis

16 Architektur: Hase in Gold: Nationalparkzentrum Zernez. Valerio Olgiati im Gespräch.
22 Architektur: Hase in Silber: Hofstatt in Pregassona. Wohnen mit Hof und Himmel.
26 Architektur: Hase in Bronze: Kunst(Zeug)Haus Rapperswil. Ein wogendes Oberlicht für die Kunst.
28 Landschaft: Hase in Gold: Kartause Valsainte. Ein Abbruch ehrt die Landschaft.
34 Landschaft: Hase in Silber: Kakibäume im Tessin. Eine Frucht bringt Farbe ins Tal.
38 Landschaft: Hase in Bronze: Lärmschutzwand bei Luzern. Eine Schlangenhaut für hohe Wände.
42 Design: Hase in Gold: Robotermauer an der Biennale Venedig. Installation im Rampenlicht.
48 Design: Hase in Silber: Vorhang mit Magneten. Ein Stoff wird modellierbar.
52 Design: Hase in Bronze: Die Aufziehleuchte. Licht aus eigenem Antrieb.

56 Jury

58 Anerkennungen

64 Nominierte

66 Bücher

68 Raumtraum
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