Zeitschrift

hochparterre 01-02|2009
Zeitschrift für Architektur und Design
hochparterre 01-02|2009
zur Zeitschrift: hochparterre
Viel Geld für Alpenresorts

Neulich lehnte die Gemeindeversammlung von Samedan mit grossem Mehr ab, dass auf Muottas Muragl ein Kunsthaus mit einem Luxushotel gebaut werden kann. 250 Mio. Franken hätte es gekostet. Ein paar Wochen zuvor versenkte die Nachbargemeinde Celerina einen Hotelturm von Mario Botta und ein Luxusresort in Bever ist ebenfalls gestrandet. Alle Vorhaben versprachen viele Arbeitsplätze und internationalen Glanz fürs Oberengadin. Doch die Bevölkerung will das grosse Auftrumpfen nicht. Aber der Reunionsplatz der Reichen und Schönen scheint nicht massgebend zu sein für den Alpenbogen.

Das zeigt die Titelgeschichte von Rahel Marti ab Seite 16. Sie hat zwischen Wallis und Graubünden gut 50 Vorhaben zusammengetragen, die mit gut 6 Milliarden Franken die Alpen retten wollen. Neben ein paar nun schon reifen Versprechen, wie der Hotelturm auf der Schatzalp oder der Ausbau des Kaltbades auf der Rigi von Mario Botta, sind darunter grosse Baustellen in Adelboden, Bad Ragaz oder Laax. Der rote Faden durch die 50 Projekte hat zwei Begriffe: «Klotzen», unter 50 Mio. Franken geht wenig, und «Resort». Es entstehen nicht einzelne Häuser, sondern Anlagen mit Hotels, Zweitwohnungen, Läden und Bädern. Rahel Martis Reportage beruht auf einer «Denkwerkstatt». Hochparterre hat zusammen mit Mountain Wilderness und der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz Täter, Komplizinnen und Interpreten solcher Pläne eingeladen: von Reto Gurtner, Laax, über Benno Nager, Andermatt, bis zu Hansruedi Müller, Universität Bern. Und die Debatte geht weiter. Am 29. Januar veranstalten wir zusammen mit dem Schweizer Heimatschutz im Naturhistorischen Museum Bern die Tagung «Mehr Baukultur, bitte!» Oder anders herum: Gut, wenn die Tourismusregionen vorankommen. Doch unbedingt nötig sind dafür planerische und architektonische Qualitäten, das Mitwirken breiter Kreise und nicht das landesübliche Recht des Stärkeren.

6 Milliarden für die Alpen — und wo bleibt die Krise? Das fragte Meret Ernst Designerinnen und Designer, die viel kleinere Brötchen backen. Wie rüsten sie sich für die kälter werdenden Winde? Wie die grossen Klotzer im Resortgeschäft sind auch die kleinen Ateliers frohgemut und zuversichtlich: «Augen zu und durch», «so schlimm wird es schon nicht werden» und «die Leute werden auch in einem halben Jahr noch kaufen und wir also produzieren». Wir von Hochpar-terre schliessen uns nur teilweise an; wir haben das Budget 2009 auf 20 Prozent Umsatzeinbruch eingerichtet und sind auf den Estrich gestiegen, um zu schauen, ob die Motten die Wintermäntel noch nicht aufgefressen haben.
Köbi Gantenbein

04 Meinungen
06 Funde
09 Sammeln und zeigen
15 B-Ausweis

16 TIitelgeschichte: Die Rettung des Tourismus …
… oder ein fauler Trick? In den Bergen wachsen eine Menge Resorts. Retten sie den Alpentourismus? Ein Bericht und Überblick.
26 Wettbewerb: Zürichs Kunstpalazzo
Stein vor Glas für das Kunsthaus. Das Resultat vieler Vorgaben.

28 Design: Voll die Krise
Designerinnen und Designer berichten, wie sie die Krise sehen.
32 Architektur: Neuer Glanz
Das Bundeshaus ist saniert und in der Gegenwart angekommen.
34 Verkehr: Auf der Hardbrücke wirds eng
Nun will auch das Tram mitspielen.
38 Architektur: Ein Tag in der Zackenanlage
24 Stunden im Einkaufszentrum Westside. Eine Reportage.
42 Design: Der Weg zu neuem Licht
Eine neue Leuchte von Spinform und ihre Stationen.
44 Verkehr: Tiefenplanung in Bern
Ein kritischer Blick auf das Projekt «Zukunft Bahnhof Bern».

48 Leute

50 Siebensachen

52 Bücher

54 Fin de Chantier

60 Raumtraum
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